23. November 2024

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Anti-Thrombose-Spritzen: Wie eine Nadel in den Luftballon

Auch Kompressionsstrümpfe sollen das Thromboserisiko reduzieren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andrea Warnecke/dpa-tmn)

Sie werden oft verordnet, wenn ein Bein lange ruhiggestellt wird. Anti-Thrombose-Spritzen mit dem Wirkstoff Heparin sollen in dem Fall der Bildung von Blutgerinnseln in den Venen vorbeugen. Die Spritzen können auch zum Einsatz kommen, wenn bestehende Blutgerinnsel aufgelöst werden sollen.

Häufig müssen Patienten eine Anti-Thrombose-Behandlung zu Hause selbst fortführen. Das heißt: Sie müssen sich die Spritze setzen. Klingt simpel und ist es laut dem Allgemeinmediziner Martin Scherer auch: «Das geht total einfach und ist ganz unkompliziert.»

Patienten kommen zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt zunächst die Praxis, um die Heparin-Spritze zu bekommen, schildert der Professor für Allgemeinmedizin und Direktor des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Hausärzte oder geschultes Praxispersonal zeigen den Patienten, wie sie sich daheim spritzen können. Was ist zu beachten?

Spritze wie ein Dartpfeil greifen

Die Hauptstelle für das Spritzen von Heparin ist der seitliche Bauchbereich, etwas unterhalb des Bauchnabels. «Die Spritze muss ins subkutane Fettgewebe dringen», erklärt Scherer. Rechtshänder greifen sich mit der linken Hand an den Bauch und bilden eine Hautfalte. Dann nehmen sie mit der anderen, in diesem Fall rechten Hand die Spritze «wie einen Dartpfeil zwischen Daumen- und Zeigefinger» und stechen mit ein wenig Schwung in die Hautfalte rein. Anschließend drücken sie den Kolben und entleeren die Spritze.

«Stellen Sie sich vor, Sie würden mit einer Nadel einen Luftballon zerplatzen lassen», rät Scherer. Dabei würde man auch nicht zaghaft rumstochern, sondern im Wissen, nichts falsch machen zu können, mit einer flüssigen Bewegung in die «Haut» des Ballons reinstechen.

Allzu schlanken Patientinnen und Patienten, die überhaupt kein Fett unter der Bauchhaut hätten, würde der Mediziner das Selbst-Injizieren allerdings nicht empfehlen. Bei ihnen sollten im Zweifel weiterhin die Hausärztin oder der Hausarzt die Spritzen setzen.

Ein minimaler, kaum spürbarer Piks

Und wie überwindet man sich, wenn man immer noch Bedenken hat? «Ängstliche Patientinnen und Patienten kann man beruhigen, indem man ihnen erklärt, dass es sich bei der Heparin-Spritze wirklich nur um einen minimalen, kaum spürbaren Piks handelt», sagt Scherer. «Man kann dabei wirklich überhaupt nichts falsch oder kaputt machen.»

Jede Blutabnahme und jede Impfung spüre man mehr als eine Anti-Thrombose-Spritze in den Bauch. Deswegen sei auch eine Betäubung der Haut durch ein Lokalanästhetikum nicht nötig, sagt der Arzt.

Kompressionsstrümpfe und Übungen

Nicht nur Heparin-Spritzen beugen Blutgerinnseln vor. Weitere Hilfsmittel sind Thromboseprophylaxe- oder Kompressionsstrümpfe. Und Bewegung hilft. Bei längeren Reisen im Zug oder Flugzeug ist es darum zum Beispiel ratsam, öfters aufzustehen, um die Beine auszutreten.

Zusätzlich kann die sogenannte «Muskelpumpe» aktiviert werden, indem die Wadenmuskulatur in Schwung gebracht wird: Mit den Füßen gibt man im Sitzen, als würde man Auto fahren, abwechselnd Gas und nimmt Gas weg. Diese Bewegung wiederholt man ungefähr 15 Mal. Oder man stellt sich auf die Zehenspitzen und wippt auf und ab.

«Mit diesen Übungen kann man auch nach einem Krankenhausaufenthalt wieder langsam in die Bewegung reinkommen», sagt Karsten Hartmann, Arzt am Venenzentrum in Freiburg.

Bewegung und bestimmte Sportarten tun Patientinnen und Patienten mit Venenerkrankungen ohnehin gut. «Alle Sportarten, bei denen die Beinmuskeln beansprucht werden, sind zu empfehlen», sagt der Venenspezialist. Das gilt vor allem für solche, die unter Wasser ausgeübt werden wie Schwimmen oder Aqua-Jogging.

Von Lorena Simmel, dpa