24. November 2024

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Corona-Expertenrat: Kindeswohl braucht mehr Beachtung

Der Corona-Expertenrat fordert die Bundesregierung dazu auf, das Wohl der Kinder in der Pandemie mehr in den Fokus zu nehmen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marijan Murat/dpa/Archvibild)

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung fordert, dem Wohl von Kindern in der Pandemie eine hohe Priorität einzuräumen. «Die Pandemie belastet Kinder und Jugendliche aus vielfältigen Gründen besonders stark», teilte der Expertenrat in seiner siebten Stellungnahme in Berlin mit.

«Dies schließt zum einen, wenn auch in geringerem Ausmaß als in anderen Altersgruppen, die primäre Krankheitslast durch die SARS-CoV-2-Infektion selbst ein», hieß es. Besonders schwerwiegend sei allerdings die sogenannte sekundäre Krankheitslast durch psychische und physische Erkrankungen der Kinder und Jugendlichen. Sie würden ausgelöst etwa durch Lockdown-Maßnahmen, Belastungen in der Familie wie Angst, Krankheit, Tod oder Existenzverlust, Verlust an sozialer Teilhabe oder an Planungssicherheit. «Besonders betroffen davon sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien.»

Einheitliche Regeln

Kinder müssten vor Infektionen und vor Erkrankungen infolge der Pandemie gleichermaßen geschützt werden. Das Gremium sprach sich dafür aus, eine interministerielle Arbeitgruppe mit Vertretern der Interessen von Kindern und Jugendlichen wieder einzusetzen und daran auch Schülerinnen und Schüler zu beteiligen. «Deren Empfehlungen sollen in Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene münden.»

Zugangsbeschränkungen, die einen Großteil der Kinder und Jugendlichen vom Besuch altersgerechter Freizeitangebote ausschlössen, müssten auf Bundes- und Länderebene entfallen, soweit es die pandemische Lage erlaube. «Die aktuellen Regelungen für Kinder und Jugendliche unterscheiden sich drastisch und scheinbar willkürlich zwischen den Bundesländern.» Die Länder sollten die Regeln einheitlich und nach dem Prinzip der maximal möglichen Teilhabe gestalten.

Impfen ab Fünf?

Der Expertenrat begrüßte, dass Corona-Impfstoffe für Kinder ab fünf Jahren zugelassen seien. Die vollständige Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens dürfe jedoch nicht vom Impfstatus abhängig gemacht werden. «Die Impfung der Kinder und Jugendlichen kann einen Beitrag dazu leisten, die Sozialsysteme Schule, Kita sowie Freizeit- und Sportangebote zu stabilisieren», erklärte das Gremium. «Sie ersetzt nicht das Schließen von Impflücken bei Erwachsenen.»

Die Experten erklärten, dass die Krankheitslast der Kinder und Jugendlichen durch eine akute Infektion mit dem Coronavirus im Vergleich zu Erwachsenen geringer sei. Dennoch könnten auch Kinder und Jugendliche, insbesondere mit Vorerkrankungen und Risikofaktoren, schwer erkranken.

Erkrankung mit Folgen

Neben der akuten Krankheit werde im Kinder- und Jugendalter in seltenen Fällen mehrere Wochen nach einer Infektion das Entzündungssyndrom PIMS beobachtet, das bei einem Teil der Betroffenen intensivmedizinisch behandelt werden müsse. Seit Pandemiebeginn seien im Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie aus über der Hälfte aller deutschen Kinderkliniken insgesamt etwa 700 PIMS-Fälle gemeldet worden. «Die tatsächliche Zahl wird aufgrund der annehmbaren Untererfassung höher liegen.»

Dem Corona-Expertenrat zur Beratung der Bundesregierung gehören etwa der Virologe Christian Drosten, die Virologin Melanie Brinkmann und die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, an.