24. November 2024

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Pims: Experte vermutet 1000 Fälle in der Pandemie

Bislang etwa rund 1000 Kinder in Deutschland könnten nach Experteneinschätzung in der Pandemie am multisystemischen Entzündungssyndrom Pims als Folge einer Corona-Infektion erkrankt sein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Bislang etwa rund 1000 Kinder in Deutschland könnten
nach Experteneinschätzung in der Pandemie an dem multisystemischen
Entzündungssyndrom Pims als Folge einer Corona-Infektion erkrankt
sein.

Gemeldet worden sind seit Mai 2020 rund 660 Fälle (Stand 6.
Februar), wie aus einem Register der Deutschen Gesellschaft für
Pädiatrische Infektiologie (DGPI) hervorgeht, das auf freiwilligen
Meldungen von mehr als der Hälfte der Kinderkliniken und -abteilungen
in Deutschland basiert.

«Mit der Dunkelziffer dürften es insgesamt in etwa 1000
Pims-Betroffene sein», sagte der Kinder- und Jugendmediziner Jakob
Armann vom Universitätsklinikum Dresden der Deutschen Presse-Agentur,
der die Meldungen ans Register verwaltet. In Anbetracht der hohen
Infiziertenzahl bundesweit sei es eine seltene Erkrankung.

Tritt einige Wochen nach einer Covid-Infektion auf

Die Abkürzung Pims steht für Pediatric Inflammatory Multisystem
Syndrome. Typische Anzeichen sind mehrere Tage anhaltendes Fieber
sowie Durchfälle und/oder Hautausschläge typischerweise vier bis acht
Wochen nach einer Sars-CoV-2-Infektion. Auch Kinder ohne
Vorerkrankung können betroffen sein.

Etwas mehr als die Hälfte der gemeldeten Pims-Patienten ist Armann
zufolge intensivmedizinisch versorgt worden. «Es ist zwar ein
schweres Krankheitsbild, aber es ist gut behandelbar. In der Regel
können betroffene Kinder nach zwei bis fünf Tagen die Intensivstation
wieder verlassen.» Bleibende Schäden träten in der Regel nicht auf.
«Es ist natürlich keine schöne Erkrankung, aber auch nichts, was die
Kinderkliniken an die Belastungsgrenze bringt.»

Sowohl im Register als auch in der Dresdner Klinik sei ab etwa Mitte
Dezember ein Anstieg der Fälle beobachtet worden, erklärte Armann.
Dies sei sicherlich mit den generell hohen Fallzahlen zu erklären, da
Pims mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nach einer
Sars-CoV-2-Infektion auftrete – und dies unabhängig von deren
Schwere. Angenommen werde ein Pims-Fall auf 4000 Infektionen.

Unter den im Register erfassten Fällen waren rund zwei Drittel
Jungen. Die Fälle sind dem Experten zufolge gleichmäßig über alle
Altersgruppen verteilt. Insbesondere zu Beginn der Pandemie wurde die
durchgemachte Corona-Infektion teils erst rückblickend bei
Blutuntersuchungen anhand der Antikörper erkannt.

Weniger Fälle als letztes Jahr

Trotz des jüngst verzeichneten Anstiegs der Pims-Zahlen sei das
Niveau in diesem Winter eher etwas geringer als vor einem Jahr. «Das
ist wahrscheinlich ein Effekt der Delta-Variante», erklärte Armann.
Die im Herbst und Winter 2021 vorherrschende Variante scheine etwas
seltener Pims auszulösen als die Vorgängervarianten. Dies legten
Daten aus verschiedenen Ländern nahe. «Es ist nicht zwangsläufig so,
dass sich die Krankheit mit jeder Mutation des Virus verschlimmert»,
sagte Armann.

Die Auswirkung der neuen Omikron-Variante könne man derzeit wegen des
verzögerten Vorkommens von Pims noch nicht beurteilen. Zu bedenken
sei auch, dass der Anteil der Geimpften auch unter Kindern und
Jugendlichen wachse. Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC schützt die
Gabe von zwei Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs bei Kindern und
Jugendlichen von 12 bis 18 Jahren in hohem Maße vor Pims.

Fälle von Kindern mit schweren Entzündungsreaktionen im Zusammenhang
mit Corona waren im Frühjahr 2020 in mehreren Ländern aufgefallen.
Ähnliche Krankheitsbilder bei Kindern waren auch zuvor schon bekannt
– ein Beispiel ist das sogenannte Kawasaki-Syndrom, dessen Ursache
bis heute nicht ganz klar ist. Mutmaßlich handelt es sich auch hier
um die Folge einer Infektion, wie Armann erklärte. «Außerhalb einer
Pandemie ist die genaue Ursache jedoch schwer zu finden. Kinder
weisen schließlich Antikörper gegen verschiedenste Erreger auf.» Vor
Corona sei man in Deutschland von 400 bis 500 Fällen von
Kawasaki-Syndrom bei Kindern pro Jahr ausgegangen.