Die Häufigkeit von Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Adipositas hat in Deutschland und weltweit zugenommen, insbesondere seit der Covid-Pandemie. Laut der KKH Kaufmännischen Krankenkasse ist die Zahl der Fälle von Magersucht, Bulimie und Binge Eating bei 12- bis 17-jährigen Mädchen von 101 auf 150 pro 10.000 Versicherte zwischen 2019 und 2023 gestiegen.
Ursachen für die steigende Zahl von Essstörungen
Die Zunahme psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen ist seit etwa 20 Jahren in Industrienationen zu beobachten. Faktoren wie gesellschaftliche Veränderungen, soziale Medien, Kriege und der Klimawandel tragen zu diesem Trend bei, erklären führende Wissenschaftler in einem aktuellen Bericht. Professor Stephan Zipfel, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen, erläutert, dass die Covid-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen wie Lockdowns die Situation weiter verschärften. Isolation führte zu mehr Stress und Konflikten, besonders in belasteten Gruppen, und die Möglichkeiten zum Austausch mit Gleichaltrigen waren stark eingeschränkt.
Der Weg aus der Essstörung
Essstörungen sind behandelbar, auch in schweren Fällen. Eine Nachuntersuchung zu einer Behandlungsstudie zu Magersucht zeigte, dass 41 Prozent der Patientinnen fünf Jahre nach Therapieende als genesen eingestuft werden konnten. Die Genesung ist jedoch ein Prozess, der nicht immer linear verläuft. Betroffene und Behandler sollten frühzeitig einen Gesamtbehandlungsplan entwickeln, um notwendige Schritte zu besprechen.
Unterstützung durch Familie und Freunde
Familienmitglieder und Freunde sollten sich bewusst sein, dass sie nicht allein für die Situation verantwortlich sind. Es ist wichtig, gemeinsam zu überlegen, wer welche Verantwortung tragen kann. Freundinnen könnten sich überfordert fühlen, wenn sie denken, die Betroffene wende sich nicht an ihre Eltern. Stattdessen könnten sie vorschlagen, gemeinsam mit einer Vertrauensperson zu sprechen.
Wie das Thema ansprechen?
Bei Gesprächen über Essstörungen sollten Vorwürfe vermieden werden. Stattdessen ist es hilfreich, auf die Beziehungsebene zu setzen und zu zeigen, dass man besorgt ist und helfen möchte. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Betroffene zunächst ablehnend reagieren, da die Essstörung häufig ein verzweifelter Versuch ist, mit schwierigen Gefühlen umzugehen.
Weitere Informationen
Betroffene, Angehörige und Freunde finden hilfreiche Informationen bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter bzga-essstoerungen.de. Die BzgA-Telefonnummer 0221 892031 bietet montags bis donnerstags von 10.00 bis 22.00 Uhr und freitags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr Beratung zu passenden Anlaufstellen.
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