22. November 2024

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Das E-Rezept soll manchen Weg ersparen

Statt eines rosa Zettels zeigen Nutzer des E-Rezepts in der Apotheke die Verordnung des Arztes auf ihrem Smartphone vor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: dpa-infografik GmbH/dpa-tmn)

Ob Antibiotikum, Betablocker oder Cholesterinsenker: Um das richtige Arzneimittel zu bekommen, reicht Patienten zukünftig in der Apotheke ein digitaler Code.

In einigen Arztpraxen und Apotheken der Testregion Berlin-Brandenburg können sie ab Anfang Juli statt des alten rosa Papierrezepts auch ein elektronisches Rezept auf dem Smartphone vorzeigen. Geplanter Start für das E-Rezept in ganz Deutschland: 2022.

Ganz verschwinden wird das Rezept auf Papier im kommenden Jahr aber noch nicht. Auch für Menschen ohne Smartphone gibt es eine Lösung.

Wo und ab wann gibt es das E-Rezept?

Am 1. Juli startet das elektronische Rezept in Berlin und Brandenburg. «In dieser sogenannten Fokusregion sind es etwa 50 Arztpraxen und 120 Apotheken, die das E-Rezept testen und bewerten», sagte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Erst zum 1. Januar 2022 wird das E-Rezept für alle gesetzlich Versicherten und alle Vertragsärzte in Deutschland zur Pflicht. Dann soll es kein rosa Rezept mehr geben.

Was ist mit privat Versicherten?

Das blaue Rezept für Privatversicherte gibt es zunächst weiter in Papierform. Auch sie sollen zukünftig Zugang zum E-Rezept bekommen. Laut der ABDA werden hier noch Konzepte für eine benutzerfreundliche Abrechnung erarbeitet.

Ähnlich läuft es, wenn gesetzlich Versicherte alternative Medikamente erhalten, für die keine Rezeptpflicht besteht. Auch hier gilt das E-Rezept noch nicht, Ärztinnen und Ärzte stellen in dem Fall weiterhin ein grünes Papierrezept aus.

Und wie funktioniert nun das E-Rezept?

Wer ein Smartphone besitzt, lädt sich zunächst die kostenlose E-Rezept-App herunter. Sie soll ab 1. Juli im Google Play-Store, im App-Store von Apple und der Huawei AppGallery verfügbar sein. Die App wurde von der Gematik entwickelt, die für die Telematikinfrastruktur in Deutschland verantwortlich ist. Das Bundesgesundheitsministerium ist Hauptanteilseigner dieser Gesellschaft.

Hat man die App auf dem Smartphone, verordnet der Arzt ein bestimmtes Medikament nicht mehr auf Papier, sondern digital. «Man bekommt einen speziellen Code auf seine Handy-App», erklärt Sabine Wolter, Referentin für Gesundheitsrecht bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Den kann man in der Apotheke selbst vorzeigen oder man übermittelt ihn, um sich etwa die Arznei liefern zu lassen.

Damit das alles klappt, muss das Smartphone den NFC-Übertragungsstandard unterstützen und mindestens iOS 12 oder Android 6 als Betriebssystem haben, erklärt die Gematik. Zudem ist eine elektronische Gesundheitskarte mit NFC-Funktion nötig – und man muss die PIN-Nummer der Gesundheitskarte kennen. Wer die PIN nicht hat, fragt bei der Krankenkasse nach.

Wer sich nicht mit der Gesundheitskarte in der App anmelden kann, kann diese nur abgespeckt nutzen: Um den Rezeptcode in der Arztpraxis vom Ausdruck abzuscannen, ihn in der App zu speichern und dann in der Apotheke auf dem Smartphone vorzuzeigen. Der Mehrwert dieser Funktionalität allein ist eher dürftig.

Generell gut zu wissen: Auch in Versandapotheken ist ein E-Rezept einlösbar. Abgerechnet wird wie bisher: direkt zwischen Apotheke und gesetzlicher Krankenkasse.

Was mache ich, wenn ich gar kein Smartphone habe?

Dann wird der Code in der Praxis auf Papier ausgedruckt – diese Option besteht weiterhin und ist ja auch nötig, wenn man zwar die App hat, aber dort nicht mit der Gesundheitskarte angemeldet ist und den Code deshalb wie oben beschrieben abscannen muss. Der ausgedruckte Code kann in der Apotheke genauso eingelesen werden wie der digitale.

Welche Vorteile soll das E-Rezept für mich bringen?

Es soll idealerweise manchen Weg ersparen. «Im Grunde kann ein Patient vom Arzt nach Hause oder zur Arbeit gehen, in der App nach einer Apotheke suchen und eine unverbindliche Anfrage stellen, ob das Arzneimittel vorhanden ist», erklärt Verbraucherschützerin Wolter. Bietet die Apotheke einen Botendienst an, bringt sie einem das Medikament vielleicht direkt abends vorbei.

Wer ein Folgerezept braucht, zum Beispiel bei chronischen Erkrankungen, kann durch das E-Rezept eventuell auf den Gang zum Arzt verzichten. Zudem können in der App Hinweise zur Einnahme und Dosierung sowie der Medikamentenplan hinterlegt werden. Ein gewünschter Effekt davon ist, so Wolter: «Der Apotheker sieht, was für Arzneimittel der Patient bereits einnimmt, und merkt, wenn sich vielleicht etwas nicht verträgt.»

Von Christina Bachmann, dpa