Die schier unzähligen Bezeichnungen für verschiedene Whiskys lassen so manchen ratlos vor dem Spirituosenregal stehen. Wie soll man wissen, welcher der richtige ist?
Während sich Namen wie Scotch und Bourbon auf die Herkunft des hochprozentigen Getränks beziehen, weisen die Zusätze Single oder Blended darauf hin, ob das Destillat aus nur einer oder aus verschiedenen Brennereien kommt.
Gemeinsam ist allen Whiskys, dass sie aus Wasser, Hefe und Getreide hergestellt und gebrannt werden und dass sie in Holzfässern reifen. Doch schon beim Getreide wird es dann wieder kompliziert: Malz, Gerste, Weizen, Mais und Roggen, aber auch Buchweizen und Quinoa – pur oder in Kombination – kommen zum Einsatz. Ist Whisky also nur etwas für Kenner?
Welche Sorten kann man grob unterscheiden?
Am einfachsten ist es, zunächst nach der Herkunft zu gehen. Whiskys werden inzwischen in aller Welt gebrannt, neben den typischen Sorten aus Amerika (Bourbon), Schottland (Scotch) oder Irland (Irish) machen seit einiger Zeit auch Destillate aus Ländern wie Japan, Taiwan und Deutschland von sich reden.
Am bekanntesten sei der schottische Whisky, bei dem man Blended und Malt Whisky unterscheide, sagt Sebastian Radtke, Barchef der «Treudelbar» in Hamburg. Malt Whisky werde im Pot-Still-Verfahren, dem klassischen Brennverfahren, hergestellt. Die Bandbreite des Geschmacks gehe «von mild und fein bis rauchig und schwer». Blended Whisky ist ein Mix aus Malt und Grain Whisky, wobei Grain in einem moderneren, schnelleren und aromaärmeren Verfahren hergestellt wird.
Irische Whiskys seien meist milder, amerikanische, die grob in Bourbon, Tennessee und Rye eingeteilt werden, zeichnen sich wegen des Maisanteils oft durch eine süßliche Note aus, so Radtke. Abseits der Klassiker fällt japanischer Whisky auf. Er ist «sehr vielfältig» und zähle mittlerweile zu den besten der Welt, urteilt der Experte.
Welcher Whisky ist der richtige für den Einstieg?
Zum Einstieg empfiehlt Radtke, einen «ordentlichen Bourbon» oder einen milden Irish Whisky. Mit der Zeit könne man dann zu kräftigeren Sorten übergehen. «Wenn man mild anfängt und sich steigert in der Intensität, kann man bei den rauchig, öligen Whiskys von den schottischen Inseln landen», sagt der Barmann. Die Reise könne aber je nach persönlichem Geschmack auch zu Ryes und Tennessees gehen.
Auch Thomas Ewers, deutscher Whisky-Produzent aus Paderborn, rät «mit den Klassikern» einzusteigen und dann langsam über das Kennenlernen verschiedener Brennereien herausfinden, wie die persönlichen Geschmackspräferenzen sind: rauchig, fruchtig, würzig, floral, nussig – die Aromavielfalt der Whiskys ist groß.
Wie finde ich den richtigen Whisky?
Beim Kauf sei es ratsam, in einem Fachgeschäft seine geschmacklichen Vorlieben zu erklären und sich beraten zu lassen, empfiehlt Radtke. Internetkäufer sollten sich zunächst in Foren über den Charakter eines Whiskys informieren. «Nach der Farbe zu gehen, macht nur bei einigen Whiskys Sinn, da viele mit Zuckercouleur eingefärbt sind», betont der Barchef. Ewers rät, auf gefärbte Whiskys ganz zu verzichten, da der Zusatz von Zuckercouleur sich auch auf den Geschmack auswirke.
Auch der Preis gibt einen Hinweis auf die Qualität. «Bei gutem Whisky geht es erst bei circa 45 Euro los», sagte Radtke. Wichtig zu beachten sind auch Hinweise auf die Lagerung. Das Fass mache 51 Prozent des Whisky aus, betont Ewers. So wird der in Deutschland hergestellte Whisky «The Westfalian» mehrere Jahre in gebrauchten schottischen Fässern gelagert. 2020 wurde er bei einem Internationalen Wein- und Spirituosen Wettbewerb zum besten Whisky der Welt gekürt.
Pur, mit Eis oder einem Schuss Wasser?
Ist die Wahl getroffen, stellt sich die Frage, wie der Whisky richtig getrunken wird, damit er sein ganzes Aromenspektrum freigeben kann. Eis im Whisky ist nach Ansicht der Experten ein No-Go. Um Whisky wirklich kennenzulernen, sollte man ihn pur trinken oder etwas Wasser dazugeben, erläutert Radtke. Ein paar Tropfen stilles Wasser könnten das Aroma des Whiskys sogar noch weiter öffnen, so Ewers. Eis hingegen betäube die Geschmacksnerven. Die richtige Trinktemperatur beginne bei circa 17 Grad und gehe bis Zimmertemperatur.
Wie entfaltet sich der volle Genuss?
Zum Verkosten sollte dann ein sogenanntes Nosing-Glas gewählt werden. Es sieht wie ein schlanker Cognacschwenker aus und gibt den Aromen Raum, sich optimal zu entfalten. «Dann betrachtet man die Farbe und wie ölig der Whisky sich am Glas runterzieht», erklärt Radtke. Es folgt «vorsichtiges Riechen». Dabei darf nicht so intensiv geschnuppert werden wie beim Wein, denn «eine Spirituose kann aggressiv in die Nase ziehen».
Und dann, endlich, kommt das Probieren: «Man nimmt einen kräftigen Schluck in den Mund und fängt an zu kauen, damit sich die Spirituose überall im Mund verteilen kann», beschreibt Radtke. Nach und nach präsentieren sich so im Mund die Aromen.
Wird die Spirituose dann geschluckt, ist das Erlebnis noch lange nicht vorbei. Dann gilt es, darauf zu achten, «wie lange sich die Aromen noch im Mund halten, ob sie sich verändern oder ob neue Eindrücke dazukommen». Das mag kompliziert klingen, aber der Experte beruhigt «Der erste Schluck ist immer der Schwierigste, da der Mund sich erstmal an den Alkoholgehalt von 40 Prozent und mehr gewöhnen muss».
Beim zweiten gehe es meist schon besser. Außerdem sei Whiskytrinken ein Lernprozess. Mit der Zeit werde die Wahrnehmung der Aromen, Nuancen und Assoziationen geschult.
Was macht die anhaltende Faszination des Whiskys aus?
Das Interesse am Whisky steige, je mehr man sich damit beschäftigt, betont Ewers. Ausprobieren, mit offen Augen auf Neues zugehen und einfach genießen, seien wichtige Schritte auf dem Weg zum Whisky, hinter dem eine lange Tradition und Kultur stehe.
Dass Whisky nicht langweilig wird, weiß auch Radtke. Auch wer schon viele Whiskys probiert habe, entdecke immer noch Neues. «Es ist für jede Stimmungslage etwas dabei.» Wichtig sei, sich Zeit zu nehmen. Dann sei der Whisky auch bereit, «seine Geheimnisse zu teilen».
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