Zumindest außerhalb der Messe-Hallen ist noch nicht alles so wie einst bei der Fitnessmesse Fibo. Es regnet ganz fürchterlich am Donnerstag in Köln – kein Wetter, um im tief ausgeschnittenen Muskel-Leibchen lässig über die Domplatte zu stolzieren, wie es fröhliche junge Männer mitunter noch vor einigen Jahren taten, wenn der Branchen-Treff der Sportbegeisterten lud.
Diesmal sieht man eher Kapuzen und hastige Schritte. Vielen Besuchern ist das in diesem Jahr aber reichlich egal, das merkt man schnell, selbst in der Äußerlichkeiten nicht ganz abgeneigten Fitness-Szene. Man ist vielmehr froh, überhaupt wieder da zu sein.
Fibo nach drei Jahren Pause endlich wieder regulär
Die Fibo, die nach eigener Darstellung die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit, hat wieder eröffnet. 2019 hatte es die letzte reguläre Ausgabe gegeben, dann kam Corona und eine Pause, in der es nur eine Online-Variante gab. Für eine Szene, in der man die Dinge – etwa Hanteln – gerne anfasst, ist das eine lange Zeit.
Nun sind sie alle wieder da: die muskelbepackten Männer, die optisch frappierend oft an den Action-Schauspieler Vin Diesel erinnern und schwere Eisen heben, die Frauen in Fitness-Outfits, die die neuesten Geräte vorführen, die Händler von Nahrungsmitteln, deren Güte mit Attributen wie «Atomic» beworben werden. Und doch merkt man auf den Fluren der Messe schnell, dass Corona Spuren hinterlassen hat.
Zum einen hat sich in der Kundschaft wohl etwas verändert. «Mehr wollen draußen trainieren», berichtet etwa Sebastian Fluhrer, der das Studio «Eisenhalle Stuttgart» («Mitleid gibt’s umsonst, Neid muss man sich verdienen») betreibt. Auch merke man, dass sich viele Menschen nun für zuhause Sport-Equipment angeschafft hätten – um nicht an eine Studiokette gebunden zu sein. Eine Lehre aus den Lockdowns.
Training auf dem virtuellen Zweirad
Auf der Fibo hat Fluhrer gerade ein Gerät getestet, bei dem man mit Pedalen ein virtuelles Zweirad über eine Strecke jagt. Die Mischung aus Videospiel und Trainingsgerät – einer der Trends – ist aber eher nichts für seine Zwecke. Auch wenn es durchaus Spaß mache.
Zum anderen ist erkennbar, dass viele Anbieter sich mit der Frage beschäftigen, wie man den Geheimnissen des eigenen Körpers noch besser auf die Schliche kommen kann. Das erscheint nach einer Zeit, in der Virologen quasi zu Popstars wurden und viele Menschen auf dem Sofa sorgenvoll in sich hineinhorchten, auch nicht ganz unpassend. Das Gesundheitsbewusstsein habe in Corona-Zeiten zugenommen, heißt es dazu auch aus der Fitnessbranche.
An einem Stand etwa kann man eine futuristische Maske über das Gesicht ziehen. Das Ziel: die eigene Atemluft analysieren. «Man erkennt dann genau, wie lange die Leute dominant Fette verstoffwechseln, ab wann Kohlenhydrate, ab wann übersäuern die Leute», zählt Firmenvertreter Norbert Bickel auf. Darauf lasse sich dann das Training optimal abstimmen.
DNA-Analyse ermittelt biologisches Alter
Auch der deutsche Schauspieler Ralf Moeller, bekannt als germanischer Schwertkämpfer aus dem Sandalen-Film «Gladiator» und einstiger Bodybuilder, wirbt derweil für eine Methode, bei der die DNA zwecks Selbstoptimierung analysiert wird. Moeller gehört fast zum Inventar der Fibo – schon bei der ersten sei er dabei gewesen. Es gehe darum, auch im Alter fit zu bleiben, erklärt er. «Die 50 und 60 kommen schneller als man denkt!». Er selbst sei ja nun 63 — aber «von meinem biologischen Alter» her mindestens 20 Jahre jünger.
Auf einem Streifzug durch die Messehallen landet man schließlich bei einem Stand der Bundeswehr. Die Armee hat eine Art Hindernis-Parcours errichtet. Wer möchte, kann sich in Militärkluft und mit Übungswaffen dort ordentlich schinden. Es ist also nicht nur das Virus, das bei der Fibo als Thema gegenwärtig ist.
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