Mal ist er fest, mal eher lasch – und nach zwei Jahren Pandemie vor allem richtig ungewohnt: Der Händedruck kehrt langsam in den Alltag zurück.
Viele fragen sich nun: Was nehme ich aus dem Begrüßungsritual mit – außer einem freundlichen Hallo? Muss ich Sorge haben, mir auf diesem Weg das Coronavirus oder einen anderen Erreger einzufangen? Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) gibt im Interview Antworten.
Frage: Wie viel gesundheitliches Risiko birgt denn nun ein Händedruck?
Peter Walger: Allein über die Hände infizieren wir uns nicht mit Corona oder anderen Erregern von Atemwegserkrankungen. Durch das Händeschütteln können die Hände aber mit Sekreten verschmutzt werden, die Viren enthalten.
Geraten diese Sekrete dann über die Hände an die Schleimhäute – etwa von Mund oder Nase – kann es zu einer Infektion kommen.
Wie hoch das Infektionsrisiko durch das Händeschütteln ist, hängt natürlich davon ab, ob Ihr Gegenüber hochinfektiöse Sekrete berührt hat. Das ist etwa dann der Fall, wenn er oder sie in der Nähe eines Erkrankten war – und in dessen ausgehustete oder -genieste Sekrete gefasst hat.
Das Risiko ist also nicht Null, aber eher gering – zumindest wenn man es mit der Infektionsgefahr über Tröpfchen vergleicht. Das gilt gerade jetzt in der Sommerzeit, in der weniger Atemwegserkrankungen übertragen werden.
Frage: Trainiert Händeschütteln unser Immunsystem, weil wir auf diesem Weg mit verschiedenen Keimen in Kontakt kommen?
Peter Walger: Unser gesamtes Leben ist ja eine Auseinandersetzung mit unserer Umwelt und den potenziellen Krankheitserregern, die es dort gibt. Man sollte das Händeschütteln dabei nicht überbewerten.
Viele Erreger, die auf unserer Haut sind, führen nur dann zu Krankheit, wenn sie auf einem anderen Weg in den Körper gelangen: über eine Verletzung, über eine Operation, wenn wir sie in die Lunge einatmen. Oder eben Viren, die über die Schleimhäute in den Nasen-Rachen-Raum gelangen und dort zu Infektionen führen.
Das ratsamste Trainingsprogramm für das Immunsystem ist eine Impfung. Zwar wäre eine natürlich durchgemachte Infektion der beste Schutz – aber eben um den Preis der Erkrankung.
Frage: Mittlerweile kehrt das Händeschütteln vielerorts zurück. Wie gestaltet man es möglichst sicher – für sich selbst und den anderen?
Peter Walger: Man sollte sich im Alltag natürlich regelmäßig die Hände waschen. Das gilt ganz allgemein, ohne an einen bestimmten Erreger zu denken. Allerdings tut das nicht jeder, wie man auf jeder öffentlichen Toilette beobachten kann.
Gerade nach kritischen Situationen ist das Händewaschen aber wichtig, wenn man zum Beispiel ein nasses Taschentuch berührt oder ein Geländer angefasst hat, das schon viele andere berührt haben.
Wenn man keine Möglichkeit zum Händewaschen hat, tut es auch die kleine Flasche Desinfektionsmittel für die Hände. Im Alltag ist es aber ratsamer, die Hände zu waschen als sie zu desinfizieren.
Und ganz generell gilt: Die Hände haben im Gesicht nichts verloren. Das ist leicht gesagt, aber schwer umzusetzen – lässt sich aber trainieren.
Zur Person: Peter Walger ist Facharzt für Innere Medizin, Intensivmedizin und Infektiologie. Er gehört dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) an.
Mehr Nachrichten
100 Jahre Weltspartag: Angebote kritisch hinterfragen
Darum müssen Mütter sich auch um sich selbst kümmern
Halloween: Wenn TV- und Streaming-Grusel Kindern Angst macht