Kommt der Nachwuchs in die Schule, heißt das auch: Künftig stehen Hausaufgaben, Lernen und Co. auf dem Programm. Und für Familien mit kleineren Wohnungen die Frage: Wo zu Hause soll das am besten stattfinden?
Teilen sich mehrere Kinder ein Zimmer, ist dort Raum zum Arbeiten nicht selten Mangelware. Und nicht jedes Kinderzimmer bietet Platz für eine großzügige Schreibtischecke.
Katja Kessler, Innenraumdesignerin und Mutter von vier Kindern, empfiehlt Eltern dann vor allem eines: «Räume multifunktional denken».
Ist kein Platz für einen festen Schreibtisch im Kinderzimmer, ist das für sie kein Grund zur Sorge. «Natürlich brauchen Kinder einen Raum, in dem sie sich konzentrieren können. Und natürlich ist es ein Problem, wenn nebenbei der Fernseher läuft, jemand telefoniert oder noch zwei Geschwister Fangen spielen», sagt die Innenraumdesignerin. «Aber wo steht, dass ein Kind nur im Kinderzimmer Schulaufgaben machen kann? Manchmal sind es ganz andere Räume, die die nötige Ruhe zum Lernen liefern.»
Wohnküche und Schlafzimmer als Lern- und Arbeitsorte
Ihrer Erfahrung nach lernen und arbeiten zumindest jüngere Schulkinder meist am liebsten in der Nähe ihrer Eltern. Warum also nicht gleich den langen Esstisch in der Küche einbinden und zeitweise zum Arbeitsplatz umfunktionieren? Der Vorteil: Väter oder Mütter können sich bequem dazusetzen und bei den Aufgaben unterstützen – oder daneben selbst arbeiten. Und der Tisch, der nachmittags nicht selten verwaist herumsteht, bekommt einen zusätzlichen Nutzen.
Auch die Hamburger Inneneinrichterin Sabine Stiller (Autorin von «Aus 4 Zimmern mach 6 Räume. Wohnkonzepte für Familien»), beobachtet, dass Wohnküchen ein beliebter Arbeitsort für den Nachwuchs sind. Einer. Und das kann auch bei mehreren Kindern im Haushalt funktionieren. «Dann ist die Wohnküche eben mal zum Hausaufgaben machen für das kleine Kind gesperrt, das sich dann im Kinderzimmer aufhält», sagt sie.
Ein Raum, der womöglich noch etwas mehr Ruhe verspricht: das Schlafzimmer der Eltern, das tagsüber ohnehin meist kaum genutzt wird.
Ein Schreibtisch für den Schrank
Gut, wenn hier ohne großes Umräumen ein höhenverstellbarer Schreibtisch und ein ergonomischer Schreibtischstuhl für den Nachwuchs Platz finden. Ist das Schlafzimmer eher knapp bemessen, kann man aber auch Stauraum und Arbeitsplatz kombinieren. Etwa indem man eine Arbeitsplatte an der Wand montiert und jeweils unter beiden Enden der Platte Kommoden unterbringt, schlägt Einrichtungsberaterin Sabine Stiller vor. Oder indem man Sideboards anschafft, die einen Schwenk-Oberboden haben. Dreht man den heraus, wird in Kombination mit einem Schreibtischstuhl eine Arbeitsfläche für den Nachwuchs daraus.
Katja Kesslers Platzspar-Tipp für Familien, in deren Schlafzimmer eine große Pax-Schrankkombination von Ikea steht: «Ein Schrankelement weglassen und dazwischen eine Tischplatte setzen.» Die Höhe könne man an die Größe des Kindes anpassen. Eine Schreibtischlampe sorgt für ausreichend Beleuchtung. Und damit die Arbeitsnische gemütlich wird, kann der Nachwuchs im Inneren der Schrankkombi Bilder anbringen.
Wer mag, montiert noch eine Gardinenstange vor die Nische. Eine eigene Ecke für die Hausaufgaben, die man wie mit einem kleinen Theatervorhang zum Vorschein bringen und so auch dem Nachwuchs schmackhaft machen könne, findet die Innenraumdesignerin: «Hier ist deine kleine Bühne, deine Zaubernische.» Sind die Hausaufgaben erledigt, zieht man einfach den Vorhang zu. «Dann haben Mama und Papa ihr Schlafzimmer zurück», sagt Kessler.
Platz sparen mit Hochbetten
Überhaupt: Wer den Schreibtisch des Kindes im Schlafzimmer – und die dort schnell herumliegenden Hefte, Bücher und Co. – nicht direkt beim Aufwachen am Morgen im Blickfeld haben möchte, kann den Hausaufgabenbereich mithilfe von Flächenvorhängen verbergen. «Die kann man auch selbst montieren», sagt Sabine Stiller. Etwas aufwendiger, aber ebenfalls eine Option ist es, die Nische zum Lernen und Arbeiten mit Schiebetüren abzutrennen.
Und es gibt auch eine gute Nachricht für Eltern, die keine Lust auf einen Schreibtisch in ihrem Schlafzimmer haben: Selbst in kleinen Kinderzimmern lässt sich oft eine Ecke zum Hausaufgaben-Machen einrichten. Ein Klassiker, den Sabine Stiller empfiehlt: das Hochbett mit Schreibtisch darunter.
Manche Möbelhersteller bieten solche Bett-Schreibtisch-Kombinationen im Ganzen an, teils mit integrierten Schranktüren und Regalen. Wer handwerklich geschickt ist, kann aber auch selbst eine höhenverstellbare Arbeitsplatte mithilfe einer Schiene an der Wand montieren oder einfach einen kompakten Kinderschreibtisch unters Hochbett stellen. Das tut man übrigens am besten seitlich zum Fenster. Für ausreichend Licht zum Lesen und Schreiben können aber beispielsweise auch ausschwenkbare Leuchten sorgen, die man an der Wand montiert, sagt Sabine Stiller.
Klappen und ausziehen
Jochen Winning, Geschäftsführer der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM), weist auf mobile Einrichtungslösungen für kleine Kinderzimmer hin. Etwa einen «Schreibtisch mit Rollen, der zum Lernen, Hausaufgaben machen oder zum Malen und Puzzeln nahe ans Fenster gefahren wird, ansonsten aber unter einem Hochbett Platz findet oder anderswo an die Seite gestellt werden kann.» Mit einem Rollcontainer lassen sich dann auch die Schreib- und Malutensilien dort hinbringen, wo sie gerade gebraucht werden.
Soll es eher kein Hochbett für den Nachwuchs sein, sind auch niedrigere Podestbetten mit ausziehbaren oder ausklappbaren Schreibtischplatten eine platzsparende Option, sagt Stiller. Sie arbeite für solche Lösungen meist mit Schreinern zusammen. Aber auch manche Möbelhersteller haben entsprechende Modelle im Angebot.
Das Praktische bei Klapp- und Ausziehlösungen: Sind die Hausaufgaben erledigt, lässt man die Arbeitsplatte einfach wieder verschwinden. Doch das erfordert durchaus ein wenig Disziplin. «Löst man es mit einer Klapplösung, dann muss man sich immer bewusst sein, dass die Materialien dann auch wegsortiert werden müssen, sonst lässt sich die Platte nicht wegklappen», sagt Stiller.
Wichtig in jedem Fall, bevor man sich für eine Lösung entscheidet: einmal durchgehen, was im Alltag für einen persönlich tatsächlich am besten funktionieren könnte, rät Katja Kessler. Und was vom Kind auch gern genutzt wird.
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