Die ersten Corona-Selbsttests zur Eigenanwendung kommen in den Handel – Aldi startet am Samstag (6. März) mit dem Verkauf, mehrere Drogerieketten wollen kommende Woche nachziehen. Lidl, Edeka und Rewe haben das Thema ebenfalls auf dem Schirm. Auch in den Apotheken sollen sie bald zu haben sein.
Jeder Laie kann sich also fortan eigenständig auf das Coronavirus Sars-CoV-2 testen können – man muss nur einen Test kaufen.
Bislang haben sieben Tests die notwendige Sonderzulassung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Behörde hat dafür in erster Linie nachgeprüft, ob auch Menschen ohne medizinische Fachkenntnisse die Tests korrekt anwenden können.
Doch obwohl die beiliegenden Anleitungen das Vorgehen präzise beschreiben, es bleibt Raum für Fehler – vor allem bei der Entnahme der Probe. Hier verlangen die sieben bisher sonderzugelassenen Tests allesamt einen Nasenabstrich.
Ein HNO-Arzt und ein Kinderarzt erklären, worauf man dabei zu achten hat und was man keinesfalls tun sollte.
Wie fühlt sich ein Nasenabstrich an?
Selbst wenn man ihn – je nach Test – nur im vorderen Nasenbereich durchführen und den Tupfer nur wenige Zentimeter ins Loch einführen soll, fühlt sich der Abstrich unangenehm an. Es kann brennen und kribbeln. Niesreize sind möglich, die Augen tränen.
Was ist beim Umgang mit dem Tupfer zu beachten?
Er sollte ganz langsam und gerade in die Nase eingeführt werden, rät der HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing aus Starnberg – und zwar flach in Richtung des Gehörgangbodens. «Keinesfalls am Nasenrücken in Richtung Stirn schieben», warnt der Mediziner.
Und wenn der Tupfer nicht weit genug hineingeht?
Je nach Test und dessen Anleitung soll der Tupfer unterschiedlich tief in die Nase hinein. Doch wenn man einen Widerstand spürt oder es schmerzt, sollte man nicht weiter drücken und stattdessen lieber das andere Nasenloch ausprobieren, rät Junge-Hülsing.
Viele Menschen hätten eine Biegung in der Nasenscheidewand. «Wenn es auf der einen Seite verschoben ist, geht es auf der anderen Seite in der Regel besser», sagt der Experte.
Gibt es noch weitere Tricks, die helfen?
Wenn es gar nicht geht, könne man Nasenspray ausprobieren, so der HNO-Arzt. Darin enthaltene Wirkstoffe wie Xylometazolin oder Oxymetazolin sorgen dafür, dass sich die Gefäße in der Nase zusammenziehen. So entsteht mehr Platz für den Tupfer.
Wichtig sei aber, sagt Junge-Hülsing, dass man nach dem Sprühen einige Zeit abwartet, ehe man sich testet – ruhig eine Stunde. «Man will ja kein Nasenspray abstreichen, sondern Nasenschleim», begründet der Experte. Wer sich kurz nach dem Nasenspray-Einsatz testet, erhält womöglich ein verfälschtes Ergebnis.
Was ist bei Kindern zu beachten?
Gerade für die Kleinen kann der Nasenabstrich unangenehm sein. «Selbst wir in der Praxis haben dabei manchmal Probleme und für Eltern wird das in vielen Fällen sehr schwierig und manchmal gar nicht möglich sein, weil die Gegenwehr zu groß ist», erklärt der Berliner Kinderarzt Jakob Maske. Das erhöhe auch die mögliche Fehlerquote beim Abstrich und damit auch beim Testergebnis.
Wichtig ist aus seiner Sicht: Wenn das Kind sich sehr wehrt, sollte man von dem Abstrich absehen. «Wir machen den Abstrich manchmal im Liegen, weil es für die Kinder so angenehmer ist», sagt Maske.
Neben der richtigen Technik ist bei Kindernasen besondere Vorsicht beim Einführen des Tupfers geboten. «Man kann, gerade bei Infekten, wo die Schleimhaut sowieso so empfindlich ist, schnell Nasenbluten auslösen. Das ist nicht schlimm in der Regel, versetzt Eltern aber oft in Panik», sagt der Kinderarzt, der das Testen von Kindern zu Hause generell kritisch sieht.
Man sollte einfühlsam und geduldig sein, empfiehlt HNO-Arzt Junge-Hülsing. Vielleicht hilft es, dem Nachwuchs den Tupfer zu überlassen. «Kinder machen den Abstrich durchaus auch selber», sagt der Experte. Da müsse man aber schauen, ob sie es korrekt machen.
Was ist außer dem Abstrich noch heikel?
Eigentlich gibt es bei den Selbsttests sonst keine großen Stolperfallen. Folgt man der Anleitung Schritt für Schritt, sollte es keine Probleme geben. Saubere Hände und eine saubere Oberfläche für das Testmaterial sind wichtig, um die Proben nicht zu kontaminieren.
Ansonsten lauert großes Fehlverhaltenspotenzial nur noch im Anschluss, sobald die Testkassette das Ergebnis anzeigt. Denn ein negatives Testergebnis ist kein Freibrief. Es ist eine Momentaufnahme und darüber hinaus keine hundertprozentige Garantie dafür, dass man wirklich keine Sars-CoV-2-Viren in sich trägt.
Das heißt: Ein negatives Testergebnis kann etwa vor einem Besuch der Großeltern zusätzliche Sicherheit geben. Dennoch sollte man die geltenden Hygieneregeln wie Abstand, Händewaschen, Lüften und Maske-Tragen weiterhin einhalten.
Ist der Selbsttest positiv, gilt ohnehin: Sofort isolieren und Gesundheitsamt oder Hausarzt anrufen. Dann wird ein PCR-Test gemacht, um das Selbsttest-Ergebnis im Labor zu bestätigen.
Service:
Die Laientests, die eine Sonderzulassung bekommen haben, listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) online unter www.bfarm.de/antigentests auf – diese Webseite wird nach Angaben der Behörde fortlaufend aktualisiert.
Verfügbarkeit von Selbsttests im Handel
25 Euro für eine Packung mit fünf Selbsttests: Zu diesem Preis bietet Aldi ab Samstag als erster Einzelhändler in Deutschland Schnelltests für Laien an. Laut dem Discounter wird pro Kunde nur eine Packung abgegeben.
Die Drogeriekette dm rechnet damit, voraussichtlich kommenden Dienstag die ersten Selbsttests verkaufen zu können. Bei Müller sollen sie ebenso ab kommender Woche erhältlich sein, bei Rossmann ist es laut Unternehmensangaben voraussichtlich ab Mitte kommender Woche soweit. Konkrete Preise nannten die Drogerieketten nicht.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) macht noch keine Angaben dazu, wann genau die Selbsttests in die Apotheken kommen.
Unabhängig von den Selbsttests, die man sich im Handel kaufen kann, soll jede Bürgerin und jede Bürger mindestens einmal pro Woche einen kostenlosen Schnelltest durch geschultes Personal machen lassen können – etwa in Apotheken, Arztpraxen oder Testzentren.
Ab Montag (8. März) übernimmt der Bund dafür die Kosten, das wurde beim Bund-Länder-Treffen am Mittwoch (3. März) beschlossen. Diese Maßnahme als Teil der nationalen Teststrategie soll bis Anfang April schrittweise umgesetzt werden. Die genaue Umsetzung obliegt den Ländern.
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