Die Wassermelone ist zweifelsohne ein köstlicher, erfrischender Snack. Doch in manchen Instagram-Beiträgen und in anderen sozialen Netzwerken werden ihr auch ganz handfeste gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.
Wassermelonen sollen Bakterien im Magen entfernen, heißt es da zum Beispiel. Oder sie sollen das Sehen stärken. Nur: Stimmt das?
Bewertung: Tatsächlich tritt die Wassermelone nicht als besonders gesundheitsfördernd in Erscheinung. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren waren Melonen mit ihrem säurearmen Fruchtfleisch, in dem sich Erreger leicht vermehren, immer wieder Ursache lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche.
Fakten: Melonen als Kürbisgewächse sind wichtige Lieferanten von Vitaminen, die der menschliche Organismus selbst nicht herstellen kann. Tatsächlich enthalten Wassermelonen auch Beta-Carotin, das im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. Dies ist wiederum unabdingbar für unsere Sehkraft.
Vitamin A sei ein Baustein des Photopigments Rhodopsin, mit dem die Netzhautzellen hell und dunkel unterschieden, erklärt Prof. Horst Helbig, Direktor der Augenklinik am Uniklinikum Regensburg.
Kein besonderer Vitamin-A-Lieferant
Ein Vitamin-A-Mangel kann zu Nachtblindheit führen, einer Einschränkung der Sehfähigkeit etwa bei Dämmerlicht. In den Industrieländern ist Nachtblindheit dank ausreichender, meist ausgewogener Ernährung allerdings sehr selten. Dass Melonen ein besonders wertvoller Vitamin-A-Lieferant seien und die Augen stärkten, ist für Experten wie Horst Helbig dagegen neu.
Auch eine Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) teilt mit: Melonen täten sich als Vitamin-A-Lieferant nicht hervor.
Das tierische Produkt Schweineleber (gebraten, 26 700 Mikrogramm Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) pro 100 Gramm Lebensmittel) weist laut DGE zum Beispiel einen sehr hohen Vitamin-A-Gehalt auf. Um den täglichen Vitamin-A-Bedarf zu decken, reicht auch der Verzehr von zwei Karotten (roh, 670 Mikrogramm RAE pro 100 Gramm).
Bei der Wassermelone (etwa 40 Mikrogramm RAE pro 100 Gramm) müsste man nach Auskunft der DGE dagegen über ein Kilogramm für den täglichen Bedarf an Vitamin A essen.
Eher verantwortlich für Krankheitsausbrüche
Die Behauptung, Melonen wirkten im Magen gewissermaßen desinfizierend, weil sie Bakterien töten, ist falsch. Es gilt vielmehr das Gegenteil. In den vergangenen Jahren waren Melonen immer wieder an lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen, vor allem Magen-und-Darm-Infektionen, beteiligt.
Denn auf der Schale sitzen oft Salmonellen und Noroviren. Werden Melonen aufgeschnitten, vermehren sich Bakterien und Viren rasch im wenig sauren Fruchtfleisch – vor allem dann, wenn die Melonen ungekühlt gelagert werden.
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