24. November 2024

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Corona-Stress setzte vielen Menschen in Deutschland zu

Angst vor Ansteckung und fehlende soziale Kontakte: Im Corona-Jahr 2020 befanden sich laut TK-Gesundheitsreport viele Menschen in einem Stress-Zustand. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christin Klose/dpa-tmn)

Fehlende soziale Kontakte und die Angst um Angehörige haben viele Menschen in Deutschland in der Corona-Pandemie zunehmend zermürbt. Rund 42 Prozent fühlten sich während des zweiten bundesweiten Lockdowns im März 2021 stark oder sehr stark von der Coronasituation belastet.

Im Mai 2020 waren es 35 Prozent gewesen. Das zeigt ein Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK). Rund 89 Prozent gaben demnach im März an, Treffen mit Verwandten oder Freunden zu vermissen. Angst, dass Angehörige oder Freunde an Covid-19 erkranken, empfanden laut der Forsa-Umfrage 60 Prozent.

Vor einer eigenen Infektion hatten nur 26 Prozent Angst. Knapp 17 Prozent gaben an, Angst vor einer Corona-Impfung zu haben. 18 Prozent sagten andersherum, sie hätten Sorge, nicht rechtzeitig eine Impfung angeboten zu bekommen. 11 Prozent der Erwerbstätigen hatten Angst um den Arbeitsplatz – 89 Prozent teilten dieses Gefühl nicht.

Nicht alle fühlten sich stark belastet

Viele Menschen in Deutschland kamen recht gut mit der Corona-Situation zurecht. So sagten 48 Prozent der Frauen, sie fühlten sich nur ein wenig belastet. 8 Prozent fühlten sich gar nicht belastet. Bei den Männern zeigten sich 42 Prozent ein wenig und 18 überhaupt nicht belastet.

Mehr als die Hälfte der Menschen hatte nach eigenen Angaben auch das Gefühl, aktiv etwas Positives für sich in Pandemiezeiten tun zu können. 72 Prozent gaben an, sie könnten sich in der schwierigen Zeit hundertprozentig auf den Partner oder die Partnerin verlassen.

«Bei den Erwerbstätigen sind es vor allem Eltern im Homeoffice, die durch die Doppelbelastung von Arbeit und Kinderbetreuung vor einer besonders großen Herausforderung standen», stellte TK-Chef Jens Baas fest. So fühlte sich mehr als die Hälfte der befragten Erwerbstätigen im Home Office mit mindestens einem Kind im Haushalt im März 2021 von der Coronasituation stark oder sehr stark belastet. Im Mai vergangenen Jahres waren es 45 Prozent gewesen. Bei den kinderlosen Berufstätigen im Home Office veränderte sich der Belastungsgrad nicht – er lag jeweils bei 31 Prozent.

Keine neuen Energiereserven

Der Chemnitzer Arbeitspsychologe Bertolt Meyer, der an einer Studie für den Gesundheitsreport mitgearbeitet hatte, wies darauf hin, dass es vielen durch den Lockdown über einen langen Zeitraum nicht möglich gewesen sei, ihre Energiereserven durch positive Eindrücke wie Treffen im Freundeskreis, Sport, Kultur oder Reisen wieder aufzufüllen.

Die gesundheitlichen Folgen der Pandemie rückten dabei auch immer näher: Im vergangenen März kannten sieben von zehn Befragten mindestens einen Menschen aus dem engeren Umfeld, der sich mit dem Virus infiziert hatte. Im Mai 2020 waren es nur 23 Prozent gewesen.

Schon andere Umfrageergebnisse hatten gezeigt, dass die Corona-Krise viele Bürger in diesem Frühling direkter betroffen hat als ein Jahr zuvor. So sagten im Mai 49 Prozent der Teilnehmer einer Befragung im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller, dass die Situation sie psychisch belastet habe. Bei einer Befragung von Juni 2020 hatten dies 44 Prozent bejaht.

Krankenstand liegt 2020 unter Vorjahresniveau

Insgesamt hat sich die Gesundheit von Erwerbstätigen laut TK-Report im Schnitt durch die Coronapandemie nicht verschlechtert. Mit einem Krankenstand von 4,14 Prozent lag das Jahr 2020 bei den Versicherten der Kasse sogar unter den Werten der Vorjahre (2019 4,22 Prozent; 2018 4,25 Prozent). Das sei vor allem auf weniger Krankschreibungen mit Erkältungskrankheiten zurückzuführen, hieß es. Im Coronajahr 2020 seien auch so wenige Antibiotika verschrieben worden wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Experten führen das auf die Wirkung der Abstands- und Hygieneregeln zurück.

Bei der persönlichen Belastung stellten die Forscherinnen und Forscher auch deutliche regionale Unterschiede fest: Mit 57 Prozent fühlten sich Menschen in Mitteldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) in diesem Frühjahr stärker durch die Pandemie belastet als der Bevölkerungsschnitt. Am wenigsten litten die Menschen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit 32 Prozent unter der Lage – gefolgt von Berlin/Brandenburg (33 Prozent) und Bayern (37 Prozent).