Die Ärztinnen und Ärzte sprechen davon, dass mit dieser Diagnose bestenfalls wenige Wochen bleiben. Worte, die den Boden unter den Füßen gehörig rütteln lassen – für Betroffene und für ihre Liebsten. So wenig Zeit für Abschied, so viel Schwere im Herzen. Vor allem aber die Frage: Wie wird die Zeit, die noch bleibt, möglichst lebenswert?
Das ist der Moment, in dem Hospizarbeit ins Spiel kommt. Sie können Schwerkranke und ihre Liebsten in Anspruch nehmen, wenn sie in dieser Zeit Begleitung wünschen. Hier kommen fünf Dinge, die das Hospiz ausmachen.
Fakt 1: Ein Hospiz muss kein Haus sein
Hospiz leitet sich vom lateinischen Wort für Herberge oder Gastfreundschaft ab. Bei diesem Wort denken die meisten direkt an die stationäre Variante, also an einen Ort. Das gibt es, ja – aber nicht nur.
«Wir wollen Menschen am Lebensende eine Herberge anbieten – und zwar unabhängig davon, wo sie sind», sagt Susanne Kränzle. Sie ist Gesamtleiterin des Hospizes in Esslingen und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes.
Und so gibt es in Deutschland auch rund 1500 ambulante Hospizdienste. Die dort ehrenamtlich tätigen Hospizbegleiterinnen und -begleiter kommen auf Wunsch nach Hause, ins Pflegeheim oder Krankenhaus – und bringen Zeit und ein offenes Ohr mit.
Fakt 2: Ein ambulanter Hospizdienst ersetzt keinen Pflegedienst
«Die Ehrenamtlichen sind die Einzigen, die ohne konkreten Auftrag an das Sterbebett kommen», bringt es Susanne Kränzle auf den Punkt. Sie müssen nicht pflegen, nicht putzen. «Und daher ist wichtig, dass Angehörige nicht mit der Erwartung anrufen, dass sie in dieser Hinsicht Entlastung finden.» Es gehe um die psychosoziale Begleitung von Schwerstkranken, von sterbenden Menschen und ihren Angehörigen.
Entlastung bringen die Hospizbegleiterinnen und -begleiter betroffenen Familien dennoch. «Die Erfahrung zeigt, dass die sterbenden Menschen häufig mit den Ehrenamtlichen über die Themen Sterben, Tod und Trauer sprechen. Oft ist es ja so, dass Angehörige und der sterbende Mensch einander schonen wollen», sagt Kränzle.
Außerdem: Wenn man weiß, dass der Partner oder die Mutter gerade in guten Händen ist, können sich Angehörige Zeit für sich selbst, zum Krafttanken, nehmen.
Fakt 3: Patientinnen und Patienten müssen dafür nicht zahlen
Ob stationär oder ambulant: Die Unterstützung von Hospizbegleitern müssen Patienten und Angehörige nicht aus eigener Tasche zahlen. Die gesetzlichen Krankenkassen finanzieren die Hospizangebote zu einem großen Teil. «Diese Förderung ist allerdings nicht zu 100 Prozent kostendeckend und deswegen brauchen Hospizdienste immer Spenden und finanzielle Unterstützung», sagt Susanne Kränzle.
Welche Voraussetzungen müssen für einen Platz im Hospiz erfüllt sein? «Beim stationären Hospiz sind sie enger gefasst», sagt Kränzle. Es muss eine nicht heilbare, weit fortgeschrittene Erkrankung vorliegen. Und zwar eine, die einer palliativ-pflegerischen und palliativ-medizinischen Versorgung und keiner Krankenhausbehandlung bedarf und die eine verbleibende Lebenszeit von Tagen, Wochen oder wenigen Monaten erwarten lässt.
Stationäre Hospize haben nur begrenzt Plätze, es kann also durchaus zu Wartezeiten kommen. «Daher ist es wirklich wichtig, dass man sich frühzeitig meldet, auch wenn es jetzt noch keinen konkreten Bedarf hat – einfach, damit die Hospizleitung schon mal von der Situation gehört hat», sagt Kränzle.
Und bei ambulanten Hospizdiensten? Sie sind laut Kränzle niedrigschwelliger. «Es geht in aller Regel von einem Tag auf den anderen – dank der großartigen Ehrenamtlichen, die wirklich in hohem Maße einsatzbereit sind.»
Fakt 4: Im stationären Hospiz wird vieles möglich gemacht
Auf die Frage, wie ein Tag im stationären Hospiz aussieht, gibt es keine allgemeingültige Antwort. Die Tagesgestaltung hängt von den Menschen – und ihren individuellen Vorlieben ab. War die Person ein Frühaufsteher, dann darf sie das im Hospiz weiterhin sein. «Man kann um sechs Uhr morgens seinen Kaffee bekommen, um zehn Uhr – oder gar nicht», sagt Kränzle.
Es geht vor allem um die Frage: Was tut nun am Lebensende gut? Das kann Kränzle zufolge auch bedeuten, dass die Friseurin ins Hospiz kommt. Auch zum Beispiel Musiktherapie oder Physiotherapie werden angeboten.
Besuchszeiten gibt es im Hospiz nicht, Angehörige können immer vorbeikommen und auch über Nacht bleiben. «Die Erfahrung zeigt aber: Viele von ihnen haben Wochen und Monate von Pflege und Belastung hinter sich, sind müde und erschöpft», beschreibt Kränzle. Heißt: Sie sind mitunter dankbar, auch einmal durchatmen zu können – und die betroffene Person in guten Händen zu wissen.
Fakt 5: Ohne Teamarbeit geht nichts
Gerade in den stationären Hospizen geht nichts ohne Interdisziplinarität. Konkret heißt das: «In den Hospizen arbeiten verschiedene Berufsgruppen zusammen: Pflegekräfte, Hauswirtschaftskräfte, Ehrenamtliche», sagt Susanne Kränzle.
Und natürlich Ärztinnen und Ärzte der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, die dabei helfen, Krankheitsbeschwerden erträglicher zu machen. «Die Menschen kommen ja oft mit einer sehr hohen Symptomlast, mit starken Schmerzen, mit Atemnot, mit Übelkeit», sagt Kränzle. All diese Professionen arbeiten eng zusammen, um die letzte Zeit des Lebens so lebenswert wie möglich zu gestalten.
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