Ein Blick in den Einkaufsratgeber Fisch von Greenpeace ist ernüchternd. Von den aufgeführten Fischen wird nur der Karpfen uneingeschränkt empfohlen.
Beliebte Speisefische wie Dorade, Lachs oder Forelle sind rot markiert, was bedeutet: «Finger weg, nicht nachhaltig.» Fisch mit gutem Gewissen – geht das überhaupt?
«Man kann noch Fisch essen, aber man muss sehr genau hinsehen, wenn einem nachhaltiger Verzehr wichtig ist», sagt Rainer Froese vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel mit Verweis auf die Überfischung der Meere. Aktuell zeigt sich das am Beispiel von Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee.
Daneben geht es um die Fangmethoden. «Einige Fischereimethoden sind dafür bekannt, dass sie Strukturen zerstören, die Lebensraum für viele andere Tiere sind», sagt Greenpeace-Tiefseebiologin Sandra Schöttner. Das gelte etwa für Grundschleppnetze, die durchs Wasser gezogen werden. Bei passiven Fangmethoden verbleiben Netze oder Fallen über einen bestimmten Zeitraum im Wasser und werden mit den gefangenen Tieren wieder herausgeholt. Ein Problem dabei ist aber der Beifang.
Welchen Fisch kann man noch essen?
Greenpeace rät von der Dorade ab – mit Ausnahme etwa von Exemplaren, die mit Fallen oder Fangleinen im nordwestlichen Mittelmeer gefischt oder in Griechenland und Kroatien Naturland-zertifiziert in Käfigen gezüchtet wurden.
Was Ostseefisch betrifft, geht es den Beständen der meisten Plattfische wie Scholle, Flunder, Steinbutt oder Kliesche laut Froese einigermaßen gut. Schöttner rät generell von großen, sehr gefragten und deshalb überfischten Raubfischarten wie Thunfisch, Schwertfisch, Lachs und Kabeljau ab.
Stattdessen könne man zu kleineren Arten wie Makrele, Hering oder Sprotte greifen, empfiehlt Froese. «Die Omega-3-Fettsäuren, die wir wollen, sind auch in den kleineren Fischen schon drin.» Wenn Wildlachs, dann aus Alaska, rät er. Auch beim Thunfisch gibt es Unterschiede. Von großen Arten sollte man die Finger lassen, kleinere Arten, etwa in Thunfischdosen, seien hingegen in Ordnung, ebenso Alaska-Seelachs aus dem Nordpazifik, der für Fischstäbchen verwendet wird.
Diese Siegel helfen beim Kauf:
– «Dolphin Safe»: Beim Fang von Thunfisch gehen keine Delfine ins Netz. Über andere Aspekte macht das Siegel aber keine Aussage.
– «MSC»: Für Wildfisch sehr verbreitet. An diesem Siegel üben aber Umweltverbände inzwischen Kritik, weil zum Beispiel auch Fischereien zertifiziert wurden, bei denen der Beifang zu hoch ist oder die mit umweltschädlichen Fangmethoden arbeiten.
– «ASC»: Berücksichtigt im Zuchtfisch-Bereich auch Aspekte der Umweltgerechtigkeit wie geeignete Standorte, eine bestimmte Wasserqualität oder einen regulierten Antibiotikaeinsatz. Auch darf das Fischfutter nicht von überfischten Beständen kommen. Greenpeace kritisiert aber, dass auch gentechnisch verändertes Futter zum Einsatz kommen kann. Besser laut Schöttner: die Siegel «Naturland» und «Bioland».
– «Friend of the Sea»: Wild gefangener und gezüchteter Fisch nicht aus überfischten Beständen, schonende Fangmethoden kommen zum Einsatz.
– «Followfish»: Nicht nur ökologisch nachhaltige Kriterien zählen, sondern etwa auch Aspekte wie Arbeitssicherheit und faire Löhne.
Aus der Sicht von Greenpeace gibt es derzeit allerdings kein Siegel für Fischprodukte, das uneingeschränkt empfohlen werden kann. Denn keines könne vollständig garantieren, dass die Produkte aus nachhaltigen Wildfischereien oder Aquakulturen stammten. «Trotz aller Kritik ist es jedoch immer noch ratsamer, Fisch mit Siegel zu kaufen als solchen ohne», so Schöttner.
Gut über 50 Prozent der weltweit verzehrten Fischmenge stammt heute aus Aquakulturen, sagt Matt Slater, Leiter der Aquakulturforschung am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Doch auch die Fischzucht hat Auswirkungen auf die Umwelt. Eine Lösung könnten Zero-Waste-Anlagen sein, bei denen kaum Wasser verbraucht wird und keine Abfallprodukte anfallen. Fisch und Garnelen sind dann aber teurer als andere Angebote.
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