Die grünen Trauben der Weißweine gelten seit Jahrhunderten als charakteristisch für die Hänge am Main – der Grüne Silvaner ist mittlerweile die Ikone des fränkischen Weinbaus.
Umso erstaunter musste vor fast 60 Jahren Winzer Kaspar Steinmann aus Sommerhausen am Main gewesen sein, als er in seinem Silvaner-Weinberg einen Weinstock mit rötlichen Trauben entdeckte. Steinmann ließ die genetische Stabilität und die Stockgesundheit überprüfen und begann vier Jahre darauf 1968 mit der Züchtung des Blauen Silvaners.
«Arche des Geschmacks»
Diese bis dahin in Vergessenheit geratene Rebsorte ist nun von der Organisation Slow Food in die «Arche des Geschmacks» aufgenommen worden. Das Projekt schützt weltweit tausende regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Verschwinden.
In der Arche sind nach Angaben der Organisation dutzende «Passagiere» aus Bayern wie der Ostheimer Leberkäs‘, das Bamberger Rauchbier, das Bamberger Hörnla und das Rhönschaf.
Kupfergolden und heiß begehrt
Das kulinarische Erbe müsse bewahrt werden für die nachfolgenden Generationen, sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) anlässlich der Aufnahme des Blauen Silvaners in die Arche. «Man muss schon was Besonderes sein», um Teil des Rettungsschiffs zu werden. «Ich war schwer beeindruckt, als ich gelesen habe: ein roter Weißwein. Da ist man natürlich schon mal gespannt: Wie schaut der aus, wie schmeckt das?»
Der Blaue Silvaner lässt sich bis zur Lese kaum vom Grünen Silvaner unterscheiden. Erst kurz vor der Ernte werden die Trauben rötlich bis blau. Im Glas ist er kupfergolden bis lachsrot.
Frankenwein strotzt Klimawandel
Der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, Artur Steinmann, bedankte sich in Thüngersheim bei der Familie des Züchters Kaspar Steinmann für dessen Engagement. «Es hat ihn sein Leben lang nicht mehr losgelassen.» Kaspar Steinmann, mit dem der Weinbaupräsident nicht verwandt ist, habe dafür gesorgt, dass die Rebsorte ins Bundessortenamt eintragen worden sei. Auch wenn der Blaue Silvaner wieder häufiger angebaut wird, fristet er nach Verbandsangaben vom Montag noch ein Nischendasein.
Mehr als 360 Jahre ist es her, seit Silvaner-Reben erstmals in Franken, im unterfränkischen Castell, gepflanzt wurden. Heute gilt diese Sorte als der Frankenwein überhaupt – ob im Bocksbeutel oder in einer Schlegelflasche. Wärmeliebend, Dürreperioden wegsteckend, robust: Der Klimawandel macht anderen Reben weitaus mehr zu schaffen als diesem Weißwein.
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