22. November 2024

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Kennenlernen mal anders: Gemeinsam kochen beim ersten Date

Schnippeln und flirten: Beim Koch-Dating hat man gleich ein Thema und kann Eigenheiten des Dates beobachten - ein guter Indikator, um zu schauen, ob man mehr will. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)

Bei ersten Dates erwarten einen nicht immer angenehme Momente: Da gibt es etwa die peinliche Stille am Restauranttisch. Oder die krampfhafte Suche nach Themen, um das Gespräch während des ersten Spaziergangs am Laufen zu halten. Und ganz zu schweigen, wie man sich beim Billard fühlt, wenn einer all sein Kugeln versenkt und der andere steht da wie Pik Sieben und kommt nicht einmal zum Zuge.

Doch es gibt eine Sache, wie man sich bei einem der ersten Dates schnell kennenlernt, ins Gespräch und sogar ganz unverfänglich näher kommt: bei einer Verabredung zum gemeinsamen Kochen. «Beim ersten Date gemeinsam zu kochen ist super. Man sieht gleich, ob man sich gut ergänzt und wie die andere Person vorgeht», sagt Arne Anker, Küchenchef im Berliner Restaurant Brikz.

Ähnlich sieht es First-Dates-Gastgeber Roland Trettl. «Gemeinsam kochen und essen fördert das Kennenlernen. Lebensmittelauswahl, Aromen, Abschmecken und am Ende der Hüftschwung beim Schwenken der Pfanne sind alles gute Indizien, um zu schauen, ob die Zutaten für ein weiteres Kennenlernen passen», sagt der Südtiroler Gourmetkoch und TV-Moderator («First Dates Hotel», Vox).

Kaviar, Blutwurst oder Gnocchi – welches Rezept ist perfekt?

«Mit Nudeln in Tomatensoße zeigt man nicht gerade seine aufregende Seite», findet Dominik Obermeier, Küchendirektor aus der Brasserie Colette in Berlin. Trüffel und Kaviar seien zwar wahnsinnig lecker, «wirken aber beim ersten Date auf jeden Fall angeberisch». Wer jetzt an Blutwurst, Leber und Co. denkt, sollte noch mal weiter überlegen. «Das kann zwar genau das Richtige sein, ist aber so speziell, dass ich es erst kochen würde, wenn man sich kennt und weiß, dass es gut ankommt», gibt Obermeier zu bedenken.

Der Profi hat einen Tipp parat: «Wenn Dein Date zuvor mal erwähnt hat, was er oder sie liebend gerne isst, würde ich genau das machen, dann merkt Dein Date auch gleich, dass Du gut zuhörst. Außer es ist ein Gericht seiner oder ihrer Oma: Da kommt man eh nicht dran.»

Für Raphael Reichardt, Restaurantmanager und Chef-Sommelier im Restaurant Tim Raue ist der persönliche Bezug zum Gekochten und die Geschichte, die dahintersteckt, gegebenenfalls wichtiger als die Speise und das Getränk selbst: «Man sollte einfach zeigen, dass man sich Gedanken gemacht hat und nicht einfach etwas bestellt oder auftaut.»

Eine nicht zu aufwendige, aber mit viel Liebe zubereitete Lasagne ist für Reichardt eine super Option. Er denkt dabei gleich Plan B mit: «Falls der Abend nicht so toll verläuft, schmeckt die Lasagne am nächsten Tag auch alleine fast noch besser.»

Arne Anker würde für das erste Date auf keinen Fall Lebensmittel wählen, die Gase bilden, wie Bohnen oder Kohl. «Das gilt auch für Knoblauch in großen Mengen. Stattdessen würde ich zu Zutaten greifen, die als besonders anregend gelten, etwa Ingwer, Zimt oder Sellerie.»

Aus Ankers Sicht gibt es ein ultimatives Rezept fürs erste Date: selbst gemachte Gnocchi mit Brunnenkresse. Puuuh, mag man denken. Das klingt eher kompliziert. Doch Anker sieht das so: «Gnocchi selber machen, macht großen Spaß und bringt auch gleich eine Aktivität für das Date. Man kann sich die Aufgaben wunderbar aufteilen – der eine rollt den Teig aus, die andere formt die Gnocchi. So macht man sich gemeinsam „die Hände schmutzig“ und kann sich ausprobieren.»

Wer bestimmt am Herd? Und wie teilt man die Aufgaben auf?

Beim Aufteilen sollte man eine gute Balance finden. «Einerseits sollte man unbedingt darauf achten, dass man auf keinen Fall zu bossy und herrisch herüberkommt oder die andere Person kritisiert oder bevormundet. Aber andererseits will man das Gegenüber auch mit den eigenen Skills beeindrucken», so Anker.

Der Gourmetkoch steht auf dem Standpunkt: «Wenn man das Rezept selbst rausgesucht, das Date initiiert und zum Kochen eingeladen hat, darf man auch ruhig die Leitung übernehmen, das kann auch sexy sein.»

Im Falle der Gnocchi zum Beispiel: Wenn die andere Person das mit dem Über-die-Gabel-Rollen nicht so gut hinbekommt, darf man ruhig eingreifen und höflich anbieten, es ihr zu zeigen. Dabei kommt man sich ja im Zweifelsfall dann auch gleich näher.

Sollte das Gegenüber aber noch kreative Ergänzungen haben oder vorschlagen, einen Arbeitsschritt anders zu gestalten, solle man dafür natürlich offen sein, rät Anker.

«First Dates»-Profi Roland Trettl würde sich darüber im Vorfeld gar nicht so viele Gedanken machen. Für ihn ist «Kochen wie Tanzen oder Sex». Sein Rat: Einfach entspannt laufen lassen und dann merkt man, ob es klappt oder nicht und ob die Chemie stimmt. «Eigentlich ist es ein guter Indikator. Wenn’s in der Küche nicht klappt, sollte man das Bett vielleicht meiden», sagt er lachend.

Welcher Drink darf es denn sein?

Klar im Vorteil ist auch, wer im Vorfeld herausgefunden hat, ob das Date überhaupt Alkohol trinkt. Wenn nicht, ist eine gewöhnliche Cola oder Limo vielleicht nicht so spannend. Tim Raues Sommelier rät zu kreativen alkoholfreien Alternativen, wie frisch gepresster Saft oder selbst gemachte Eistees.

Überhaupt lässt sich mit einer gut begründeten Getränkeauswahl zum jeweiligen Essen punkten. «Weinkenntnisse sind sexy!», findet Raphael Reichardt. Sein Tipp: «Wenn man das Rezept schon im Kopf hat, lässt man sich am besten in einem Weingeschäft beraten. Alternativ kann man sich Grundkenntnisse über Wein auch über Influencer auf Instagram holen.»

Der Experte hat drei konkrete Beispiele für tolle Ensembles parat:

1. So ist ein spannender Rotwein aus der Toscana wie ein Chianti Classico aus Sangiovese-Trauben die leidenschaftliche und würzige Ergänzung für eine klassische Pasta der Region mit Tomaten, Kapern und Oliven.

2. Zu gebratenen Garnelen mit frischer Zitrone, etwas Reis und gedämpftem Brokkoli passt ein frischer, säurebetonter Riesling aus dem Rheingau.

3. Als Alternative zu Wein kommt ein spannendes Bier oder ein Longdrink infrage, den nicht jeder im Kühlschrank hat. «Das Produkt liefert gegebenenfalls direkt ein Gesprächsthema», so Reichardts Idee.

Gehen wir zu Dir? Oder kochen wir bei mir?

Wenn nach den ersten Kontakten der Vorschlag zum gemeinsamen Kochen auf Begeisterung stößt, sollte man klären, bei wem geköchelt wird. Wer das Date noch nicht in seinen eigenen vier Wänden begrüßen will, kann ja die Locationfrage gleich in die andere Richtung lenken – unter dem Motto: Quirl, Pürierstab, Auflaufform – was soll ich alles mitbringen?

Von Claudia Wittke-Gaida, dpa