23. November 2024

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Brennt und juckt: Was ist da im Intimbereich los?

Pilzinfektionen können sehr unangenehm sein - sie treten aber längst nicht nur bei Frauen auf. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)

Es juckt, es brennt: Ein Vaginalpilz ist unangenehm. Verständlich, dass Betroffene ungern darüber sprechen. Dabei können viele Frauen bei diesem Thema mitreden: Drei von vier leiden medizinischen Fachgesellschaften zufolge mindestens ein Mal im Leben daran. Ein Gynäkologe und eine Gynäkologin verraten, wie es zu den lästigen Entzündungen kommt – und wie man sie wieder loswird.

Vorweg: Eigentlich ist die Vagina ziemlich gut darin, sich vor Krankheitserregern zu schützen. Sie wird überwiegend von Milchsäurebakterien besiedelt, die ein leicht saures Milieu schaffen. Hefepilze oder schädliche Bakterien können sich darin nur schwer vermehren. Gerät dieses Milieu allerdings aus dem Takt, drohen Infektionen. Ein Überblick.

Wie genau kommt es überhaupt zu Pilzinfektionen?

Hefepilze sind in der Vagina einer geschlechtsreifen Frau erst einmal nicht ungewöhnlich. Laut dem Gynäkologen Prof. Werner Mendling findet man sie bei 30 bis 60 Prozent aller gesunden Menschen auf den Schleimhäuten im Genitalbereich, in Mund und Rachen sowie im Magen-Darm-Trakt.

Mit mangelnder Hygiene hat das dem Experten zufolge absolut nichts zu tun. Von einem auf einen anderen Menschen übergehen können sie durch Küssen oder Oralverkehr.

In den allermeisten Fällen haben Menschen, die von Hefepilzen besiedelt sind, keine Beschwerden. Das kann sich aber ändern, zum Beispiel, wenn man Antibiotika eingenommen hat.

Denn Antibiotika zerstören nicht nur die Krankheitserreger im Körper, sondern greifen auch die guten Milchsäurebakterien in der Vagina an. Sie können den sauren pH-Wert von etwa 4 dann nicht mehr aufrechterhalten, Hefepilze haben es leichter, die Oberhand zu gewinnen.

«Auch wer allgemein krank ist und dessen Immunität geschwächt ist, ist anfälliger für Pilzinfektionen», sagt Werner Mendling. Auch Stress kann eine Infektion begünstigen. «So kann ein Pilz, der beschwerdefrei die Vagina oder den Penis besiedelte, plötzlich Probleme bereiten.»

Manche Frauen neigen häufiger zu Beschwerden und Infektionen im Intimbereich als andere. Faktoren, die das beeinflussen können, sind etwa das Alter oder die genetische Veranlagung.

Was allerdings keine Rolle spielt: die Art des Periodenproduktes. Dass Frauen, die Tampons benutzen, häufiger an Pilzinfektionen leiden, stimmt nicht. «Tampons haben keinen Einfluss auf die Scheidenflora und können genauso verwendet werden wie Menstruationstassen», sagt Werner Mendling von Deutschen Zentrum für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe Wuppertal.

Was sind typische Beschwerden einer Pilzinfektion?

«Typische Symptome von Infektionen im Intimbereich sind Reizung und Schmerzen sowie Juckreiz und Rötung», zählt Cornelia Hösemann auf. Sie gehört dem Vorstand des Berufsverbands der Frauenärzte an.

Oft kommt ein Ausfluss dazu, «der nicht dem gewöhnlichen Vaginalsekret entspricht, weil Konsistenz, Farbe oder Geruch anders sind». Bei einer Pilzinfektion ist er meist flockig und gelblich-weißlich bis käsig. Auch Unterbauchschmerzen können auftreten.

Dass es juckt, muss aber nicht direkt eine Pilzinfektion bedeuten. Dieses Symptom tritt auch bei anderen Erkrankungen im Genitalbereich auf. «Und manchmal bleibt der Ausfluss bei einer Pilzinfektion unverändert und es lässt sich daran nichts Ungewöhnliches erkennen», sagt Werner Mendling.

Als Faustregel gilt: Sobald es im Genitalbereich juckt, unangenehm riecht, brennt, wehtut oder sonstige Beschwerden auftreten, sollten Frauen eine gynäkologische Praxis aufsuchen.

Warum ist es so wichtig, bei Beschwerden zum Arzt zu gehen?

Das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin ist unter anderem deswegen wichtig, da über Pilze im Intimbereich viele Fehlinformationen kursieren.

Zum Beispiel, dass man einfach zur Apotheke gehen und sich dort ein Präparat holen kann. Werner Mendling rät davon ab. Denn: Nicht immer steckt ein Pilz dahinter, wenn Frauen ein Jucken im Intimbereich bemerken. «Und wenn sie wirklich einen Pilz haben, ist es wichtig, diesen richtig zu bestimmen, da davon auch die Therapie abhängt.» Die unterschiedlichen Pilze müssen auch unterschiedlich behandelt werden.

Eine Diagnose sollte also vom Gynäkologen oder von der Gynäkologin abgesichert werden. Möglich ist auch, dass Bakterien die Beschwerden verursachen – dann ist von einer bakteriellen Vaginose die Rede. Der Gynäkologe oder die Gynäkologin verschreibt dann ein Antibiotikum.

So unangenehm vaginale Infektion auch sind – meist sind sie vergleichsweise harmlos, wie Cornelia Hösemann sagt. In seltenen Fällen stecken allerdings sehr ernsthafte Infektionen dahinter, sexuell übertragene Erkrankungen etwa. Wer Beschwerden hat, sollte allein deshalb schon nicht auf eine Selbstbehandlung setzen, «insbesondere wenn die Beschwerden nicht verschwinden oder sich sogar verschlimmern», sagt Hösemann.

Wie lassen sich Pilzinfektionen behandeln?

Behandelt wird eine Pilzinfektion in der Vagina mit Tabletten oder Zäpfchen, die von Arzt oder Ärztin verordnet werden. «Alle Medikamente, die in Deutschland für die Behandlung gegen Pilzerkrankungen in der Scheide zugelassen sind, sind gleich gut wirksam», sagt Werner Mendling. Zwischen den Präparaten zu wechseln, bringt also nichts.

Wenn die Beschwerden, etwa der Juckreiz, nach drei Tagen Behandlung anhalten, sollte man sich zurück in die Arztpraxis begeben, um dort weitere Hilfe zu erhalten.

Und helfen Tampons, die in Joghurt getränkt wurden und somit wieder gute Milchsäurebakterien in die Vagina bringen sollen? Für die Anwendung dieses Hausmittels kann die Gynäkologin Cornelia Hösemann keine Empfehlung aussprechen. Die in Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien sind andere als die, die die Vagina besiedeln. Insofern haben sie keinen direkten Einfluss auf die Scheidengesundheit.

Apropos abraten: Auch von Heimtests, die für sexuell übertragbare Erkrankungen angeboten werden und die nicht in ein Labor gesendet werden, rät die Gynäkologin ab. Sie können unzuverlässig sein und können zu falschen Ergebnissen führen.

Von Lorena Simmel, dpa