Manche Menschen sind gesichtsblind. Sie erkennen weder ihre eigenen Familienmitglieder noch Arbeitskollegen oder Freunde ohne Weiteres. Fachleute sprechen von Prosopagnosie, umgangssprachlich ist Gesichtsblindheit der geläufige Begriff.
Meist steckt ein angeborener Gendefekt dahinter. Sehr selten kann auch eine Schädigung bestimmter für die Gesichtserkennung wichtiger Nervenzellen im Hirn, etwa in Folge eines Schlaganfalls oder einer Hirnentzündung, ursächlich sein.
Die medizinische Forschung gehe heute davon aus, dass ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung davon betroffen seien, erklärt der Arzt und Neurowissenschaftler Valentin Riedl, der einen Dokumentarfilm zum Thema gemacht hat («Lost in face»). Auf Deutschland heruntergerechnet wären das rund 800 000 bis 1,6 Millionen gesichtsblinde Menschen.
Die Wahrnehmungsstörung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Sie zu diagnostizieren, ist nicht immer einfach – laut dem Institut für Humangenetik am Uniklinikum Münster sind verhaltenspsychologische Tests wie der Cambridge Face Memory Test hier die Methode der Wahl.
Eine ursächliche Therapie für Prosopagnosie gebe es nicht, viele gesichtsblinde Menschen entwickelten eigene Strategien zur Kompensation. Dennoch bringt Betroffene ihr Defizit beim sozialen Miteinander öfters in Schwierigkeiten.
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