Manchmal geht es nicht anders und ein Kind muss per Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Für viele Mütter ist das erst einmal ein komisches Gefühl. Sie fragen sich: Wie läuft der OP-Tag ab? Und wie fühlt man sich danach?
Bianca Grathwohl aus Tuttlingen hat es erlebt. Sie hat ihr zweites Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Die vaginale Geburt ihrer ersten Tochter habe bei ihr «ein kleines Trauma verursacht», erzählt sie. «Ich habe mich ausgeliefert und gestresst gefühlt.»
Aus psychischen Gründen entschied sie sich in der zweiten Schwangerschaft nach langem Überlegen für einen geplanten Kaiserschnitt.
Ängste können einen Kaiserschnitt begründen
Große Ängste und psychische Blockaden zählen zu den sogenannten relativen Gründen für einen geplanten Kaiserschnitt, erklärt Professor Frank Louwen. Er ist Leiter des Schwerpunkts Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
«Das sind Umstände, bei denen unter bestimmten Bedingungen auch eine normale Geburt stattfinden könnte.» Das sei neben psychischen Gründen beispielsweise auch die sogenannte Beckenendlage. Hier sitzt das Kind nicht mit dem Kopf nach unten im Becken der Mutter, sondern mit dem Po.
Bei absoluten Gründen gibt es hingegen keine Alternative für einen Kaiserschnitt. Beispielsweise, wenn das Ungeborene unter einer schweren Blutarmut leidet oder der Mutterkuchen den Weg nach draußen versperrt.
«Nicht viele Frauen in Deutschland entscheiden sich völlig grundlos für einen Kaiserschnitt», sagt Andrea Ramsell, Hebamme und Präsidiumsmitglied des Deutschen Hebammenverbands. Häufig spielen tatsächlich Ängste vor einer spontanen Geburt eine Rolle. «Wichtig ist, dass man diese Ängste ernst nimmt und die Frauen auf ihrem individuellen Weg begleitet.»
Außerdem sei es wichtig, Mutter und Vater auf die Operation selbst, aber auch auf die Zeit danach gut vorzubereiten. Was gibt es dabei zu beachten?
Kaiserschnitt lässt sich leichter organisieren
«Zuerst einmal lässt sich sagen, dass werdende Eltern den organisatorischen Vorteil nutzen können, den ein geplanter Kaiserschnitt mit sich bringt», sagt Alexandra Winkel, erste Vorsitzende des Bundesvorstandes der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung. «Eltern kennen den Kaiserschnitttermin und können sich beispielsweise in Ruhe um eine Betreuung für Geschwisterkinder kümmern.»
Nachteilig sei jedoch, dass Frauen nach einem Kaiserschnitt in der Regel längere Zeit bräuchten, um sich zu erholen, sagt Hebamme Andrea Ramsell: «Man darf nicht vergessen, dass der Kaiserschnitt eine große Bauch-Operation ist, die Schmerzen an der Naht verursacht und natürlich auch mit Komplikationen verbunden sein kann.»
In die Kliniktasche gehört zum Beispiel Unterwäsche, deren Bund nicht auf Höhe der Kaiserschnittwunde liegt. «Ich empfehle, dass Frauen nach der OP noch zwei bis drei Wochen ihre Umstandsunterwäsche tragen, da sie in der Regel komfortabler sitzt und nirgendwo drückt», sagt Winkel.
Mütter können auch erst einmal auf Nachthemden umsteigen, um so wenig Kontakt wie möglich an der häufig noch schmerzen Naht zu haben. Wenn die Wunde juckt, hilft es, eine Binde in den Gefrierschrank zu legen und die Kaiserschnittnarbe anschließend damit zu kühlen.
Viel trinken und ballaststoffreich essen
Ein weiteres schwieriges Thema für Frauen nach einem Kaiserschnitt ist laut Alexandra Winkel der Toilettengang. «Viele Mütter haben Angst, durch Pressen der Naht zu schaden.» Obwohl diese Ängste unbegründet sind, empfehlt sie, nach der Geburt möglichst viel zu trinken und ballaststoffreich zu essen. So wirkt man hartem Stuhlgang und einer Verstopfung entgegen.
Unterstützung für zu Hause organisieren
Um die Zeit nach dem Kaiserschnitt zu Hause so entspannt wie möglich zu gestalten, sollten frisch gebackene Mütter für mindestens 14 Tage Unterstützung für Zuhause bekommen. «Die Mobilität ist nach dem Eingriff stärker und länger eingeschränkt als nach einer natürlichen Geburt. Das sollte man im Wochenbett unbedingt einplanen», sagt Winkel.
Wer keine Verwandten in der Nähe habe und in den ersten Wochen auf sich allein gestellt ist, kann vor der Geburt beispielsweise eine ausgebildete Mütterpflegerin beantragen. Erste Anlaufstelle dafür ist die eigene Krankenkasse, um die Kostenübernahme zu klären.
Mehr Nachrichten
Rodel, Ski, Helm: Gut ausgerüstet ins Wintervergnügen
Zusammen am Tisch: Wie gemeinsames Essen die Seele stärkt
Rodel, Ski, Helm: Gut ausgerüstet ins Wintervergnügen