Eis am Stiel heißt heute Popsicles. Was sich aber nicht geändert hat, ist die Eis-Vorliebe von Kindern. Neben Vanille und Schokolade mögen sie es gern fruchtig: Mango, Zitrone, Erdbeere.
«Der Geschmack ändert sich jedoch mit den Jahren. Erwachsene werden experimentierfreudiger, wählen schon mal gern salziges Karamelleis», sagt Ralf Sander, Eisdielenbesitzer in Berlin und Autor des Stiftung-Warentest-Ratgebers «Eis! Gelato! Sorbet! Alles selbst gemacht» im Interview zur Frage, wie man Eis selbst herstellen kann.
Frage: Sie werden am häufigsten gefragt, ob es auch zuckerfreies Eis gibt. Was antworten Sie?
Ralf Sander: Zucker hat zwei Haupteigenschaften. Einerseits süßt er das Produkt und verstärkt den Geschmack. Andererseits hat er Einfluss auf den Gefrierpunkt, der dann weit unter 0 Grad sinkt. Wenn man zum Beispiel Erdbeeren pur ins Eisfach packt, sind sie nach einem halben Tag knüppelhart, nicht süß und auch nicht cremig. Durch Mischen und die Zugabe verschiedener Zuckerarten, vor allem Traubenzucker, wird das Eis durch Mikrokristalle und Mikroverbindungen feinporiger, cremiger und bei minus 16 Grad servierfertig.
Frage: Viele denken, erst eine Eismaschine macht das Eis richtig cremig. Wann lohnt sich der Kauf für den privaten Gebrauch?
Sander: Man sollte schon ein großer Eisfan sein, damit sich die Anschaffung lohnt. Sonst endet das Gerät wie die Feuerzangenbowle als Staubfänger. Wer über einen Kauf nachdenkt, sollte aber mindestens 200 Euro investieren. Für die Cremigkeit spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die richtige Mischung des Eismixes.
Falls man keine Eismaschine besitzt, kann man auch mit einem Hochleistungsmixer tolle Ergebnisse erzielen. Das lässt sich ganz leicht mit einem Bananeneis ausprobieren. Dafür mittelgroße Stücke von reifen, geschälten Bananen in einen Gefrierbeutel oder eine Gefrierdose geben und über Nacht einfrieren. Dann die gefrorenen Bananen pur ohne Zuckerzusatz oder nach Belieben mit Agavendicksaft, Honig, Milch und Sahne pürieren und sofort essen. Der Mix darf nicht wieder eingefroren werden, da sich sonst die Konsistenz ändert.
Wunderbar cremig auch ohne Eismaschine gelingen Joghurt-Blaubeere-Popsicles. Für sieben bis acht Eis am Stiel werden zunächst 50 g Zucker und 20 g Traubenzucker gemischt. 125 g frische Heidelbeeren kommen gewaschen mit 350 g Joghurt, am besten mit 3,5 Prozent Fett, in den Mixer. Während des Pürierens langsam den Zucker hinzufügen. Die Masse wird dann mit dem Spritzbeutel in Silikonformen für Stieleis gespritzt. Dadurch wird jede Ecke ausgefüllt, was Luftlöcher verhindert. Dann Holzstäbchen einsetzen, mit einem Spatel glatt streichen und über Nacht im Tiefkühler aushärten lassen.
Frage: Was kann man bei der Eiszubereitung daheim alles falsch machen?
Sander: Wenn man die Popsicles zu früh aus dem Eisfach nimmt, entsteht keine glatte Oberfläche. Deshalb am besten über Nacht gefrieren lassen. Heidelbeeren sollten nach dem Waschen immer gut abtropfen, am besten in einem Sieb. Denn wenn mehr Wasser ohne Zucker gefriert, macht es das Eis hart, weniger süß und weniger cremig.
Zudem ist die Qualität der Zutaten das A und O. Wer alles zusammenmischt, was der Vorratsschrank so zu bieten hat, kann sich einen leckeren Eisgeschmack gründlich verderben. Beispielsweise durch alte Nüsse, die von zwei Sommern zuvor stammen.
Auch beim Einfrieren kann man Fehler machen, etwa wenn das Eis zum Aushärten oder zur Lagerung neben Fisch landet. Denn Eis nimmt leicht den Geruch und Geschmack von anderen Lebensmitteln an. Es sollte daher am besten in einem eigenen Fach landen. Allerdings nicht nahe der Tür, die ständig auf- und zugemacht wird. Denn je mehr Temperaturunterschiede vorhanden sind, desto mehr Eiskristalle entstehen – und die werden als unangenehm auf der Zunge empfunden.
Literatur:
Ralf Sander: «Eis! Gelato! Sorbet! Alles selbst gemacht», Stiftung Warentest, 176 Seiten, 16,90 Euro, ISBN-13: 978-3-7471-0398-2.
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