3. Dezember 2024

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Mythen um die Nachtruhe: Ist nackt schlafen unhygienisch?

Mythen um die Nachtruhe: Ist nackt schlafen unhygienisch?

Um den Schlaf ranken sich viele Mythen. Welche davon sind wahr? Ein Faktencheck bringt Klarheit. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Illustration)

So unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden ist auch ihr Umgang mit der Nachtruhe. Einige schlafen ganz viel, andere brauchen im Vergleich nur wenig Schlaf. Rund um das Thema ranken sich viele Mythen. Was davon stimmt wirklich? Ein Faktencheck zum Tag des Schlafes am 18. März.

Behauptung: Bei Einschlafstörungen besser nicht dauernd auf die Uhr schauen.

Fakten: Stimmt! Wer bei Einschlafstörungen permanent auf die Uhr schaut und nachrechnet, wie viele Stunden er noch bis zum Aufwachen schlafen kann, verschafft sich einen Stressfaktor. Deshalb rät die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) davon ab.

Gerade, wenn das Einschlafen schwer fällt, sollte man nicht auch noch mit dem Rechnen anfangen. «Der Druck, schlafen zu müssen, erzeugt Anspannung, welche die Schlafstörung verstärken kann», teilt die DGSM mit. Sie rät dazu, nicht im Bett wach zu liegen, sondern bei Einschlafproblemen noch mal aufzustehen und sich abzulenken.

Behauptung: Nackt schlafen ist unhygienisch.

Fakten: Nicht unbedingt! Wer nackt unter seiner Bettdecke schläft, müsse aber streng auf die Betthygiene achten, erklärt Hans-Günter Weeß, Leiter des Schlaflabors am Pfalzklinikum in Klingenmünster. «Der Mensch verliert beim Schlaf ein bis zwei Liter Wasser. Wenn man nicht auf die Hygiene achtet, kann sich allerlei Getier wie beispielsweise Milben im Bett bilden.»

Er empfiehlt Nacktschläfern deshalb, mindestens einmal in der Woche die Bettwäsche zu wechseln. Welche Kleidung ist denn ideal, wenn man angezogen schläft? Entscheidend ist dem Schlafexperten zufolge, «dass man weder friert, noch schwitzt, weil beides ein Stressfaktor ist und den Schlaf beeinträchtigt».

Behauptung: Nach einer Impfung muss man ausreichend schlafen.

Fakten: Stimmt! Wenn nach einer Impfung Schlafmangel besteht, fällt die Immunisierung schwächer aus. Forscher der Universität Pittsburgh in den USA fanden heraus, dass Menschen, die in den Tagen um Hepatitis-B-Impfungen herum kürzer schliefen, einen schlechteren Immunschutz aufbauten.

Auch Anna Heidbreder, Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, stellt fest: «Sicher ist, dass man vor und nach einer Impfung aktiv auf einen ausreichenden und erholsamen Nachtschlaf achten sollte.»

Behauptung: Wer zu viel schläft, kann eine Lähmung bekommen.

Fakten: Falsch! Bei dem Phänomen handelt es sich um eine sogenannte Schlafparalyse. Diese fühle sich wie eine Lähmung an und könne bis zu mehreren Minuten andauern, erklärt Weeß. Für Betroffene sei der Zustand beängstigend, da sie nicht einschätzen könnten, wie lange das anhält.

Normalerweise reiche aber ein Antippen, um die betroffene Person davon zu befreien. Weeß gibt Entwarnung: «Die Schlaflähmung ist in Teilen eine Fortsetzung des REM-Schlafes im Wachen.» Der Mensch sei während des REM-Schlafes, in dem die meisten Träume geschehen, wie gelähmt, damit er sich oder andere nicht verletze.

Behauptung: Schlafmangel ist ungesund, zu viel Schlaf nicht.

Fakten: Falsch! Koalas als Langschläfer sollte man sich nicht zum Vorbild nehmen. Denn genauso wie Schlafmangel dauerhaft ungesund ist, ist es nach einer Empfehlung der European Sleep Research Society ebenso wenig förderlich, zu lange zu ruhen. Die Gesellschaft bewertet eine Schlafdauer von über neun Stunden bei Erwachsenen als zu lang.

Eine Studie des Herz-Chirurgie-Zentrums in Griechenlands Hauptstadt Athen belegt, dass zu viel Schlaf das Risiko für Herzerkrankungen oder Schlaganfälle erhöhen kann. Krankheiten wie Depression oder Schlafapnoe können aber auch dazu führen, dass man nicht aus dem Bett kommt.

Behauptung: Jedem Menschen reichen sechs bis acht Stunden Schlaf

Fakten: Das stimmt so nicht ganz. Jeder Mensch hat einen individuellen Schlaf und damit auch ein individuelles Schlafbedürfnis. Etwa 80 Prozent der Menschen benötigen eine Nachtruhe zwischen sechs und acht Stunden. «Viele wissen gar nicht, wie viel Schlaf sie brauchen. Sie stehen mit dem Wecker auf», erklärt Weeß.

Seine Empfehlung lautet deshalb: Im Urlaub mal keinen Wecker stellen und so herausfinden, wie viele Stunden Schlaf der Körper wirklich braucht. Als Faustregel gilt laut Techniker Krankenkasse: Wer beim konzentrierten Arbeiten tagsüber nicht schläfrig wird, hat genug geschlafen.

Von Hilal Özcan, dpa