Im Pandemie-Jahr 2021 sind Beschäftigte in Berlin nach einer Auswertung der DAK-Gesundheit wegen psychischer Erkrankungen vergleichsweise oft bei der Arbeit ausgefallen.
Erwerbstätige DAK-Versicherte hatten in der Hauptstadt im letzten Jahr statistisch drei Fehltage pro Kopf wegen einer psychischen Erkrankung und somit mehr als Erwerbstätige im Bundesdurchschnitt (rund 2,8 Fehltage), wie aus dem aktuellen «Psychreport» der Kasse hervorgeht. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte demnach im Schnitt 38 Tage und damit so lange wie noch nie.
Für den Report hat das IGES Institut nach Angaben der bundesweit drittgrößten Krankenkasse die Daten von fast 110.000 DAK-versicherten Beschäftigten in Berlin ausgewertet.
Depressionen verursachen meisten Fehltage
In der Hauptstadt verursachten den Daten zufolge Depressionen mit Abstand die meisten psychischen Fehltage 2021 (37 Prozent). Sogenannte Anpassungsstörungen als Reaktionen auf belastende Lebensereignisse folgten an zweiter Stelle (27 Prozent). Den stärksten Zuwachs im Vergleich zum Vor-Pandemiejahr 2019 mit plus 15 Prozent gab es bei Fehltagen wegen Ängsten.
Dem DAK-Bericht nach zeigte sich – wie auch in den Jahren zuvor – ein Unterschied bei männlichen und weiblichen Beschäftigten: Arbeitnehmerinnen in Berlin verzeichneten 2021 im Schnitt 4,2 Fehltage pro Kopf wegen psychischer Erkrankungen – doppelt so viele wie Arbeitnehmer (2,1 Tage). Bei Frauen ab 55 Jahren zeigten sich demnach während der Pandemie die mit Abstand deutlichsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten.
Unterschiede in verschiedenen Branchen
Doch auch klare Unterschiede in verschiedenen Branchen wurden deutlich: Den Daten zufolge hatten Beschäftigte im Gesundheitswesen 2021 die meisten Fehltage mit einer psychischen Diagnose (4,1 Tage) – zumindest unter den DAK-Versicherten. Im Baugewerbe waren es demnach lediglich 1,7 Tage, der Handel lag mit 2,9 Tagen etwas unter dem Durchschnitt aller Branchen.
Aus Sicht von Volker Röttsches, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Berlin, zeigten die Daten, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie litten. «Die Betroffenen finden aktuell auch schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück.»
Zwar sprächen Betroffene in der Familie und beim Arzt zunehmend offener über Depressionen oder Ängste, in vielen Firmen seien psychische Probleme aber noch immer ein Tabu, kritisierte er laut Mitteilung. «Arbeitgeber müssen Stress und mögliche Belastungen mehr in den Fokus rücken und innerbetriebliche Abläufe schaffen, die die psychische Gesundheit stützen», forderte er.
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