Ob Vorstellungen im Kino oder auf Theater- und Musicalbühnen: Wenn Geschichten groß aufgeführt werden, ist das noch mal nahbarer als im Zeichentrickfilm und meist nichts für 3-Jährige – auch wenn das als Mindestalter angegeben ist.
Aus Sicht der Entwicklungspsychologie sind Kinder erst ab dem Vorschulalter von etwa vier bis fünf Jahren in der Lage, überhaupt zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden. Darauf weist Kinderpsychologin Prof. Sabine Völkl-Kernstock von der Medizinischen Universität Wien hin.
Zusätzlich seien Kinder sogar erst ab etwa acht Jahren in der Lage komplexe Zusammenhänge besser zu erfassen. Komplizierte Handlungsstränge in Musicals gingen laut der Expertin daher wohl über die Köpfe von jüngeren Kindern einfach hinweg.
Musicals nicht grausamer als Märchen
Was die Themen betrifft, so seien Musicals jedoch nicht grausamer als etwa Märchen, die man Kindern seit jeher vorliest. Aus tiefenpsychologischer Sicht seien diese Geschichten für Kinder sogar essenziell, da ihnen durch sie Problemlösungen aufgezeigt würden. Es diene etwa dazu, Ihnen ein moralisches Verständnis für «Gut» und «Böse» zu vermitteln.
«Durch die Bestrafung der bösen Charaktere und die Belohnung der guten, erfahren die Kinder, was Gerechtigkeit heißt und können vermehrt unbewusst ihre innerpsychische Gefühlswelt ordnen», so Völkl-Kernstock. Durch die meist strikte Trennung von Gut und Böse sowie durch die Handlungsweise der Helden erhielten Kinder laut Prof. Völkl-Kernstock zusätzlich eine Vorstellung von Normen und Werten. Daher könnten Kinder durch die Geschichten in den Musicals auch Lösungen für ihre eigenen Emotionen und ihre Gefühlswelt erhalten.
Generell sei ein gemeinsames Musical-Erlebnis mit der ganzen Familie, so die Psychologin, eine Gelegenheit, um bleibende Erinnerungen mit den Kindern zu schaffen und ihnen im besten Fall die Tür zur Musik, Kunst und Kultur zu öffnen.
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