Ein sportliches Großereignis versetzt viele in Aufregung, und sie fiebern bei jedem Match um Sieg und Niederlage mit. Physisch und mental bedeutet das: Stress. Ein Live-Spiel kann da schon mal zur Belastungsprobe werden.
«Wir merken das an körperlichen Reaktionen: Der Puls wird schneller, die Muskeln spannen an – und man spannt sich auch emotional an», so Professor Mazda Adli. Er ist Psychiater, Chef der Fliedner Klinik Berlin und Stressforscher an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Stress muss dabei nicht schädlich sein, im Gegenteil: «Das ist ja auch ein positiver Stress, den wir bewusst suchen, der uns Spaß macht – und gemeinsam erlebte positive Anspannung stärkt das Verbundenheitsgefühl.»
Aber: Es kann auch zu viel werden mit dem Mitfiebern: «Wenn der Sportsgeist beim Zugucken abhandenkommt, dann kann es zum Problem werden», sagt Adli. Also wenn die Spannung beim Zuschauen das Spielerische verliert – denn das kann dazu führen, dass wir negativen Stress haben. «Das kann sich zum Beispiel darin äußern, dass man statt positiver Emotionen eher negative entwickelt, wie Gereiztheit oder Aggressivität.» Tatsächlich wurde in Studien bei Fußballfans ein Anstieg des Stresshormons Cortisol nachgewiesen, vor allem bei Spielen, bei denen die unterstützte Mannschaft verlor.
Es ist ein Spiel – und soll es auch bleiben
«Im Sport gilt: Verlieren können ist auch Teil des Spiels. Und das Verlieren darf seine Leichtigkeit nicht verlieren. Wenn es das aber tut, dann wird es zu einer psychisch und gesundheitlich belastenden Erfahrung», sagt Adli. Besonders Menschen mit Vorerkrankungen, etwa Herzpatienten, könnten bei extremer Aufregung sogar Schäden davontragen.
Komme zur Anspannung Alkohol dazu, ist das ein Risikofaktor: «Er kann in großen Mengen den Sportsgeist killen», im Extremfall schlägt die Begeisterung in Gewalt um, so der Experte. Also: besser Maß halten und auch einfach mal mit Wasser «abkühlen».
Und wie kann man noch dafür sorgen, dass ein Fußball-Match und ein Turnier nur positiven Stress erzeugen?
Während des Spiels könne ein Weg sein, dass man in Momenten großer Aufregung mal aus der Situation entfernt und versucht, zur Ruhe zu kommen, sagt Adli.
«Das Zweite ist, sich einfach daran erinnern: Das ist ein Spiel und kein ernsthafter zwischenmenschlicher Konflikt, der da ausgetragen wird.» Es gehe ums Spaßhaben.
Runterkommen: Selbst noch mal aktiv werden
Um nach einem aufwühlenden Match «runterzukommen» und schließlich auch in den Schlaf zu finden, kann es helfen, noch mal einen Spaziergang zu unternehmen, rät Adli, «oder auch noch eine kleine sportliche Übung zu machen.» Andere könnten mit einer Entspannungsübung oder mit Meditation zur Ruhe zu kommen. «Oder mein persönlicher Tipp: ein schönes, ruhiges Musikstück.»
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