Beim Umgang mit seelischen Belastungen und psychischen Erkrankungen gibt es oft Unterschiede zwischen Männern und Frauen. «Männer versuchen mehr, das nach außen loszuwerden», sagt der Psychiater Prof. Arno Deister. Frauen hingegen seien eher in der Lage, das Problem zum Thema zu machen und darüber zu reden – oftmals ziehen sich aber auch zurück.
Männer versuchten häufig, Dinge zu verbergen und kompensierten Gefühle teilweise auf destruktive Weise – etwa mit Alkoholkonsum. Auch die Gefahr von aggressiven Handlungen sei bei ihnen größer als bei Frauen, sagt Deister, der Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit ist.
Übertriebener Sport zählt ebenfalls zu den möglichen Anzeichen seelischer Belastung bei Männern: Sie gehen dann teils über ihre Grenzen hinaus in Bereiche, die nicht mehr gesund für sie sind.
Häufig Schuldgefühle bei Frauen
«Bei Frauen entwickeln sich doch etwas häufiger auch Angstsymptome, die dann oft stärker zum Rückzug führen», sagt Deister. Sie versuchten eher, das mit sich selbst auszumachen. Leider stelle sich bei ihnen oft das Gefühl ein, das nicht richtig zu machen und versagt zu haben. «Schuldgefühle entwickeln sich dann häufig», sagt Deister.
Unabhängig vom Geschlecht: Wenn es darum geht, sich professionelle Hilfe vom Psychiater oder der Psychologin zu holen, ist immer wieder Angst da, beobachtet der Experte. Aber diese sei nicht berechtigt.
Professionelle Hilfe als «mächtiges Instrument»
Aus Deisters Sicht haben mögliche Vorbehalte zum einen damit zu tun, dass sich viele Menschen schwer damit tun, über eigene Gefühle und Probleme zu reden. Ebenfalls eine große Rolle spiele, dass Betroffene das, was ihnen bei einer seelischen Belastungssituation widerfährt, oft nicht begreifen können. Das mache sie unsicher – auch in Hinblick darauf, was passiert, wenn sie sich Hilfe holen.
Deister hält es aber für wichtig, sich im Zweifel professionelle Unterstützung zu suchen. «Ich glaube, was wichtig ist zu wissen: Es geht um gar nicht so viel komplizierte Dinge. Es geht um Ernstnehmen, um Reden, um Zuhören, um gemeinsame Lösungen finden.» Das sei ein mächtiges Instrument, was Betroffene nutzen sollten.
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