Manche Kinder haben ihren schon, für andere wird es jetzt Zeit, ihn zu besorgen: den ersten Schulranzen. Und auch wenn alle Beteiligten schon Vorstellungen davon haben, wie der Ranzen aussehen soll – passen muss er, sagen Experten. Bei welchem Modell das auch der Fall ist, kommt ganz auf den jeweiligen Kinderrücken an.
Daher nicht die beste Option: einfach bestellen. Ein Ranzen sollte anprobiert werden, dazu raten nicht nur Fachhändler, sondern auch Orthopäden. Die meisten Eltern wollen es dem Kind möglichst leicht machen und schauen dabei vor allem aufs Gewicht.
Aber: «Bei einem gesunden Kind ist ein Zusatzgewicht von 15 bis 17 Prozent des Körpergewichtes absolut unbedenklich, der Ranzen kann dann sogar die Rückengesundheit fördern», sagt der Gesundheits- und Bewegungswissenschaftler Dieter Breithecker von der Aktion Gesunder Rücken (AGR). «Der Rücken sollte nicht nur entlastet, sondern auch belastet werden. Das ist wichtig, damit die Muskeln und Knochen, die sich noch im Wachstum befinden, altersgemäß gestärkt werden können.»
Passt er?
Die meisten Ranzen sind ohnehin ziemlich leicht und liegen gewichtsmäßig zwischen 800 und 1200 Gramm, sagt Martin Voegels vom gleichnamigen Fachgeschäft in Köln.
Viele Ranzen haben Becken- und Brustgurte: Ein Beckengurt hilft, das Gewicht gleichmäßig zu verteilen. Ein Brustgurt soll das Rutschen der Schultergurte verhindern. «Bei den unterschiedlich großen Ranzenmodellen sind die Riemen auch unterschiedlich lang», so Voegels. Und auch bei der Schulterbreite gibt es Varianten. «Wir gucken daher erst mal, welche Statur das Kind hat.»
Ein Tipp: Mit einer Blindanprobe lässt sich zunächst die Passform checken – erst dann das Lieblingsdesign der Marke wählen.
Wann kaufe ich den Ranzen?
Die neuen Kollektionen kommen immer ab Oktober oder November in die Geschäfte, erklärt Martin Herrmann, Geschäftsführer des Fachgeschäfts Schulranzen im Europacenter in Berlin. Im Frühjahr – um Ostern herum – sei eine gute Zeit für den Kauf. Wer also große Auswahl möchte, sollte nicht bis kurz vor Schulstart warten. Allerdings: Wer wartet, kann vielleicht von Reduzierungen profitieren.
Apropos Zeit: Am besten vereinbart man einen Termin für die Beratung im Fachgeschäft. Bei manchen geht das auch online. Martin Herrmann rät, direkt beim Termin im Geschäft eine Art Vertrag mit dem Kind zu schließen, dass es auf jeden Fall drei Modelle anprobiert – und man zusammen sicher eines finde, das dem Kind gefällt.
Kann auch das Design «mitwachsen»?
Und zwar idealerweise die ganze Grundschulzeit lang. Die meisten Ranzen haben ein sogenanntes Mitwachssystem. Das bedeutet: Von der ersten Klasse, wenn die Kinder 1,10 oder 1,20 Meter groß sind, bis ungefähr 1,50 Meter Körpergröße in der vierten Klasse könne man den Ranzen mitwachsen lassen – in Abstand vom Hüftgurt zur Schulter, sagt Martin Herrmann. «Je nach Rückenlänge des Kindes kann man das bei allen größeren Herstellern individuell einstellen.»
Und das Einhorn (oder wahlweise der Delfin oder Spiderman)? Wird das die vier Jahre halten? Das überlegen viele Eltern, sagt Herrmann, die ja sechs Jahre lang erlebt haben, wie das Kind seinen Geschmack geändert hat. Die Hersteller bieten daher auch hier eine gewisse Anpassungsfähigkeit durch Motivwechsel, «denn der kindliche Geschmack ändert sich heute schneller als noch vor einigen Jahren», so Voegels. Mit Klett- oder Magnetsystemen kann aus dem Einhorn- dann vielleicht ein Piraten- oder Fußballranzen gemacht werden.
Wie sicher muss der Ranzen sein?
Dafür gibt es in Deutschland eine DIN-Norm, nämlich die Nummer 58124. Mindestens 20 Prozent der Vorder- und Seitenflächen des Ranzens sollen demnach aus fluoreszierenden Neonflächen bestehen, dazu mindestens zehn Prozent aus retroreflektierendem Material, also zum Beispiel Reflektorstreifen, die das Licht von Autos zurückwerfen. Verpflichtend ist die Norm nicht; dass ein Ranzen die Anforderungen erfüllt, erkennt man zum Beispiel am Siegel «Geprüfte Sicherheit» (GS-Zeichen).
Alles ganz schön teuer, oder?
Rund 250 bis 280 Euro kosten die meisten Schulranzen, sagen Herrmann und Voegels. Das ist viel Geld, meist kauft man damit aber auch ein ganzes Set mit Turnbeutel und gefülltem Federmäppchen.
Und natürlich bezahlt man Material und Verarbeitung mit. «Da kommt auch schon der Punkt Nachhaltigkeit dazu», erklärt Herrmann: «Bei nahezu allen Herstellern wird kein Textil mehr verarbeitet, sondern recycelte PET-Flaschen, die zum Teil sogar aus dem Meer gefischt werden.» Die PET-Fasern haben einen weiteren Vorteil: Im Gegensatz zu textilen Materialien verschmutzen sie kaum. Und viele Ranzen sind so aufgebaut, dass man Teile herausnehmen und einfach reinigen kann.
«Wenn man nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte, kann man auf Vorjahresmodelle zurückgreifen», sagt Martin Voegels: «Dann hat man dieselbe Technik, dieselbe Verarbeitungsqualität, aber einen deutlich reduzierten Preis.»
Gut zu wissen: Die meisten Hersteller geben auf den Ranzen vier Jahre, und zwar vier Schuljahre, Garantie. Wenn etwas kaputtgeht, kann man es reparieren lassen. Viele Fachhändler wie Herrmann und Voegels bieten für diese Zeit dann einen Leihranzen an.
Wer ist denn nun Bestimmer?
Egal, ob Eltern oder mitfinanzierende Großeltern mit im Geschäft sind – die Wünsche des Kindes sollten am meisten Gewicht haben. «Der Ranzen ist oft das erste Produkt, das die Kinder sich selber aussuchen, und das macht sie dann auch stolz», sagt Voegels. «Wichtig ist, dass das Kind den Ranzen mag und damit gerne zur Schule geht.» Ein bisschen magischer Einhornglitzer kann dabei nicht schaden.
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