24. November 2024

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Ist es schlimm, mit Musik im Ohr zu schlafen?

Sich einfach nur hinlegen und einschlafen, fällt vielen schwer. Sie greifen daher zu Musik als Einschlafhilfe. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Franziska Gabbert/dpa-tmn)

Ob zum Herunterfahren oder zum Ausblenden nerviger Geräusche: Ein bisschen Musik oder Podcast-Gequatsche zu hören, kann beim Einschlafen helfen.

Im Interview erklärt HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing, was er davon hält – und warum es keine gute Idee ist, ständig mit Ohrstöpseln zu schlafen. Selbst wenn der Partner schnarcht.

Ist es ein Problem, mit Ohrstöpseln oder Kopfhörern wegzunicken und während des Schlafens die ganze Nacht Musik oder Podcasts auf dem Ohr zu haben?

Meistens ist es ja so: Die Leute schlafen ein, merken es und nehmen die Stöpsel heraus oder die Kopfhörer ab. Wenn das aber mal passiert, dass man damit durchschläft, ist das kein Problem für die Ohren – Musik und Podcasts, mit denen man einschläft, sind ja in der Regel nicht sehr laut. Das ist kein Unterschied zum Einschlafen vor dem Fernseher.

Das Problem ist eher, wenn man jeden Tag längere Zeit mit Bus oder Bahn zur Arbeit pendelt und dabei relativ laut Musik oder Podcasts hört.

Wenn der Partner schnarcht, greifen manche Menschen regelmäßig zu Ohrstöpseln. Was ist davon zu halten?

Man sollte nicht immer mit Ohrstöpseln schlafen – aus mehreren Gründen. Wenn man sich jeden Abend etwas ins Ohr hineinsteckt, drückt man den Ohrenschmalz in den Gehörgang. Der reinigt sich eigentlich selber, doch diese Funktion wird dadurch gestört. Das kann zu Entzündungen führen, das sehe ich fast täglich in meiner Praxis.

Dazu kommt: Schläft man ständig mit Ohrstöpseln, blendet man nächtliche Umgebungsgeräusche wie Blätterrauschen und Atmen des Partners völlig aus. Man wird immer neurotischer und kann bald gar nicht mehr ohne Stöpsel schlafen. Deshalb ist mein Rat: Wenn das Schnarchen des Partners stört, sollte man dessen Ursachen auf den Grund gehen – sei es eine Schlafapnoe oder etwa Alkoholkonsum vorm Zubettgehen. Also nicht einfach ausblenden, sondern lieber daran arbeiten, dass es besser wird.

Also gar keine Ohrstöpsel im Bett?

Wenn man sie mal ausnahmsweise zum Schlafen nutzt, ist das okay. Dafür kann man auch ganz einfache Modelle nehmen, die man sich etwa als Werbegeschenk beim Hörakustiker geben lassen kann.

Etwas anderes ist es, wenn man beruflich Lärm ausgesetzt ist und deshalb einen Ohrenschutz braucht. Der sollte auf die Ohren angepasst sein. Ohrstöpsel, die regelmäßig im Einsatz sind, sollte man außerdem einmal täglich mit Leitungswasser oder sogar destilliertem Wasser abwischen, um die Keimlast gering zu halten.

ZUR PERSON: Bernhard Junge-Hülsing arbeitet als HNO-Arzt in Starnberg und ist Pressesprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Interview: Tom Nebe, dpa