21. November 2024

HEALTH News

Alles rund um Ihre Gesundheit

Was macht eigentlich eine Pädakustikerin?

Als Pädakustikerin weiß Claudia Brömel genau, wie sie am besten mit den Kindern arbeiten muss. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Markus Scholz/dpa-tmn)

«Hörgeräte sind doch nur was für alte Menschen» – das bekommt Claudia Brömel im Zusammenhang mit ihrem Beruf häufiger zu hören. Dabei ist sie als ausgebildete Pädakustikerin auf das Gehör von Kindern und Säuglingen spezialisiert.

Im Job-Protokoll erzählt sie, was die Arbeit so herausfordernd macht und worin sie Erfüllung findet.

Der Weg in den Beruf:

In meiner kleinen Heimatstadt in Thüringen hatte ich eine tolle Berufsberaterin. Als es um die Berufswahl ging, hat sie mir empfohlen, Hörakustikerin zu werden. Ich war schon als Kind handwerklich interessiert und als Brillenträgerin zudem begeistert von Hilfsmitteln. Nach einem Praktikum bei einem Hörakustiker-Betrieb bin ich ihrer Empfehlung gefolgt.

Während der dreijährigen Ausbildung zur Hörakustikerin führte mich der Berufsschulunterricht dann nach Lübeck. Dort verliebte ich mich nicht nur in den Beruf, sondern auch in die Stadt. Nach Abschluss meiner Ausbildung fing ich in Lübeck als Gesellin in einem kleinen Betrieb an. Der Betrieb war schon immer auf die Versorgung von Kindern spezialisiert, weil die Uniklinik in der Nähe ist. Das fand ich von Anfang an sehr spannend.

Darum habe ich mich an der Akademie für Hörakustik in Lübeck zur Pädakustikerin fortgebildet. Später habe ich die Meisterschule besucht und schließlich vor sechs Jahren gemeinsam mit meiner Kollegin den Betrieb unseres ehemaligen Chefs übernommen und bin jetzt Unternehmerin.

Mein Beruf einfach erklärt:

Tatsächlich hat meine Berufsberaterin damals gesagt: «Hörakustiker, das ist ein bisschen wie Optiker – nur für die Ohren.» Das ist vielleicht insgesamt ein bisschen banal ausgedrückt, denn an sich ist das Ohr ein sehr komplexes Organ. Als Pädakustikerin qualifiziert man sich speziell für die Arbeit mit Kindern weiter. Drei Jahre Berufserfahrung als Hörakustikerin oder der Meisterbrief sind die Voraussetzung, um sich auf das Fachgebiet und die Versorgung von Kindern spezialisieren zu können.

Die Aufgaben:

Auch als Unternehmerin macht die Pädakustik noch einen großen Teil meiner Arbeit aus. Da wir den Betrieb zu zweit leiten, können wir uns das gut aufteilen. Inzwischen bin ich außerdem als Gastdozentin an der Akademie für Hörakustik in Lübeck tätig und unterrichte dort Praxis.

Die Aufgaben in meinem Arbeitsalltag unterscheiden sich auch je nachdem, wie alt das Kind ist, das versorgt werden muss. Geht es um einen Säugling, steht an erster Stelle der Vertrauensaufbau zu den Eltern. Es gibt seit 2009 bundesweit das universelle Neugeborenen-Hörscreening. Somit werden Hörverluste schon im Säuglingsalter erkannt.

Die Kinder sollten dann schnellstmöglich mit Hörsystemen versorgt werden. Dafür kommen sie zu uns. Wir nehmen Ohr-Abformungen, wählen Hörsysteme aus und stellen sie individuell auf den Hörverlust ein. Da Kinder ständig wachsen, ändert sich die Anatomie des Ohres und sollte in regelmäßigen Abständen überprüft und neu angepasst werden.

Die schönsten Seiten:

Das Schönste in meinem Beruf ist immer wieder der Moment, wenn man das Hörgerät eines Säuglings zum ersten Mal einschaltet. Das ist ein sehr emotionaler Moment, wenn ein Kind zum ersten Mal auf die Stimme der Mutter reagiert. Da fließen oft auch Freudentränen bei den Eltern. Auch bei den älteren Kindern, die schon kommunizieren können und sofort sagen, «Oh, das ist toll, ich kann dich ja jetzt besser hören», ist das ein total schönes Gefühl. Diese Dankbarkeit von Eltern und Kindern gehört mit zu den schönsten Seiten.

Die größten Herausforderungen:

Die Hörbahnreifung eines Kindes ist ungefähr nach 18 Monaten abgeschlossen. Diese Phase ist sehr wichtig für den Spracherwerb. Führt man die Hörgeräte-Versorgung frühzeitig durch, hat das Kind hier die besten Voraussetzungen. Und genau da liegt auch die Herausforderung: In dieser Zeit die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und richtig darauf zu reagieren – mit dem Ziel, Säugling oder Kind bestmöglich zu versorgen.

Die Digitalisierung kann bereits einige handwerkliche Tätigkeiten in unserer Branche ersetzen. Die Kommunikation mit dem Menschen, Vertrauen zu einem Kind aufzubauen, um eine erfolgreiche Hörsystemversorgung durchführen zu können, das sind und bleiben aber die wichtigsten Fähigkeiten in unserem Beruf.

Protokoll: Amelie Breitenhuber, dpa