Im Sommer durch die Natur wandern, ganz ohne den Gedanken an Zecken – das wäre schön. Doch leider lässt sich in den wärmeren Monaten die Begegnung mit den Tieren an vielen Orten nicht vermeiden.
Zecken übertragen Krankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Wie schützt man sich am besten vor den Tieren – und was ist nach einem Biss zu tun? Zwei Expertinnen geben Tipps.
Tipp 1: Wissen, wo man Zecken begegnet
«Unsere heimischen Zecken halten sich gerne im hohen Gras, Gebüsch, losen Laub und in nicht zu trockenen Wäldern auf», sagt die Hausärztin und Notfallmedizinerin Michaela Geiger aus Neckarsulm.
Meist streift man sie im Vorbeigehen ab. «Insofern lauten die Schutzregeln: Festes Schuhwerk tragen, lange Hosen in die Socken stecken und sich nach dem Aufenthalt in der Natur am ganzen Körper gründlich absuchen.»
Kinder sollten außerdem einen Hut tragen. Denn: Zecken können etwa im Gebüsch auf eine gewisse Höhe hinaufklettern.
Ratsam ist auch, sich darüber zu informieren, ob man in einem FSME-Risikogebiet unterwegs ist. Laut dem Robert Koch-Institut zählen dazu derzeit 175 Landkreise, die meisten davon in Bayern und Baden-Württemberg.
Tipp 2: Sich nicht auf Insektensprays verlassen, sondern Maßnahmen kombinieren
Mücken- oder Zeckensprays seien nur bedingt nützlich, sagt die Tropenmedizinerin Kristina Huber vom LMU Klinikum München. «Sie helfen gut gegen Mücken – dass sie aber genauso gut gegen Zecken helfen, ist nicht nachgewiesen.»
Für den bestmöglichen Schutz sorgt eine Kombination verschiedener Maßnahmen: eine Impfung gegen FSME, lange Kleidung, ein Zeckenspray mit dem Wirkstoff Permethrin – gesprüht auf Haut und Stoff.
Ebenso wichtig wie die Vorbereitung ist die Nachbereitung – also das gründliche Absuchen des Körpers. Wichtig: «Da man Rücken und Kniekehlen nicht so gut einsehen kann, hilft es, sich beim Absuchen gegenseitig zu unterstützen», sagt die Notfallmedizinerin Geiger.
Auch die Körperfalten im Intimbereich sowie die Bereiche hinter den Ohren und unter den Achseln sollte man dabei nicht vergessen.
Tipp 3: Zeckenbiss? Nicht in Panik und Eile verfallen
Und wenn es doch zu einem Zeckenbiss gekommen ist? Der Rat von Notfallmedizinerin Michaela Geiger: Ruhe bewahren. «In der Regel hat man ausreichend Zeit, die Zecke zu entfernen.»
Bei Borreliose muss die Zecke eine gewisse Zeit an der Haut saugen, ehe sie Borrelien an den menschlichen Organismus abgibt. «Wenn man die Zecke in weniger als zwölf Stunden entfernt, hat man in der Regel nichts zu befürchten», sagt Geiger.
Etwas anders sieht es bei FSME aus. Die Erkrankung wird bei einem Zeckenbiss deutlich schneller übertragen. Sie ist aber auch deutlich seltener: Nach Angaben des RKI tragen nur 0,1 bis 5 Prozent der Zecken in Risikogebieten FSME-Viren in sich.
In aller Regel bleibt aber Zeit zur Apotheke gehen, um sich Werkzeug zum Entfernen der Zecke zu kaufen. Vorteil von Zeckenhaken, -karten oder -zangen: Dank ihnen lässt sich die Zecke langsam und kontrolliert entfernen. Anschließend desinfiziert man die Wunde am besten.
Tipp 4: Besser nicht auf Öl oder Butter setzen
Manchmal hat man kein spezielles Werkzeug parat – und auch keine Apotheke in der Nähe. Von Hausmitteln sollte man dann besser die Finger lassen.
Kristina Huber nennt ein Beispiel: «Früher hieß es, man solle die Zecke mit Öl oder Butter einreiben, damit sie keine Luft mehr bekommt und loslassen muss.»
Das stimmt nach Aussage der Infektiologin zwar, birgt aber die Gefahr, dass die Zecke – falls sie FSME-Viren oder Borrelien mitbringt – die Erreger durch die Reibung erst recht ausspuckt. «Daher ist von dieser Methode dringend abzuraten», sagt Huber.
Tipp 5: Stelle des Zeckenbisses beobachten
«Wenn man von einer Zecke gestochen wurde, ist es prinzipiell wichtig, die Stelle während vier bis sechs Wochen zu beobachten», sagt Michaela Geiger. Man kann sich das Datum des Stichs notieren und die Einstichstelle markieren.
Übrigens: Borreliose- und FSME-Symptome lassen sich gut voneinander unterscheiden. Bei Borreliose tritt als erstes Anzeichen klassischerweise die sogenannte Wanderröte auf.
«Die Einstichstelle in der Mitte blasst ab. Darum herum entsteht ein sich ausweitender roter Hof», beschreibt Geiger. Der randbetonte Kreis kann sich dabei bis zu einem Durchmesser von 10 bis 20 Zentimeter vergrößern. Eine Borreliose lässt sich mit Antibiotika gut behandeln.
Eine FSME-Infektion beginnt laut Huber meist mit unspezifischen Krankheitszeichen wie Kopf- und Gliederschmerzen oder auch Fieber. Oft folge ein symptomfreies Intervall von knapp einer Woche, ehe dann eine Gehirnhaut-, Gehirn- oder Nervenentzündung einsetze.
Was Sie zur FSME-Impfung wissen sollten
Vor FSME kann man sich durch eine Impfung gut schützen, so die Tropenmedizinerin Kristina Huber vom LMU Klinikum München.
«Die Impfung schützt vor einer Ansteckung mit dem Virus», sagt Tropenmedizinerin Huber. Sie weist darauf hin, dass bei einem Großteil der gemeldeten FSME-Fälle die Betroffenen nicht oder nur unzureichend geimpft gewesen waren.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine FSME-Impfung allen, die sich in Risikogebieten aufhalten bzw. dort wohnen und von Zecken gestochen werden könnten. Das ist übrigens nicht nur auf dem Land der Fall: «Zecken halten sich durchaus auch in den Städten in Parks auf», sagt Huber.
Um den vollen Impfschutz zu erreichen, braucht es in aller Regel drei Impfungen: Die zweite Impfung folgt ein bis drei Monate nach der ersten. Die dritte Impfung erhält man – je nach Impfstoff – nach weiteren fünf bis zwölf Monaten.
Aufgefrischt werden sollte der Impfschutz bis zum 60. Lebensjahr alle fünf Jahre, danach alle drei. Auch Kinder können gegen FSME geimpft werden und zwar ab ihrem ersten Geburtstag.
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