Im Pyjama, im Nachthemd oder ohne alles: Schlafen ist etwas Individuelles und somit ist es auch die Wahl der Kleidung. Doch schläft es sich nackt besser und tiefer, wie es immer wieder heißt?
«Pauschal zu sagen, unbekleidet ist gleich besserer Tiefschlaf – das kann man tatsächlich nicht», sagt der Diplom-Psychologe Markus B. Specht. Er leitet das Zentrum für interdisziplinäre Schlafmedizin der DKD Helios Klinik Wiesbaden.
Im Interview verrät er, warum es einen Unterschied machen kann, ob man mit oder ohne Kleidung schläft – und wie es mit der Hygiene im Bett aussieht.
Frage: Die Meinungen zum Nackt-Schlafen sind gespalten. Wozu rät die Schlafmedizin?
Markus Specht: Tatsächlich ist es so, dass das sehr individuell ist. Das hat letztlich damit zu tun, wie man sich selbst wohlfühlt.
Aber ich würde es nicht empfehlen wollen, unbekleidet zu schlafen. Im Schlaf durchlaufen wir unterschiedliche Schlafstadien, immer in einem Wechsel zwischen Tiefschlaf und Träumen. Im Traumschlaf ist unsere Temperaturregulation nicht wirklich gut.
Und wenn ich da viel schwitze, dann kann das dazu führen, dass nicht nur meine Kleidung, die ich dann aber nicht anhabe, sondern meine ganze Bettdecke nass wird und man sich vielleicht aufdeckt. Bei winterlichen Außentemperaturen ist dann die nächste Erkältung sehr nahe.
Da wir in knapp 20 Prozent der Nacht träumen, ist es gerade dann wichtig, dass wir uns zumindest durch Körperbekleidung vor Auskühlung schützen. Man sollte generell ein gut temperiertes Schlafzimmer haben, es sollte nicht über 21 und nicht unter 17 Grad sein.
Übrigens: Im Sommer unbekleidet zu schlafen, kann gut funktionieren, es kann aber auch negativ sein. Gerade dann, wenn man mit offenem Fenster schläft und dann ein schöner Windzug einen ab- bzw. auskühlt. Auch das kann zu unangenehmen Nebeneffekten wie Erkältung und Ähnlichem führen.
Frage: Beim Schlafen ohne Kleidung denkt man direkt auch an den Hygieneaspekt. Wie hygienisch ist es wirklich, nackt zu schlafen?
Specht: Das kann man machen, wenn man mindestens einmal in der Woche seine Bettwäsche wäscht. Auch wenn man Schlafkleidung trägt, sollte man alle zwei Wochen die Bettwäsche wechseln, da man ja durchschnittlich acht Stunden im Bett verbringt. In dieser Zeit wird man Körpersäfte absondern, wie zum Beispiel beim Schwitzen.
Wenn man selbst mal ein verschwitztes T-Shirt an zwei Tagen hintereinander anzieht, dann riecht das nicht mehr so gut. Und es können sich auch zunehmend Krankheitserreger breit machen. Man kann sich also vorstellen, dass es mit der Bettwäsche ähnlich ist.
Frage: Kann man überhaupt sagen, was einen guten Pyjama ausmacht?
Specht: Es gibt Patienten, die schlafen gerne in enger Kleidung. Und manche brauchen es ganz weit und locker. So ein klassisches Nachtgewand mit Schlafmütze, die man früher benutzt hat, gibt es nicht mehr so wirklich oder hat kaum noch jemand.
Aber da muss jeder für sich sehen, worin er sich am wohlsten fühlt. Wenn ich mich mit unbequemen Klamotten ins Bett lege und unwohl fühle, ist die Schlafstörung vorprogrammiert.
Zur Person: Markus B. Specht ist psychologischer Psychotherapeut in der Verhaltenstherapie, sowie Somnologe und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin.
Mehr Nachrichten
Zusammen am Tisch: Wie gemeinsames Essen die Seele stärkt
Rodel, Ski, Helm: Gut ausgerüstet ins Wintervergnügen
Rodel, Ski, Helm: Gut ausgerüstet ins Wintervergnügen