Seit einigen Jahren gibt es eine wachsende Zahl von Angeboten, die eine psychotherapeutische Behandlung ganz oder teilweise per Video oder im Rahmen eines Onlineprogramms beziehungsweise einer App offerieren.
Das kann Betroffenen Aufwand, etwa die Anfahrtswege, ersparen – eine vollständige Psychotherapie ausschließlich über Videokonferenzen durchzuführen, gilt jedoch weder als erlaubt noch als ratsam, sagt Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer, in der aktuellen Ausgabe des Magazins «test» (04/24). «Oft ist der unmittelbare Kontakt in der Praxis unverzichtbar, beispielsweise zu Anfang der Therapie oder kurzfristig bei akuten Krisen.»
Apps sind Ergänzung zu Therapie
Online-Programme seien vor allem Zusatzangebote, die eine herkömmliche Therapie nicht ersetzen, aber ergänzen können. «Vor der Nutzung einer App ist eine umfassende Diagnosestellung notwendig, um festzustellen, ob eine psychische Störung vorliegt, welche Behandlung geeignet ist und inwiefern eine App dabei unterstützend wirken könnte.»
Doch hier gibt es Unterschiede. Nicht jedes Programm, das etwa auf Social Media beworben wird, ist im medizinischen Sinne hilfreich. Sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft, und es gibt sie auf Rezept. Die Stiftung Warentest weist darauf hin, dass sie in ihren Untersuchungen bereits mehrere DiGAs positiv bewertet hat, darunter HelloBetter Panik und Velibra bei Angstzuständen sowie Deprexis bei Depressionen.
Zur Überbrückung der Wartezeit
Solche DiGAs könnten eine Unterstützung bieten, um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken, heißt es weiter. Und wie kommt man da ran? Erste Anlaufstelle für das Thema kann die Hausärztin oder ein Psychotherapeut sein, zum Beispiel während der Sprechstunde. Diese Fachkräfte sind in der Lage, psychische Probleme zu diagnostizieren und gegebenenfalls DiGA zu verschreiben.
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