24. November 2024

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Enge Kleidung kann ungesund sein

Enge Sportkleidung kann tückisch sein: Beim Schwitzen kann darin der Schweiß nur schwer über die Haut verdunsten und damit den Körper kühlen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Eva Blanco/Westend61/dpa-tmn)

Ob nun die Röhrenjeans oder die eng geschnittene Bluse: Die Kleidung, in der man sich selbst im Spiegel richtig gut gefällt, ist leider nicht immer die bequemste. Aber schadet es dem Körper, wenn man regelmäßig enge Kleidung trägt?

Der hohe Preis der Korsetts

Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren Korsetts gefragt. Sie formten durch eine enge Schnürung eine schmale Taille. Die Frauen zahlten für diese Körperform mitunter einen hohen gesundheitlichen Preis: Durch den Druck des Korsetts verformten sich nicht selten Lunge, Magen und Darm oder wurden gar innerhalb des Körpers verschoben.

Die gute Nachricht: Bei Röhrenjeans, Shapewear und Co. sind solche enormen gesundheitlichen Gefahren nicht zu befürchten. «Der Druck durch eine enge Hose ist für die Bauchorgane und die Verdauung nicht relevant», sagt Ivo Grebe, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI).

Tief genug atmen im engen Outfit? Schwierig.

Enge Kleidung kann aber dennoch zu Beschwerden führen. Vor allem durch den Druck, den sie auf den Körper ausübt. «In der Brust kann es etwa durch das Tragen eines zu engen BHs zu Schmerzen kommen, die fälschlicherweise als Herzschmerzen oder Lungenschmerzen interpretiert werden», sagt Grebe.

Dazu kommt, dass enge Kleidung die Bewegungsfreiheit einschränkt. «Die Atmung kann abflachen, wenn sich der Brustkorb nicht physiologisch bewegen kann», sagt Physiotherapeutin Ute Merz. Mögliche Folgen sind Konzentrationsprobleme und Kopfschmerzen, da das Gehirn dann nicht mehr optimal mit Sauerstoff versorgt wird.

Enge Hosen können auch für Verspannungen im Rücken sorgen. Der Grund: Aufrecht sitzen ist mit kneifendem Hosenbund kaum möglich. Das lädt geradezu zu einer gekrümmten Sitzhaltung ein und die wiederum begünstigt Rückenschmerzen.

Nach dem Sport am besten raus aus der engen Kleidung

Enge Kleidung kann auch aus einem anderen Grund unerwünschte Nebenwirkungen haben. Da die Luft nicht zirkulieren kann, sammelt sich die Wärme unter dem Stoff. Und beim Schwitzen in enger Kleidung kann der Schweiß nur schwer über die Haut verdunsten und damit den Körper kühlen.

Schlimmstenfalls kann das dazu führen, dass der Körper überhitzt, was sich durch Kreislaufprobleme bemerkbar macht. Etwa dann, wenn man ein anstrengendes Training hinter sich hat und enge, nicht-atmungsaktive Kleidung am Körper trägt. Wer sich nach dem Sport schnell der verschwitzen Kleidung entledigt, ist auf der sicheren Seite.

Auch der Intimbereich kann betroffen sein

Die Wärme unter enger Kleidung kann sich auch auf den Genitalbereich auswirken – zum Beispiel auf die Hoden. Die liegen nicht ohne Grund außerhalb des Körpers: Damit sie optimal funktionieren, also Spermien produzieren können, brauchen sie eine Umgebung, die etwas kühler ist als die Körpertemperatur. Wärmestau in engen Hosen kann die Produktion von Samenzellen in den Hoden beeinträchtigen.

Auch vaginale Pilzinfektionen können durch zu enge Kleidung begünstigt werden. «Die Hefepilze der Candida-Familie besiedeln die Vagina, werden aber normalerweise durch den niedrigen pH-Wert dort in Schach gehalten», sagt der hannoveraner Gynäkologe Christian Albring.

«Sie vermehren sich aber, wenn der pH-Wert in der Vagina ansteigt, oder auch dann, wenn die Hautbarriere nicht mehr intakt ist.» Scheuern enge Hose den Intimbereich wund, haben die Pilze der Candida-Familie freie Bahn – was spätestens dann lästig wird, wenn es im Schritt juckt oder brennt.

Auch abseits des Intimbereichs mögen Pilze enge Kleidung. So gibt es mit den Dermatophyten Hautpilze, die in geringer Zahl immer auf der Haut zu finden sind. «Sie vermehren sich gerne in feuchtem und von Luft abgeschlossenem Milieu, also vor allem in warmen Hautfalten», sagt Christian Albring.

Lösung: Kleidung, die sich beim Tragen gut anfühlt

Und nun? Weg mit allem, was eng ist? Nicht unbedingt. Die Dosis macht’s. Wer regelmäßig zwischen figurbetont und luftig wechselt, die nächste Röhrenjeans vielleicht eine Nummer größer kauft und auf die Zeichen seines Körpers achtet, muss sich nicht sorgen.

Die beste Wahl ist Kleidung, in der man sich wohl fühlt – und zwar nicht nur, weil sie im Spiegel gut aussieht, sondern auch, weil sie sich beim Tragen gut anfühlt.

Von Ricarda Dieckmann, dpa