Auch das Jahr 2022 bringt wieder astronomische Höhepunkte: eine totale Mondfinsternis am 16. Mai, eine partielle Sonnenfinsternis am 25. Oktober und eine Marsopposition am 8. Dezember, bei der der Vollmond gleichzeitig den Roten Planeten bedeckt. Auch die Bedeckung des fernen Planeten Uranus durch den Mond am 5. Dezember gehört zu den Glanzpunkten. Weiteres zu Sonne, Mond und Sternen im Jahreslauf:
Die Sonnenbahn
Das astronomische Jahr 2022 beginnt bereits am 31. Dezember 2021 um 9.41 Uhr, wenn die Sonne in ihrer scheinbaren Bahn die Position 280 Grad östlich vom Frühlingspunkt erreicht. In den Morgenstunden des 4. Januar passiert die Erde den sonnennächsten Punkt ihrer Ellipsenbahn, wobei sie 8 Uhr morgens 147 100 000 Kilometer vom Glutball Sonne entfernt ist. Diese Strecke überbrückt das Sonnenlicht in acht Minuten und zehn Sekunden. Am 4. Juli wandert die Erde durch den sonnenfernsten Punkt ihrer Bahn. Uns trennen von der Sonne dann 152 104 000 Kilometer – das Sonnenlicht benötigt 17 Sekunden länger, um uns zu erreichen.
Exakt um 16.33 Uhr überschreitet die Sonne am 20. März den Himmelsäquator und wechselt von der südlichen auf die nördliche Himmelskugel. Es tritt die Frühlings-Tagundnachtgleiche ein. Den Gipfel ihrer Jahresbahn erreicht die Sonne am 21. Juni. Von einer aufsteigenden Bewegung wechselt die Sonne in eine absteigende. In unseren Breiten erlebt man den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Nördlich des Polarkreises geht die Sonne überhaupt nicht unter, der Polartag dauert 24 Stunden.
Am 23. September überschreitet die Sonne abermals den Himmelsäquator, diesmal in südlicher Richtung. Sie passiert den Herbstpunkt, die Herbst-Tagundnachtgleiche tritt ein. Anschließend sind bei uns die Nächte wieder länger als die Tage. Am Nordpol geht die Sonne unter und die sechs Monate lange Polarnacht beginnt. Schließlich erreicht die Sonne im Winterpunkt ihren Jahrestiefststand – am 21. Dezember um 22.48 Uhr. In unseren Breiten erlebt man die längste Nacht und den kürzesten Tag des gesamten Jahres.
Finsternisse 2022
Im Jahr 2022 finden vier Finsternisse statt, zwei partielle Sonnenfinsternisse und zwei totale Mondfinsternisse. Während die partielle Sonnenfinsternis vom 30. April von Mitteleuropa aus unbeobachtbar bleibt, kann die partielle Sonnenfinsternis vom 25. Oktober hierzulande in den Vormittags- und Mittagsstunden verfolgt werden. Die totale Mondfinsternis vom 16. Mai kann in den frühen Morgenstunden von Mitteleuropa in ihrer ersten Hälfte beobachtet werden. Noch vor Mitte der Finsternis geht der Mond jedoch unter.
Die totale Mondfinsternis vom 8. November bleibt in unseren Gegenden unsichtbar.
Sternschnuppen 2022
Die meisten Sternschnuppen sind in den Monaten August und November zu sehen. Neben sporadischen Meteoren treten mehr oder minder regelmäßig Sternschnuppenschwärme auf, wenn die Erde den Pulk eines Meteoroidenstromes kreuzt. Grundsätzlich gilt: In der zweiten Nachthälfte sind meist mehr Sternschnuppen zu beobachten, da der sogenannte Erdapex, der Zielpunkt des Erdumlaufes um die Sonne, um 6 Uhr morgens seine höchste Position im Süden erreicht. Man bewegt sich gewissermaßen mit dem Gesicht nach vorne durchs Weltall. Daher ist mit Kollisionen von meteoritischem Material morgens häufiger als abends zu rechnen.
Der August gilt als der Sternschnuppenmonat schlechthin. Die große Zahl der Meteore in den ersten Augusttagen ist auf den Strom der Perseïden zurückzuführen, deren maximale Tätigkeit zwischen dem 9. und 13. August liegt. Helle Objekte, sogenannte Feuerkugeln oder Boliden, sind keine Seltenheit. Das Maximum ist in der Nacht vom 12. auf 13. August zu erwarten. Als schönster und reichster Strom des Jahres bescheren die Perseïden bis zu hundert Sternschnuppen pro Stunde. Ihren Ursprung liegt beim Kometen 109P/Swift-Tuttle. Die Sternschnuppen sind mit 60 Kilometern pro Sekunde recht schnelle Objekte.
Vom 13. bis 30. November treten am Morgenhimmel die Leoniden in Aktion. Ihr Radiant liegt im Löwen rund 10 Grad nordöstlich von Regulus. Das Maximum ist in der Nacht vom 16. auf 17. November zu erwarten. Diesmal ist mit einer Rate von etwa 20 Meteoren pro Stunde zu rechnen. Die Sternschnuppen sind außerordentlich schnell – um die 70 Kilometer pro Sekunde. Das Erscheinen der Leoniden geht auf den Kometen 55P/Tempel-Tuttle zurück. In manchen Jahren waren die Leoniden besonders aktiv. Im Jahr 2022 ist mit einer eher bescheidenen Leoniden-Aktivität zu rechnen.
Sichtbarkeit der Planeten 2022
Zu Jahresbeginn begrüßt der helle Riesenplanet Jupiter Sternenfreunde am Abendhimmel. Venus wechselt in der zweiten Januarwoche vom Abendhimmel auf den Morgenhimmel. Auch Mars hält sich tief im Südosten am morgendlichen Himmelszelt auf. Und was bringt das weitere Jahr beim Planetenreigen?
Merkur ist als sonnennächster und kleinster Planet schwierig zu beobachten. Nur für wenige Tage zeigt er sich in der Abenddämmerung tief am Westhimmel oder in der Morgendämmerung knapp über dem Osthorizont. Anfang Januar, Ende April und Ende Dezember erscheint der flinke Planet am Abendhimmel knapp über dem Westhorizont. Anfang Oktober bietet Merkur eine Morgensichtbarkeit: Er zeigt sich als fahler Lichtpunkt in der beginnenden Morgendämmerung tief im Osten.
Venus überholt am 9. Januar die Erde auf der Innenbahn und wechselt dabei vom Abend- auf den Morgenhimmel. Von Mitte Januar bis Anfang Oktober spielt sie ihre Rolle als Morgenstern. Am 12. Februar strahlt sie mit maximaler Helligkeit am Morgenhimmel. Sie überholt die Sonne am 22. Oktober und erscheint danach wieder am Abendhimmel.
Mars ist im Frühjahr am Morgenhimmel vertreten. Bis zum Spätherbst wird er zum Planeten der gesamten Nacht, wobei seine Helligkeit deutlich zunimmt. Im Dezember ist der rötlich-gelbe Planet ein auffälliges und unübersehbares Gestirn. Die kürzeste Distanz von der Erde erreicht Mars mit knapp 82 Millionen Kilometern am 1. Dezember. Das von der Sonne reflektierte Licht des Planeten sowie die Funkwellen der Marsrover sind 4,5 Minuten zur Erde unterwegs.
Am 8. Dezember kommt der Rote Planet im Sternbild Stier in Opposition zur Sonne. An diesem Tag kommt es zu einem besonderen Ereignis: Mars wird in den Morgenstunden vom Vollmond bedeckt. Die «Marsverfinsterung» findet von etwa 6 bis 7 Uhr statt.
Jupiter beherrscht zu Jahresbeginn den Morgenhimmel. Am 5. März steht er in Konjunktion mit der Sonne und bleibt unbeobachtbar. Gegen Ende März taucht Jupiter am Morgenhimmel auf. Am 26. September kommt er im Sternbild Fische in Opposition oder Gegenschein zur Sonne. Damit ist seine günstigste Beobachtungsperiode erreicht: Sichtbarkeit die ganze Nacht über, geringste Entfernung von der Erde und somit maximale Helligkeit und größter scheinbarer Durchmesser des Planetenscheibchens.
Saturn wird am 4. Februar von der Sonne eingeholt und steht unbeobachtbar am Taghimmel. Im März erscheint der Ringplanet am Morgenhimmel. Er erreicht am 14. August im Sternbild Steinbock seine Opposition zur Sonne – und mit 1325 Millionen Kilometern seine geringste Entfernung von der Erde. Diese Strecke legt das Licht in einer Stunde und 14 Minuten zurück. Bis Jahresende ist der Ringplanet am Abendhimmel vertreten.
Das Kalenderjahr 2022
Nach dem Gregorianischen Kalender ist das Jahr 2022 ein Gemeinjahr mit 365 Tagen. In manchen Kulturen wird immer noch der von Julius Caesar eingeführte Julianische Kalender verwendet. Er hinkt seit dem 1. März 1900 dem Gregorianischen Kalender um 13 Tage hinterher. Der 14. Januar 2022 des Gregorianischen Kalenders entspricht daher dem 1. Januar 2022 im Julianischen Kalender. Im Jahr 2100 wird im Gregorianischen Kalender wieder ein Schalttag ausgelassen. Die Differenz zwischen beiden Kalendern wird dann auf vierzehn Tage anwachsen.
Am 25. September beginnt das jüdische Jahr 5783 mit Sonnenuntergang. Der jüdische Neujahrstag fällt daher auf den 26. September 2022. Das islamische Jahr 1444 beginnt am 29. Juli ebenfalls mit Sonnenuntergang. Der erste Tag des islamischen Jahres 1444 korrespondiert daher mit dem 30. Juli 2022. Das Neujahrsfest des chinesischen Lunisolarkalenders fällt auf den 1. Februar 2022. An diesem Tag beginnt das 39. Jahr im 79. Zyklus des traditionellen chinesischen Kalenders. Es ist das Jahr des Tigers, «ren-yin» genannt.
Jupiter ist der Regent des Jahres 2022. Jahresregenten können die sieben klassischen Planeten Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sein. Einst glaubte man, die Jahresregenten würden die Großwetterlage im jeweiligen Jahr bestimmen. Aus reiner Tradition gibt man immer noch für jedes neue Jahr den jeweiligen Planetenregenten an, obwohl er keinerlei tiefere Bedeutung hat. Auf Kalendermünzen und in manchen Kalenderschriften ist er noch abgebildet.
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