22. November 2024

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Einfach mal ausbrechen: Escape-Spiele für zu Hause

2016 brachte der Kosmos-Verlag das erste «Exit»-Spiel für zu Hause heraus. Mittlerweile sind es bereits 21. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Kosmos Verlag/dpa-tmn)

Eigentlich müsste Markus Brand nicht mehr als Versicherungskaufmann arbeiten. Der 45-jährige Gummersbacher und seine Frau Inka (44) sind zusammen Autoren der extrem erfolgreichen «Exit»-Spiele-Reihe, die seit fünf Jahren schon über zwölf Millionen Mal weltweit verkauft wurde.

Selbst «Monopoly» sah dagegen zuletzt blass aus. «Ich glaube tatsächlich, dass wir das große Glück hatten, einfach zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein», sagte Markus Brand der Deutschen Presse-Agentur und erinnert sich an den ersten Besuch eines sogenannten Escape-Rooms im Dezember 2014 in Köln. «Wir waren total geflasht davon – total begeistert.» Die Idee einer Escape-Room-Umsetzung für zu Hause war geboren und so kam 2016 das erste von mittlerweile 21 «Exit»-Spielen beim Kosmos-Verlag auf den Markt.

Die Räume lagen voll im Trend und erfreuten sich besonders als Team-Event großer Beliebtheit. In Kellern, alten Fabrikhallen oder sogar Wohnungen richteten Anbieter Spielräume ein, in denen die Teilnehmer mehrere Rätsel lösen müssen, um in möglichst kurzer Zeit wieder aus dem Raum zu entkommen.

Mit «Exit»-Box im heimischen Wohnzimmer rätseln

Seit der Corona-Krise ist das Knobeln in den Räumen vor Ort gestoppt. Doch in den Wohnzimmern wird weitergerätselt. In einer rund 13 Euro teuren «Exit»-Box sind vor allem Rätsel-Karten – dazu noch ein kleines Heftchen, eine Decodierscheibe und manchmal auch besondere Teile. Um die jeweils zehn Rätsel einer Box zu lösen, muss das Spielmaterial manchmal geknickt und teilweise sogar zerstört werden, was durchaus auch kritisch gesehen wird. Immerhin kann das Spiel in der Altpapiertonne entsorgt und recycelt werden. Dem Hype tat das aber keinen Abbruch.

«Wir haben einfach einen Nerv der Zeit getroffen. Einmal dadurch, dass es kooperativ ist und auch vielleicht eher ein Spielerlebnis ist, als ein Spiel», erklärte Inka Brand, die im Gegensatz zu ihrem Mann das Erfinden von Brettspielen mittlerweile hauptberuflich betreibt. «Die Regeln sind kurz. Ich habe sofort einen Einstieg. Ich kann mit egal welcher Gruppe zusammensitzen. Da können Kinder dabei sein, da können Omas und Opas dabei sein. Das macht überhaupt keinen Unterschied.»

Hohe Rätsel-Qualität beschert nächtliche Hilfe-Anrufe

2017 gewann die «Exit»-Reihe den Preis «Kennerspiel des Jahres». Mittlerweile gibt es nicht nur die Spieleboxen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, sondern auch mehrere Bücher, Puzzles und sogar einen «Exit»-Adventskalender. Vor allem für ihre Rätsel-Qualität werden die Brands immer wieder gelobt. Ihre durchaus kreativen Ideen sammeln sie in einem Buch. Bereits über 500 Rätsel hat das Erfolgsduo erfunden und dort hineingekritzelt.

«Wir kriegen teilweise auch nachts Anrufe von Gruppen, die festhängen und Hilfe brauchen. Dass das so einen Hype ausgelöst hat, ist für uns eine gänzlich neue Erfahrung. Das kannten wir so auch nicht», sagte Markus Brand, der trotz des Erfolges noch nicht so häufig auf der Straße erkannt wird, wie sein Vater, der ehemalige Handball-Bundestrainer Heiner Brand. Und dass obwohl die Spielereihe weltweit bekannt ist: In 27 Ländern sind die Spiele erhältlich.

«Unlock» mit starken Geschichten und App-Codes

Neben der «Exit»-Reihe ist «Unlock!» der zweite Platzhirsch im Bereich der Escape-Spiele. Einer der größten Unterschiede dabei: Bei «Unlock!» wird kein Material zerstört. Karten werden miteinander kombiniert, vereinzelt müssen auch versteckte Zahlen gesucht werden. Dazu erzählen die Spiele aus dem Hause Asmodee (Entwicklungsstudio Space Cowboys) eine stärkere Geschichte – es sind unter anderem Fälle aus der Welt des Zauberers von Oz, mit Arsène Lupin und einer Zugfahrt im Wilden Westen erschienen.

Eine weitere Besonderheit: Bei der «Unlock!»-Reihe ist stets eine kostenlose App eingebunden, darin werden Codes eingegeben und Maschinen bedient. Die App ist dabei nicht dominant, sondern sinnvoll eingesetzte Unterstützung – nur wirkliche Technik-Hasser am Brettspieltisch lassen sich davon abschrecken.

Auch Autor Cyril Demaegd ließ sich von Escape Rooms für seine Idee inspirieren, ging aber darüber hinaus. «Wir sind dem ursprünglich engen Konzept von Escape-Räumen entflohen, als wir realisierten, dass wir über Kunst und die Beschreibung jede Geschichte erzählen können», sagte der Franzose. «Und es geht weiter, einige der kommenden Abenteuer werden noch verrückter als die vorigen sein.» Die jüngst erschiene Box mit drei Fällen im Star-Wars-Universum sorgt dabei für reichlich Atmosphäre, richtet sich aber eher an Rätsel-Anfänger.

«Deckscape» – das Spiel für die Hosentasche

Wie bei «Unlock!» können auch die «Deckscape»-Spiele im Gegensatz zur «Exit»-Reihe nach dem Spielen weitergegeben werden. Die kleine Serie vom italienischen Autoren-Duo Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino (Abacus-Verlag) besticht durch ihre Kompaktheit: Die Spiele sind kartenbasiert und die Schachtel passt in die Hosentasche – perfekt zum Mitnehmen.

Bei «Escape Room: Das Spiel» müssen Schlüssel passen

Deutlich größer ist «Escape Room: Das Spiel» vom Noris-Verlag. Hier steht ein batteriebetriebener Chrono Decoder mit einem Countdown im Mittelpunkt, in den für die richtige Rätsellösung die korrekten Schlüssel gesteckt werden müssen. Der Moses-Verlag setzt dagegen auf «Quizscape» – eine Verschmelzung von Escape- und Quiz-Spiel, wobei im Fragenteil doch sehr spezielles Wissen gefragt ist.

Auch etliche andere Verlage haben den Escape-Trend mittlerweile aufgegriffen. «Exit»-Autor Markus Brand freut die Konkurrenz: «Es ist tatsächlich schön, dass es auch andere Escape-Spiele gibt, weil so können wir auch mal was spielen.»

Service:

«EXIT – Das Spiel»: Autoren Inka und Markus Brand, Kosmos Verlag, ab 10-12 Jahren, für 1-4 Spieler, Spieldauer ca. 45-90 Minuten, Preis ca. 13 Euro

«Unlock!»: Autoren Cyril Demaegd, Thomas Cauët und andere, Verlag/Vertrieb Space Cowboys/Asmodee, ab 10 Jahren, für 1-6 Spieler, Spieldauer ca. 60 Minuten, Preis ca. 13-40 Euro

«Deckscape»: Autoren Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino, Verlag Abacusspiele, ab 12 Jahren, für 1-6 Spieler, Spieldauer ca. 60 Minuten, Preis ca. 10 Euro

«Escape Room: Das Spiel»: Autoren unbekannt, Verlag Noris, ab 16 Jahren, für 2-5 Spieler, Spieldauer ca. 60 Minuten, Preis ca. 40 Euro «Quizscape» Autor Arno Steinwender, Moses Verlag, ab 14 Jahren, für 2-5 Spieler, Spieldauer ca. 3×60 Minuten, Preis ca. 25 Euro

Von Benjamin Siebert und Florian Lütticke, dpa