Eine Krebserkrankung ist ein wenig wie einem Langstreckenlauf. Und das heißt: Auch wer Patienten beistehen will, sollte seine Kraft gut einteilen. Denn: «Die Belastung ist für Angehörige oft genauso stark wie für die Erkrankten», sagt Gudrun Bruns. Sie ist Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für ambulante psychosoziale Krebsberatung (BAK).
Der Zwiespalt: Hoffnung vermitteln, Ängste spüren
Die Angehörigen sind mit all ihren Ängsten, Sorgen und Zweifeln mittendrin. Ein Zwiespalt: «Sie wollen immer Halt und Zuversicht geben, können aber an den wenigsten Stellen sagen: Was, wenn es nicht gut wird?», sagt Ulrike Filippig, die selbst an Brustkrebs erkrankt war. Zwar sei es ein positiver Ansatz, wenn Angehörige Hoffnung vermitteln wollen. Dabei sollten sie eigene Sorgen und Gefühle aber nicht unterdrücken. «Einmal die Ängste ausgesprochen, nimmt es ihnen ein Stück des Schreckens», sagt Filippig, die nun als Onko-Lotsin arbeitet.
Manchmal versuchen beide Seiten, ganz viel Rücksicht zu nehmen, beobachtet sie. «Dabei wäre es so heilsam, wenn Erkrankte und Angehörige miteinander sprechen. Dann würde sich nicht so ein rosa Elefant im Raum aufbauen, den alle sehen, über den aber keiner spricht.»
Offene Gespräche – auch über schwere Themen – bergen Chancen: «Dadurch kann das Gefühl entstehen, gemeinsam die Situation zu bewältigen. Oft bringt das Patienten und Angehörige wieder näher zusammen», sagt auch Gudrun Bruns.
Das normale Leben einfließen lassen
Manche Angehörigen haben Hemmungen, im Gespräch mit Erkrankten aus ihrem Leben zu erzählen, weil im Vergleich zur Krebserkrankung vieles so banal wirkt. Doch Angehörige sollten davor keine Scheu haben, sagt Ulrike Filippig. «Viele Patienten haben eine Sehnsucht nach Normalität. Geht es immer nur um eine Person und deren Probleme, entsteht ein Ungleichgewicht.» Der Austausch kann Patienten andere Perspektiven eröffnen. Wer sich als Angehörige unsicher ist, kann fragen: Kann ich etwas Schönes mit dir teilen? Darf ich dir von Sorgen erzählen?
Hier finden Helfende Hilfe
Doch nicht immer haben Patienten Kapazitäten für Fragen oder Sorgen ihrer Familie. Keiner muss damit alleine bleiben. «Auch Angehörige können Unterstützung in Anspruch nehmen. Psycho-onkologische Dienste und Krebsberatungsstellen sind für sie gleichermaßen da», sagt Bruns. Letztlich gehe es darum, Patienten bestmöglich zu begleiten. «Entlasten können Angehörige Krebspatienten auch, indem sie sich gut um sich selbst kümmern und sich etwa Hilfe holen», sagt Ulrike Filippig.
Angebote seriöser Beratungsstellen sind grundsätzlich kostenfrei, schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft auf ihrer Internetseite. Dort gibt es eine Übersicht zu Hilfsangeboten. Unterstützung in der Nähe finden Angehörige auch beim Krebsinformationsdienst – einfach auf der Webseite die Postleitzahl in der Suche nach Krebsberatungsstellen eingeben.
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