Für Petersilie, Schnittlauch, Dill und andere Kräuter ist jetzt bei Daniel Sperberg in Rohrlack (Ostprignitz-Ruppin) Erntezeit. Täglich werden die frischen Vitamine geschnitten und in haushaltsüblichen Portionen gebündelt. Auch Salate sind reif zum Verzehr.
«Und die ersten Tomaten werden in den Folientunneln rot», sagt Sperberg. Gemeinsam mit Bruder und Schwiegermutter ist er Geschäftsführer von «Landkorb». Online können hier Bio-Lebensmittel bestellt werden. Beliefert werden derzeit etwa 4000 «Landkörbler», wie sie intern genannt werden. Gestartet war das Familienunternehmen mit 100 Bestellern.
Wer keine Zeit hat, vor Ort einzukaufen, nutzt die zunehmenden Online-Angebote, bucht Obst- und Gemüsekisten im Abo oder nach Bedarf. Mittlerweile gibt es viele Landwirte, Agrarunternehmen oder Verarbeiter in allen Brandenburger Landesteilen, für die der Onlinehandel ein Standbein ist.
Angebot von Bio bis zu konventionell erzeugten Lebensmitteln
Wichtig ist den Kunden: Auf die Frage «Woher kommt das?» wollen sie auf jeden Fall die Antwort hören «Von hier!». Laut aktuellem Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist es für 83 Prozent der Befragten wichtig oder sehr wichtig, dass ein Lebensmittel aus der Region kommt.
Beim «Landkorb» sind etwa 850 Bio-Produkte aus der Heimat im Angebot, von etwa 60 Partnerbetrieben. 60 Sorten Gemüse und Obst werden auf dem eigenem Hof angebaut. «Unsere Kunden sind junge Familien oder Single-Haushalte, die Bio-Lebensmittel bevorzugen», sagt Sperberg. «Wir nehmen ihnen den Weg ab, extra zu uns zu fahren.»
Hofläden sind feste Adressen für Verbraucher
Der Verband zur Förderung des ländlichen Raumes pro agro gibt gefragte Einkaufsführer mit Adressen und Angeboten in allen Landkreisen heraus. «2017 wurde erstmals die Broschüre „Einkauf im Grünen. Brandenburger Hofläden mit 470 Adressen“ herausgegeben», sagt Verbandsgeschäftsführer Kai Rückewold. 2019 gab es 20 000 Exemplare, im Corona-Jahr 2020 dann ein Sonderheft zur abgesagten Landpartie in einer Auflage von 105 000 Stück.
Künftig werde es darauf ankommen, regionale Erzeuger mit unterschiedlichsten, interessierten Abnehmern zusammenzubringen, sagt Rückewold. Lieferkonditionen müssen vermittelt werden, um individuelle Lösungen anzubieten. «Regionale Erzeuger setzten in der Regel auf mehrere Standbeine bei Vermarktung und Vertrieb.» Die Direktvermarktung habe durch Corona ebenfalls einen deutlichen Schub erhalten.
Doch nicht jeder Landwirt will den Verkauf seiner Produkte selbst in die Hand nehmen: Statt online Tomaten und Kartoffeln an den Mann zu bringen oder selbst auf dem Wochenmarkt am Kollwitzplatz in Berlin zu stehen, ist ihnen der Platz auf dem Feld bei jedem Wetter am liebsten. Robert Schultz, Geschäftsführer der Berliner Firma Obergudt, versteht sich als Mittler. «Es gibt einen Riesenbedarf bei den Landwirten, Handel und Vermarktung in andere Hände zu geben», erklärt er. «Bauern sagen vorher an, was sie für die Woche liefern können. Der Kunde äußert seine Wünsche.» Nach einem Algorithmus erhält der Kunde dann einmal in der Woche einen Vorschlag – der aber noch angepasst werden kann.
Auf Zwischenhändler wird weitgehend verzichtet
«Wir wollen ein Verteilungssystem außerhalb des klassischen Einzelhandels aufbauen», sagt Schultz. Ohne Zwischenhändler sollen die Waren direkt zum Kunden kommen. «Bauern fahren nur aus der Not heraus auf Wochenmärkte, wenn sich kein anderer Absatzmarkt ergibt», sagt er. «Unser Unterschied zum klassischen Einzelhandel: Wir können nicht kontinuierlich in großen Mengen liefern.» Wenn Birnen ausverkauft seien, gebe es anderes Obst. 1000 Kunden bestellen nach den Angaben regelmäßig bei Obergudt, für 50 bis zu 100 Euro in der Woche. Aber auch bereits für 25 Euro werde geliefert.
Landwirt Franz-Georg Rixmann aus Linum (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) hat gerade Kürbispflanzen in mehr als 150 Sorten gesetzt. Im Herbst gehen viele der Kürbisse dann an die Firma Obergudt. «Dort wird der Preis nach Gewicht bestimmt. Es sind nicht nur Einheitsgrößen gefragt wie beim klassischen Handel», sagt er. «Bei uns stehen 40 verschiedene Sorten Tomaten. Entscheidend für die Aussaat war nur der Geschmack.» In Rixmanns Hofladen können Kunden aber auch ungewöhnliche Sorten selbst in Augenschein nehmen. Wer weiß schon, was Kardone sind? Rixmann erklärt: Wildartischocken, bei denen die fleischigen Stängel verzehrt werden. Die müssen beim ihm aber noch heranwachsen.
Neu im Kreis der Online-Anbieter im Land ist Felix Pigorsch mit seiner Firma «Frisch vom Lande» mit Sitz im Löwenberger Land (Landkreis Oberhavel). Im Dezember gestartet, freut er sich schon über etwa 500 Kunden, die aus knapp 100 Produkten wählen können – Gemüse, Obst und eingekochte Rouladen oder Bratenstücke. «Ich kann nicht klagen», sagt Pigorsch optimistisch. «Wir wachsen noch.»
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