22. November 2024

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Auf dem Rücken der Pferde durch Argentinien

Marcos Villamil neben seinem Pferd Wayra kurz vor Ende seiner Reise. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Florencia Martin/dpa)

Marcos Villamil ist ein bisschen herumgekommen im vergangenen Jahr. Er hat die saftigen Weiden der Pampa gesehen und die Gipfel der Anden, er ist durch Bäche und Wälder geritten, hat dem eisigen Wind und der sengenden Sonne getrotzt.

Rund 8600 Kilometer hat der 29-Jährige mit seinen drei Pferden auf seiner Reise durch Argentinien zurückgelegt. Nach 14 Monaten im Sattel kehrt er nun nach Buenos Aires zurück.

Wie ein freiheitsliebender Gaucho

«Ich hatte schon immer den Traum, diese Reise zu machen», sagt Villamil. «Es ist die schönste Art, unser Land kennenzulernen.» Tatsächlich ist die Reiterei tief in der argentinischen Kultur verwurzelt. Der freiheitsliebende Gaucho, der mit seinen Pferden durch das weite Land zieht, gehört zu den Archetypen der heimischen Folklore. «Meine Pferde haben mir auf der Reise viele Türen geöffnet», erzählt Villamil.

Der Abenteurer wuchs zwar mitten in Argentiniens pulsierender Hauptstadt auf, verbrachte seine Ferien allerdings auf dem Landgut der Familie in der Provinz Buenos Aires. Dort lernte er das einfache Landleben kennen, ritt seine eigenen Pferde zu. Bereits 2014 unternahm er eine Reise zu Pferd über 1000 Kilometer durch die Provinz Buenos Aires.

Pro Tag etwa 35 Kilometer

Als der studierte Agraringenieur Villamil 2020 in seinem Job bei einer Bank in Buenos Aires befördert werden sollte, kündigte er kurzerhand und begann mit der Planung für seinen Rundritt durch Argentinien. «Mit dem neuen Posten hätte ich die Reise nicht gemacht», sagt Villamil. «Das hätte ich dann mein Leben lang bereut.»

Im September 2020 machte er sich mit seinen drei Pferden Mora, Wayra und Tordo auf den Weg. Von der Provinz Buenos Aires ging es durch die Pampa, durch das Tal des Río Negro bis an den Gebirgszug der Anden und dann nach Süden bis Feuerland. «Pro Tag habe ich etwa 35 Kilometer geschafft», sagt Villamil. «Nach einem Ritt von zehn Tagen habe ich immer fünf Tage Pause gemacht, damit die Pferde sich erholen können.»

Gerade im dünn besiedelten Patagonien musste er seine Strecke genau planen, um rechtzeitig zu Futter- und Wasserstellen zu kommen. «Da liegen die Höfe zum Teil 300 Kilometer auseinander», erzählt Villamil. «Manchmal habe ich tagelang keine anderen Menschen gesehen.»

Eine Rückkehr zum Ursprünglichen

In echte Gefahr geriet er auf seiner Reise durch Argentinien zwar nie, doch die eine oder andere brenzlige Situation gab es schon. In Santa Cruz warfen heftige Sturmböen Ross und Reiter einmal fast in eine Schlucht, ein anderes Mal erschreckte sich eines der Pferde und trat Villamil in den Bauch. «Wenn du dich in diesen abgelegenen Gegenden ernsthaft verletzt, ist es vorbei», sagt der 29-Jährige. «Dann finden sie deine Leiche vielleicht ein halbes Jahr später.»

Von Argentiniens südlichster Stadt Ushuaia brachte Villamil die Pferde mit dem Anhänger nach General Pico in der Provinz La Pampa und ritt von dort Richtung Norden bis an die Grenze zu Bolivien. Von La Quiaca im äußersten Norden des Landes ging es dann durch die Provinzen Salta, Chaco, Corrientes und Entre Ríos Richtung Süden wieder zurück nach Buenos Aires.

Um die Tiere nicht zu überlasten, tauschte Villamil sie jeden Tag aus: Er selbst ritt auf einem Pferd, das zweite trug das Gepäck und das dritte lief ohne Gewicht mit. Während der Ruhetage bekamen sie neben Gras auch Kraftfutter. Villamil selbst ernährte sich bescheiden. «Ich habe viele Nüsse und Trockenobst gegessen, auf das Mittagessen habe ich meistens verzichtet und abends gab es fast immer Nudeln», erzählt er.

Für den 29-Jährigen war die Reise durch Argentinien auch eine Rückkehr zum Ursprünglichen, eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. «Ich bin in der Großstadt aufgewachsen, ich bin ins Theater gegangen, habe Konzerte besucht, mich mit Freunden im Restaurant getroffen», sagt Villamil, dessen Großmutter aus Hamburg stammt. «Trotzdem habe ich mich auf meiner Reise nicht einsam gefühlt. Ich habe intensiver gelebt, mich auf den Vogelgesang oder bestimmte Gerüche konzentriert.»

Von Denis Düttmann, dpa