Trends wie Intervallfasten ohne Mahlzeit am Morgen scheinen den meisten wurst zu sein: Deutschland ist und bleibt ein Land der Frühstücker – vor allem der herzhaften Frühstücker. Das morgendliche Essen ist als Brauch keinesfalls abgefrühstückt. Im Gegenteil: Für eine große Mehrheit ist es unverzichtbar. Das fördert eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zutage.
Nur etwa jeder vierzehnte Erwachsene gibt an, nie zu frühstücken. Und nach Meinung von einem Drittel ist das Frühstück sogar die «wichtigste Mahlzeit» des Tages. Mittag- und Abendessen haben jeweils weniger Fürsprecher.
Frühstück stirbt keinesfalls aus – junge Leute mögen es nämlich
Nur 2 Prozent der jungen Erwachsenen, der 18- bis 24-Jährigen, sagen, sie frühstückten nie. Bei den Älteren (Menschen über 55 und auch die 45- bis 54-Jährigen) sagen dagegen 8 Prozent, sie bekämen morgens nie was runter. Ältere frühstücken, wenn sie es tun, sehr oft herzhaft – meint also Brot mit Käse, Wurst und so weiter. 43 Prozent der über 55-Jährigen nehmen bei der Auswahlmöglichkeit diese Variante, während es bei Jüngeren (18 bis 24 und 25 bis 34 Jahre) nur 22 Prozent sind.
Insgesamt liegt in Deutschland das herzhafte Frühstück mit 34 Prozent vorn, gefolgt vom süßen Frühstück mit 18 Prozent (Brötchen/Croissant mit Marmelade etc.) sowie dem Frühstück der Allesesser mit 15 Prozent (Brot, Müsli, Ei, Obst …). Dahinter erst kommen die Müsli-Fans (10 Prozent), Eier-Fans (6 Prozent) und Obst-Esser (5 Prozent).
Gefragt worden ist – mit Entscheidungspflicht -, welche Frühstücksart «persönlich am meisten» zusage. Der Rest wollte nichts auswählen, machte keine Angabe oder behauptete, nie zu frühstücken.
Müsli und Obst ist bei Jungen besonders beliebt
Junge Erwachsene wählen übrigens überdurchschnittlich oft Müsli oder Obst als Frühstück. Die Werte für diese Varianten liegen bei den 18- bis 24-Jährigen jeweils doppelt so hoch wie im Schnitt aller Erwachsenen. Sie trinken auch öfter nur Wasser am Morgen statt Kaffee. Da scheint also eine ernährungsbewusste Generation heranzuwachsen, die sich nicht mit Wurstbrot und manchmal unverträglichem Filterkaffee den Bauch vollschlägt.
Filterkaffee am Morgen ist eine Vorliebe der Älteren
Insgesamt liegt aber Kaffee mit Abstand vorne: 66 Prozent nennen ihn als ihre liebste Flüssigkeitszufuhr am Morgen. Am populärsten ist nach wie vor der Filterkaffee (27 Prozent), gefolgt vom Kaffee aus dem Vollautomaten (24 Prozent), einem Käffchen aus Pads (9 Prozent) und Espresso (6 Prozent). Auffällig ist hier der Unterschied in den Altersgruppen, denn Filterkaffee scheint bald kaum mehr angesagt zu sein: So trinken ihn bei den Älteren (über 55) zwar 40 Prozent, bei den Jungen (unter 25 Jahre) jedoch nur 5 Prozent. In den mittleren Altersklassen dominiert Vollautomaten-Kaffee.
Für viele ist das Frühstück wichtiger als das Mittagessen
Gefragt nach der «wichtigsten Mahlzeit» des Tages, entscheiden sich die meisten Erwachsenen fürs Frühstück. Ein Drittel (33 Prozent) nannte die Morgenmahlzeit, weniger als ein Viertel (23 Prozent) das Mittagessen. Genau so viele sagten, alle Mahlzeiten seien «gleich wichtig». Abgeschlagen mit 17 Prozent landete das Abendessen beziehungsweise Abendbrot auf dem letzten Platz der gängigen Mahlzeiten, wobei Männer (19 Prozent) es ein bisschen wichtiger finden als Frauen (15 Prozent). Dafür sind Frauen (34 Prozent) größere Frühstücksfürsprecherinnen als Männer (31 Prozent).
Das beliebte Frühstück wird aber wohl vergleichsweise hastig eingenommen. Eine Umfrage des Lebensmittelherstellers Leif förderte vergangenes Jahr zutage, dass die durchschnittliche Frühstückszeit der Deutschen angeblich gerade mal 15 Minuten betrage. Mittags und abends plane dagegen eine Mehrheit eher 30 Minuten und mehr ein.
Offensichtlich bezieht kaum jemand den alten Mahlzeitenspruch «Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler» auf die Dauer oder den Rahmen von Frühstück, Lunch und Dinner. Stattdessen denken die meisten wohl nur an die Menge.
Frühstück ist eine Trendmahlzeit mit Moden
Ausgiebiger wird meist wohl nur am Wochenende gefrühstückt. Wie vieles heutzutage wird auch der Brunch (Kofferwort aus dem englischen breakfast und lunch) bereitwillig aufgebrezelt. Alter Wein in neuen Schläuchen sind dann etwa sogenannte Overnight Oats (früher einfach eingelegte Haferflocken), Porridge (Haferbrei/-schleim), Granola (Knuspermüsli), French Toast (Arme Ritter) oder Smoothies (Obst-Mixgetränk).
Auch um Eiergerichte gibt es mehr Bohei als früher. In angesagten Lokalen werden sie gern amerikanisiert angeboten, man denke an Eggs Benedict (Brot mit pochierten Eiern, Schinken oder Speck und fett Sauce Hollandaise) oder Eggs Florentine (vegetarisch: mit Spinat).
Auch Fruchtaufstriche sollen heute anders und modern sein – und angeblich besser als klassische Konfitüre oder Omas Marmelade. Sie werden mit Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen versehen. In der ZDF-Doku «Lege packt aus: Fiese Frühstücks-Fallen» gab Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin dazu jedoch zu bedenken, dass der Geschmack gleich bleibe. «Das heißt: Ich gewöhne mich nicht an weniger süße Produkte, was eigentlich von Vorteil wäre, denn dann esse ich langfristig weniger Zucker.» Stattdessen lerne der Körper nichts «und wird weiterhin diese ganz süßen Produkte bevorzugen».
Der Trend des Intervallfastens scheint den meisten wurst zu sein
Apropos Süßes, Kalorien, Figur: In den letzten Jahren war Intervallfasten (intermittierendes Fasten) sehr präsent in den Medien. Bei der 16:8-Methode zum Beispiel fällt entweder die Früh- oder Spätmahlzeit aus. 16 Stunden wird nichts gegessen. Wer gegen 20 Uhr zu Abend isst, darf am nächsten Tag erst wieder ab 12 Uhr mittags Nahrung aufnehmen, lässt das Frühstück also weg. Der Stoffwechsel soll dadurch jede Nacht in ein kurzes Fasten kommen. Wie die aktuelle Umfrage zeigt, ist dieser Trend vielen Leuten aber wohl total egal.
Übrigens: Das Wort Frühstück: Wortgeschichtlich ist «Frühstück» etwa 600 Jahre alt. Der Begriff löste damals den mittelhochdeutschen Ausdruck «morgenbrōt» ab. Im Englischen heißt das Frühstück «breakfast» – und beschreibt als Wort das Fastenbrechen nach der Nacht ohne Nahrungsaufnahme. In der Schweiz heißt es oft Zmorge (Duden: «mundartlich zusammengerückt aus: zu Morgen (Gegessenes, zu Essendes)»), manchmal auch Frühkost oder französisiert Dejeuner.
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