Während der Pandemie haben wir gezwungenermaßen häufiger zu Hause gekocht. Wer auf den Geschmack gekommen ist, möchte jetzt vielleicht mehr übers Kochen wissen. Warum nicht ganz bequem als Ohrenschmaus?
Podcasts boomen, das Angebot wächst fast täglich. Jeder Vierte nutzt zumindest gelegentlich Podcasts, so ein Ergebnis der Audio-Online-Monitor Studie im Auftrag verschiedener Medienanstalten. Die Auswahl an deutschsprachigen Food Podcasts ist aktuell überschaubar, zumindest im Vergleich zum englischsprachigen Angebot. Die Vielfalt ist dafür umso größer: Es gibt laute und leise, ernste und alberne Sendungen, Podcasts zu Foodtrends, Interviews mit Gastrogrößen, Wein- und BBQ-Podcasts. Eine Übersicht:
Von Food-Trends bis Tests: «Alles in Butter»
Einer der ältesten Food Podcasts ist ein Radio-Produkt des Westdeutschen Rundfunks. «Alles in Butter» bei WDR 5, den Nachfolger von vorher 10 Jahren «Gans und gar», gibt es bereits seit 2016. In der 60-minütigen Sendung beleuchtet Helmut Gote als Autor und ständiger Studiogast Food Trends und spürt der Qualität von Nahrungsmitteln nach. Er nimmt seine Hörerinnen und Hörer mit auf eine Straußenfarm, erklärt einfache Techniken fürs Brotbacken oder testet Soja-Käse.
«Ich will unterhalten, Lust aufs Genießen machen und Spaß am Kochen vermitteln», sagt Helmut Gote mit sonorer Radiostimme. Gleichzeitig betrachtet er «Alles in Butter» aber auch als kulturellen Bildungsauftrag, wo er mit Experten erklärt, wie Essen hergestellt wird und diskutiert, wie wir mit Nahrung umgehen. «Unsere Sendung ist ein unabhängiges, journalistisches und sorgfältig recherchiertes Produkt», betont Helmut Gote.
Mehr Info als Entertainment: «Foodure»
Essen wir alle bald Insekten und wächst Salat demnächst im Kühlschrank? Wie sieht unsere Ernährung 2050 aus, wenn zehn Milliarden Menschen auf der Welt leben? Solchen Fragen gehen Maria Kufeld und Vincent Fricke in ihrem Podcast «Foodure» nach. Dabei muss das Gehirn eingeschaltet bleiben, sagen sie über ihre Sendung, die mehr Info als Entertainment und mehr Nische als Mainstream sei.
«Über Genuss zu reden, ist uns nicht genug», sagt Maria Kufeld. «Wir reden auch über Essen, aber im Zusammenhang mit Politik- und Umwelt-Fragen.» Dafür laden sie Gäste ein, die hier Vorbild sein können und sprechen mit ihnen über Foodtrends und die Zukunft unseres Essens. Da geht es zum Beispiel um die Frage, welchen CO2-Fußabdruck Essen hat oder wie ein Food TÜV aussehen könnte. «Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Essen nicht nur auf unserem Teller passiert», sagt die Food-Journalistin. Input zum Nachdenken.
Kreuz und quer quasseln: «Nice to meat you»
Auf Unterhaltung setzen die «Sizzle Brothers», Hannes, Julian, Corbinian und Alex mit ihrem BBQ-Podcast «Nice to meat you», mit dem sie zeigen wollen, dass Grillen kein Hexenwerk ist. Einen roten Faden sucht man hier vergebens. «Wir reden einfach drauf los, über Sachen, die uns beschäftigen, über Persönliches. Da ist viel Blödsinn bei», sagt Julian. Das stimmt. Es wird viel gelacht und geht kreuz und quer: von Hass-Kommentaren im Internet über Sous Vide-Garen bis zum Umbau ihrer Dachterrasse.
Hört man genauer hin, stellt man fest, dass sich hinter der guten Laune aber durchaus auch eine Botschaft versteckt: «Wir wollen ein Bewusstsein für gute Ernährung wecken, vor allem, Fleisch bewusst zu konsumieren, auch Nachhaltigkeit ist ein großes Thema bei uns.»
Auf den Weingeschmack kommen: «Weinstein-Podcast»
Zum Essen gehört für viele ein gutes Glas Wein. Doch wie finde ich das passende Getränk? Eine Antwort liefern Wein-Podcasts wie zum Beispiel «Weinstein-Podcast» von Jan-Eric Eißmann. «Während des Studiums habe ich eine Ausbildung zum Sommelier gemacht und unheimlich gerne Podcasts gehört, so entstand 2018 die Idee zu «Weinstein-Podcast»», erzählt der 31-Jährige, der eigentlich Lehrer ist.
Bei ihm geht es nicht um hochpreisige Weine: «Ich möchte jungen Menschen auf einfach Art und Weise den Spaß an Weinen näherbringen.» Dafür erklärt der Wein-Nerd, wie dieses handwerkliche Produkt hergestellt wird, erläutert die Unterschiede zwischen verschiedenen Rebsorten und Anbaugebieten und teilt sein Sensorik-Wissen. So kann man seinen eigenen Wein-Geschmack entwickeln. «Wenn ich weiß, was es bedeutet, wenn auf dem Etikett Merlot oder Burgund steht, dann weiß ich auch eher, ob mir der Wein schmeckt oder ob er zum Essen passt.»
Gastro-Stars ohne Blatt vorm Mund: «Feinschmecker»
Im «Feinschmecker»-Podcast der gleichnamigen Zeitschrift nimmt Chefredakteurin Deborah Gottlieb die Hörerinnen und Hörer mit hinter die Kulissen der Gastro-Szene: Cornelia Poletto erzählt, warum ihr eine große Klappe in ihrem Metier nicht geschadet hat, Nelson Müller verrät, was für ihn persönlich und kulinarisch eigentlich Heimat bedeutet und Deutschlands jüngste Sterneköchin Julia Komp berichtet wie es war, ausgerechnet im Corona-Jahr ihr erstes Restaurant zu eröffnen.
Reinhören sollte, wer mehr über die führenden Persönlichkeiten der Szene wissen möchten, sie näher kennen lernen will. Ungeschminkt, nahbar und persönlich, so beschreibt Deborah Gottlieb die Interviews: «Alle Gäste bringen uns eine ungeheure Offenheit entgegen und nehmen kein Blatt vor den Mund. Bei uns wird nichts geschnitten, unser Podcast ist authentisch, ehrlich und direkt.»
Wer jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Appetit bekommen hat: Podcasts sind in der Regel kostenlos und können über Apps wie zum Beispiel «Google Podcasts», «Apple Podcasts», «Deezer», «earliAudio», «Podimo» oder «Spotify» gehört werden.
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