23. November 2024

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Warum ein aufgeräumter Schreibtisch das Stresslevel senkt

Alles an seinem Platz - und nicht zu viel: Ein ordentlicher Schreibtisch hilft dabei, konzentrierter zu arbeiten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa/dpa-tmn)

Wer Büroarbeit verrichtet, verbringt viel Zeit am Schreibtisch. Ihn übersichtlich und ordentlich zu halten, lohnt sich – nicht nur, weil man dann in der Regel konzentrierter arbeiten kann. Im Interview erklärt die Psychologin Iris Dohmen, welche Rolle auch die Außenwirkung spielen kann und wieso sie inzwischen auf Post-its verzichtet.

Frage: Warum ist ein aufgeräumter Schreibtisch hilfreich, um effektiver zu arbeiten – und wieso senkt es den Stress und steigert damit das Wohlbefinden?

Iris Dohmen: Das hängt mit Selbstorganisation und Zeitmanagement zusammen. Wenn ich mich gut organisiere, auch auf meinem Schreibtisch, dann habe ich die Möglichkeit, auch auf diesem Weg meinen Stress zu reduzieren.

Im Büro kommt noch die Außenwirkung hinzu. Ein unaufgeräumter Arbeitsplatz kann zu Kritik von Vorgesetzten und Kollegen führen. Weil sich Unterlagen nicht finden lassen, wenn man krank ist und vertreten werden muss. Oder weil etwa ein Kunde vorbeischaut und beim Blick auf den Schreibtisch einen schlechten Eindruck bekommen könnte. Das kann also auch bei anderen in der Firma Stress auflösen – und damit letztlich wieder bei einem selbst.

Übrigens: Herrscht Chaos auf dem Schreibtisch, wird Mitarbeitenden teils unterstellt, dass sie selbst auch chaotisch und nicht mit vollem Biss bei der Sache sind – das zeigen Studien.

Frage: Mal konkret gefragt: Was sind große Ablenkungsfaktoren und was macht sich – abgesehen von den notwendigen Arbeitsmaterialien – sehr gut auf dem Schreibtisch?

Dohmen: Ein Bild von den Kindern oder dem Partner kann in stressigen, schwierigen Momenten hilfreich sein, um die Wahrnehmung kurz wegzulenken. Zum Beispiel bei einem herausfordernden Telefonat mit einem Kunden: Dabei kann ein Blick auf das Bild positive Emotionen bringen.

Natürlich sehen wir auch manchmal Schreibtische, auf denen die Hälfte besetzt ist mit privaten Sachen: Liegt da ein Sudoku-Rätsel oder ein Klatschblatt, lenkt einen das natürlich ab. Hier gilt es also, die Waage zu halten. Auch Dinge, die zur Arbeit gehören, aber gerade nicht auf der To-do-Liste stehen, sollten lieber nicht im Blickfeld sein. Das kann die Konzentrationsflüsse stören.

Aber noch mal: Das eine oder andere, dass emotional etwas Positives auslöst, darf gern auf dem Schreibtisch stehen – wie eben ein Familienfoto. Oder eine Pflanze. Auch ein Stressball hilft in angespannten Situationen.

Frage: Wie sieht eigentlich Ihr Schreibtisch aus?

Dohmen: Mein Schreibtisch ist themenbezogen sortiert. Die gerade wichtigsten Dinge liegen oben und sofort griffbereit. Denn so wie man bei seinem Zeitmanagement die Aufgaben nach Relevanz und Dringlichkeit sortieren sollte, sollte auch der Schreibtisch sortiert sein.

Wenn ich zum Beispiel weiß, in den nächsten zwei Tagen wird mich ein Kunde, von dem vielleicht ein großer Umsatz abhängt, anrufen, dann muss ich die Sachen griffbereit haben. Ich sollte also entsprechend vorbereitet sein. Alles andere würde unprofessionell wirken.

Früher war auch mein Schreibtisch voller und beklebt mit Post-its – das war dann einfach nicht mehr übersichtlich. Ich habe mir deshalb angewöhnt, Notizen und Erinnerungen digital anzulegen. Mit Tools wie dem Outlook-Kalender geht das ja auch gut.

ZUR PERSON: Iris Dohmen ist Diplom-Psychologin und Fachgebietsleiterin für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie beim Tüv Rheinland. Sie und ihr Team beraten Firmen vom Kleinstunternehmen bis zum Großkonzern. Dabei geht es thematisch oft um die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen, aber auch um Stress- und Zeitmanagement.

Interview: Tom Nebe, dpa