Seit über einem Jahr leben Familien unter Corona-Bedingungen. Nicht selten gingen dabei Struktur und Regeln irgendwie flöten. Doch wie bekommen Eltern nun wieder System, Pünktlichkeit und einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus in den Familienalltag?
«Erst einmal ist es wichtig sich einzugestehen, dass es völlig normal ist, wenn durch die stressige Mehrfachbelastung durch (Home-)Job, Familienversorgung, Kinderbetreuung und Unterricht daheim gewohnte Strukturen aus dem Ruder laufen», sagt Ritzer-Sachs. Er ist Sozialpädagoge bei der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke).
Dazu kämen ja auch noch ständige Sorgen, ob das Kind abgehängt werden könnte, weil es etwa neue Themen nicht versteht. Oder es bekommt keine Unterstützung in problematischen Fächern wie Fremdsprachen oder Mathe. Dazu kommt noch die permanente Angst, krank zu werden.
Erstmal schauen: Was läuft denn schon gut?
Um aus dieser Dauerschleife wieder herauszukommen, sollte man zunächst schauen, was denn gut läuft, rät Ritzer-Sachs. Auf der anderen Seite sollten sich Eltern dann überlegen, wie sie es denn gern hätten. «Und dafür brauchen sie einen Plan», sagt der Sozialpädagoge. Ein Punkt dabei sei, wie sich Stress reduzieren lässt.
«Warum soll den eigentlich ein Kind um 7 Uhr aufstehen, wenn um 8 Uhr nichts ansteht?», fragt der Experte. Es sei nicht wichtig, welcher Zeitpunkt festgelegt wird, sondern dass ein Zeitpunkt festgelegt wird. Das könne auch 9.30 oder 10 Uhr sein.
Es sei furchtbar anstrengend, nicht zu wissen, was am Tag auf einen zukommt. Kinder bräuchten Struktur. «Die Pandemie hat ja auch Kindern gezeigt, der langweilige Trott vor ihr war gar nicht so schlecht», so Ritzer-Sachs.
Für machbare Vorschläge der Kids Plan anpassen
Nachdem Eltern einen Plan für eine neue Struktur haben, sollten sie eine Familienkonferenz einberufen («Wir legen jetzt mal eine Struktur fest») und sich auch die Gedanken und Vorschläge der Kinder genau anhören. «Eltern müssen dabei bereit sein, den Plan anzupassen», findet der Erziehungsexperte. Wenn beispielsweise montags nichts los ist, wäre sonntags ja wirklich Zeit für einen längeren Spieleabend.
Und noch einen Tipp hat Ulric Ritzer-Sachs für die Eltern parat: «Machen Sie den Kindern oder Jugendlichen keine Vorwürfe! Sie können nichts dafür, das Jungsein seit eineinhalb Jahren blöd ist.»
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