Wer mit seinen Kindern öfter die Familienbrettspiele hervorholt, fördert nicht nur ihre Konzentration, ihren Ehrgeiz und flexibles Denken. Auch das Anwenden von Regeln, das Schließen von Kompromissen, und das Aushalten von Frustration wird geschult.
Christina Valentiner-Branth kennt die Vorzüge von Spielerunden für Kinder. Die systemische Familientherapeutin und Leiterin der Brettspielakademie weiß aber auch, wie schnell der harmonische Spielenachmittag kippen kann.
Nicht mit müden oder hungrigen Kindern spielen
Eine ihrer wichtigsten Tipps lautet: Spielen Sie nicht mit müden oder hungrigen Kindern. «Ist ein Kind erschöpft, hat es nur eine ganz niedrige Toleranzschwelle.» Das Kind sei sehr schnell frustriert darüber, nicht gewinnen zu können. Ausgeruht und satt lasse sich das besser aushalten.
Oft kommt es aber schon vor Beginn des eigentlichen Spiels zu Streit – etwa, wenn es um die Wahl der Farbe oder Spielfigur geht oder wer beginnen darf. Wollen beide Schwestern die rosa Spielsteine, was dann? «Streit darüber lässt sich vermeiden, wenn ausgewürfelt wird, wer beginnt oder welche Farbe spielt. Wer die höchste Zahl hat, beginnt mit der Figur seiner Wahl», rät die Spieleexpertin.
Ein paar kleine Ausnahmen und Entgegenkommen seien für kleine Spielanfänger im Alter von vier oder fünf Jahren noch okay. «Aber ab dem Grundschulalter sollten die gleichen harten Regeln wie für Erwachsene gelten», sagt die Brettspielakademie-Leiterin. Je älter die Kinder werden, desto mehr könne man zu komplexeren, strategischen Spielen greifen. Für Kita-Kinder empfiehlt sie dagegen Spiele mit hoher Glückskomponente und Memoryvarianten.
Vorwürfe und Beschämung vermeiden
Will ein Kind nicht zu Ende spielen, etwa weil es merkt, nicht gewinnen zu können, sollten Eltern das locker nehmen. Und sie sollten ihr Kind nicht beschämen. Denn es ärgert sich meistens schon selbst genug. Stattdessen sollte eher eine Brücke gebaut werden («Vielleicht klappt es ja morgen besser» oder «Setz doch einfach mal ein, zwei Runden aus. Wenn du wieder willst, steigst du wieder ein»). Sätze wie «Das ist total blöd, wenn du jetzt nicht weiterspielst» führen eher dazu, dass ein Kind gar nicht mehr spielen mag.
«Wenn es mit dem Verlieren noch nicht gut klappt, kommentieren Sie dies nicht abfällig», rät Christina Valentiner-Branth. Stattdessen das Spiel einpacken, abwarten und trösten. Und später einen neuen Anlauf nehmen.
Handys haben am Spieletisch nichts zu suchen
Eigentlich klar, dennoch oft keine Selbstverständlichkeit: Handys weg! «Bei Quality Time mit der Familie haben sie nichts zu suchen und gehören stumm gestellt in ein anderes Zimmer», sagt die Familientherapeutin.
Einen entscheidenden Tipp hat sie noch parat: «Aufhören, wenn es am schönsten ist». Eine Spielrunde sei für ein kleines Gehirn Schwerstarbeit. «Es kann passieren, dass die Konzentration nicht für eine neue Runde reicht, die dann in Tränen enden würde.» So eine Situation sei dann kaum mehr zu retten. Besser sei rausgehen und eine Runde Fangen spielen oder anders in Bewegung kommen.
Mehr Nachrichten
Stress im Schulalltag: Wie kann ich meinem Kind helfen?
Kinderhochstühle im Test: Nur drei Modelle sind «gut»
Kinderhochstühle im Test: Nur drei Modelle sind «gut»