Viele Kinder und Heranwachsende beginnen schon früh im Leben damit, auf ihr Gewicht zu achten. Hinter manchem Verhalten kann sich eine Magersucht verbergen, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Denn mit sehr langsamen Essen, ausgiebigem Kauen und einer pingeligen Nahrungsauswahl wird oftmals versucht, Kalorien zu vermeiden oder zu verringern, erläutern die Experten. Weitere Anzeichen für eine Essstörung könnten sein: übermäßiger Sport, die Einnahme von Abführmitteln und selbst herbeigeführtes Erbrechen. Auch ein weniger offensichtliches Verhalten – etwa eine Wärmflasche auf dem Bauch um die Fettverbrennung anzukurbeln – kann ein Indiz hierfür sein.
Vorsicht bei Wachstum ohne Gewichtszunahme
Besonders wenn das Gewicht eines Kindes trotz Wachstums stagniert oder es sogar abnimmt, sollten Eltern genau hinschauen. Auch wenn es sich nicht um Magersucht handelt, kann dahinter etwas Anderes stecken wie eine entzündliche Darmerkrankung oder Schilddrüsenprobleme.
Bleiben bei Mädchen die bereits eingesetzten Monatsblutungen wieder aus, ist dies ein weiteres Warnzeichen. Mädchen erkranken den Angaben zufolge etwa acht bis zehn Mal häufiger als Jungen an einer Essstörung. In jedem Fall sollten Eltern einen Jugendarzt befragen, um frühzeitig eingreifen zu können, empfiehlt der BVKJ.
Experten gehen davon aus, dass genetische-biologische Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer Magersucht spielen. Einschneidende Ereignisse wie eine Scheidung der Eltern oder ein Schulwechsel können dann zum Auslöser für den Ausbruch einer Essstörung werden.
Mehr Jugendliche mit Essstörungen im Krankenhaus
Die Corona-Pandemie geht einer neuen Studie zufolge mit steigenden Behandlungszahlen wegen Übergewicht und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen einher. So wurden nach dem Report der DAK-Gesundheit 2020 in den Krankenhäusern 60 Prozent mehr Mädchen und Jungen aufgrund einer Adipositas behandelt als im Vorjahr. Auch bei starkem Untergewicht sowie Magersucht und Bulimie nahmen die Zahlen zu. Deutliche Veränderungen gab es bei Infektionen. Die Studienergebnisse lagen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor, sie sollten am Donnerstag präsentiert werden.
Untersucht worden waren anonymisierte Krankenhausdaten von knapp 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, versichert bei der DAK-Gesundheit. «Die Krankenhausdaten zeigen alarmierende Folgen der Pandemie für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen», sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm nach einer Mitteilung.
Die Zahl junger übergewichtiger Patientinnen und Patienten stieg nach einem Absinken im Frühjahrs-Lockdown steil an. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit starkem Untergewicht nahm 2020 um 35 Prozent zu. Stationär behandelte Essstörungen wie Bulimie und Anorexie nahmen in den Lockdowns deutlich zu – im Jahresvergleich gab es einen Anstieg um zehn Prozent.
Mehr Kinder mit Diabetes-Typ-1 behandelt
Mit Diabetes-Typ-1-Diagnose stationär behandelt wurden 2020 unterm Strich leicht mehr Kinder und Jugendliche – nach einem starken Rückgang im ersten Lockdown und einem deutlichen Anstieg danach. Die Zahl der behandelten Infektionskrankheiten sank durch die Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen deutlich. So gingen die Klinikbehandlungen bei virusbedingten Darminfektionen um 80 Prozent zurück.
Storm forderte eine Enquete-Kommission nach der Bundestagswahl. «Politik und Wissenschaft müssen die Auswirkungen von Corona analysieren und langfristige Konzepte entwickeln», sagte er.
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