23. November 2024

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Enzephalitis: Bei Gehirnentzündung schnell handeln

Bildgebende Verfahren sind Teil der Diagnostik bei Hirnentzündungen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa-tmn)

Die Begrifflichkeiten werden oft verwechselt, wenn von Gehirnentzündungen und Hirnhautentzündungen die Rede ist. Dabei tragen die Namen bereits den Unterschied in sich: Bei einer Gehirnentzündung, in der Fachsprache Enzephalitis genannt, ist das gesamte Gehirn betroffen.

Bei der Hirnhautentzündung, der Meningitis, ist es die äußere Schicht, die das Hirn umhüllt.

Die Anzeichen unterscheiden sich deutlich: «Bei Entzündungen der Hirnhaut gibt es keine Beeinträchtigungen von Hirnfunktionen wie zum Beispiel Bewusstseinsstörungen. Sondern es kommt zu Kopfschmerzen, Fieber und zu einer Nackensteife. An diesen Zeichen versucht man auch, diese Erkrankung zu erkennen», sagt Prof. Frank Erbguth, Ärztlicher Leiter der Neurologie am Klinikum Nürnberg.

Je mehr die Entzündung nach innen in die Tiefe dringt, erklärt der Mediziner, desto stärker ist das Gehirn betroffen. Anders als bei der Hirnhautentzündung haben Betroffene bei einer Enzephalitis Ausfallserscheinungen der Hirnfunktionen.

Sprachstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle

Das Spektrum der Symptome ist breit: «Liegt zum Beispiel eine Entzündung im Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte vor, hat man Sprachstörungen», erklärt Erbguth. Sei das motorische Zentrum in der rechten Gehirnhälfte betroffen, könne es zu Lähmungen im linken Bein kommen.

Es gibt viele mögliche Ursachen für eine Enzephalitis. Die Eindringlinge können von außen kommen, zum Beispiel in Form von Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilzen. So können Herpes-Viren oder das von Zecken übertragene FSME-Virus der Auslöser sein.

Eine zweite große Gruppe sind Autoimmunreaktionen: Dabei wird die körpereigene Abwehr aktiviert, ohne dass ein Eindringling vor der Tür steht. Der Körper reagiere wie auf einen äußeren Feind, der gar nicht da sei, beschreibt Erbguth.

Professor Harald Prüß arbeitet an der Charité in Berlin und ist spezialisiert auf die Autoimmun-Enzephalitis. Er nennt beispielhaft verschiedene Auslöser der fehlgeleiteten Abwehrreaktion des Körpers. «Bei einem Teil der Patienten ist die Autoimmun-Enzephalitis durch einen Tumor bedingt», erklärt der Oberarzt der Klinik für Neurologie. Auch nach Virusinfektionen wie Grippe oder Pfeifferschen Drüsenfieber könne diese Erkrankung auftreten.

Psychische Veränderungen als Warnsignal

Ein Alarmsignal für eine Enzephalitis sind Wesensänderungen: «Die Betroffenen sind innerhalb kürzester Zeit in sich gekehrt», sagt der Charité-Mediziner. Psychische Veränderungen sind demnach bei relativ vielen Patientinnen und Patienten zu beobachten. «Manche sind depressiv, andere hören Stimmen oder halluzinieren.»

Auch Sprachveränderungen sind häufig ein Anzeichen. Betroffenen fallen die Worte nicht ein. Eine Enzephalitis kann jeden treffen. Man kann nicht vorbeugen, sondern nur schnell reagieren. Bei psychischen Veränderungen oder Lähmungserscheinungen in Kombination mit Fieber sollte man sich sofort an eine Ärztin oder einen Arzt wenden.

Schnell handeln, um das Gehirn zu retten

Ob man eine Enzephalitis, die durch externe Auslöser auftritt, behandeln könne, hänge stark vom Erreger ab, sagt Neurologe Erbguth und erklärt es an zwei Beispielen: «Ist es ein Herpesvirus, dann kann man nicht vorbeugen, aber das Virus effektiv behandeln.» Umgekehrt bei FMSE: Hier kann man das Virus nicht direkt bekämpfen, sondern nur die Symptome mildern. Dafür gibt es gegen FSME eine Impfung.

Handelt es sich um eine Autoimmun-Enzephalitis, versucht man, die Antikörper im Blut zu entfernen und die Produktion neuer Antikörper durch die Gabe von Medikamenten zu verhindern.

In jedem Fall sollte man schnell reagieren. «Im Prinzip gilt hier der gleiche Merksatz wie beim Schlaganfall: Time is Brain», sagt Charité-Mediziner Prüß. Also: Zeit ist Hirn.

Von Julia Felicitas Allmann, dpa