21. November 2024

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Was man zum Umgang mit Corona-Selbsttests wissen muss

In das Teströhrchen kommt eine Lösung - in diese wird der Tupfer nach dem Abstrich hineingesteckt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Die dünne Stoffspitze des Tupfers reibt in der Nase. Es brennt, es kitzelt – schließlich tränen die Augen ein wenig. Fünf Mal soll der Tupfer in jedem Nasenloch gedreht werden.

Danach steckt man ihn in ein Plastikröhrchen, in das man vor dem Abstrich schon eine Lösung hineingeträufelt hat. Ein paar Mal den Tupfer darin kreisen, eine Minute einwirken lassen, die Stoffspitze ausdrücken und schließlich vier Tröpfchen aus dem Röhrchen auf die Testkassette träufeln. Diese ganze Prozedur – vom Auspacken des Materials bis zum Aufträufeln – dauert keine fünf Minuten.

Nun heißt es warten, und zwar genau eine Viertelstunde lang. Man soll sich einen Timer stellen, weil das Ergebnis genau dann abgelesen werden sollte. Als der Timer piept, ist beim Blick auf die Testkassette ein Strich zu sehen. Das heißt: negativ.

Laut dem selbst durchgeführten Laien-Schnelltest bin ich also nicht mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert. Zugegeben, auch wenn ich damit gerechnet habe, es ist ein bisschen erleichternd.

Hoffnung auf Normalität

Schnelltests für Laien wecken in der Corona-Pandemie die Hoffnung auf etwas mehr Normalität. Vor dem Besuch bei einer Freundin oder beim Friseur rasch noch prüfen, ob man nicht doch positiv und infektiös ist – und dann mit beruhigtem Gefühl aufbrechen, das dürfte bald möglich sein.

Die Hoffnung auf umfassende und sehr schnelle Lockerungen der strengen Kontaktbeschränkungen mit Einführung der Selbsttests hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 25. Februar allerdings gedämpft.

Am 24. Februar hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den ersten drei Selbsttests die notwendige Sonderzulassung erteilt. Voraussetzung dafür war vor allem, dass auch Menschen ohne medizinische Fachkenntnisse den Test korrekt anwenden können. Dabei spielt die Gebrauchsanweisung eine große Rolle.

Nicht angenehm, aber machbar

Wie bei dem von Siemens Healthineers vertriebenen Test, den ich ausprobiert habe, muss man auch bei den anderen beiden bereits sonderzugelassenen Tests, die von Technomed und Lissner Qi vertrieben werden, einen Abstrich im vorderen Nasenbereich nehmen.

Das ist nicht sonderlich angenehm – wenngleich es sich nach meinem Empfinden bei weitem nicht so unangenehm angefühlt hat wie der Rachen- oder Nasen-Rachen-Abstrich beim PCR-Test. Möglich, dass absehbar auch noch Gurgel- und Spucktests kommen. Auch solche Varianten werden aktuell erprobt und bewertet.

Der Nasenabstrich in Eigenregie klappte – vom Gefühl her – jedenfalls ganz gut, die Anleitung in 16 Einzelschritten war verständlich.

Experten wie die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek sehen bei der Handhabung durch Laien wenig Probleme: Sie glaube, einen Abstrich aus der vorderen Nase bekomme jeder hin – wenn er wisse, wie er das machen soll, sagte Ciesek im NDR-Podcast «Coronavirus-Update».

Der Anwender als entscheidender Faktor

Aber es gibt auch mahnende Stimmen. So warnt der Freiburger Medizinstatistiker Gerd Antes: Nicht nur die Tests seien verschieden, sondern auch die Selbsttester agierten sehr unterschiedlich.

Der entscheidende Faktor ist am Ende wie so oft der Mensch. Er muss den Antigen-Schnelltest nicht nur korrekt verwenden, sondern mit dem Ergebnis auch verantwortungsvoll umgehen.

Ein negatives Ergebnis ist kein Freibrief für lange Umarmungen und abstandsloses Zusammensein – man sollte auch dann weiter auf Hygieneregeln achten. Denn die Schnelltests sind nicht zu 100 Prozent verlässlich. Sie schlagen am besten bei einer hohen Virenlast an. Das heißt: Menschen, die stark ansteckend sind, erkennen sie recht zuverlässig. Doch Infizierte mit geringer Virenlast – etwa zu Beginn oder beim Abklingen der Erkrankung – entdecken die Schnelltests womöglich nicht.

Das Robert Koch-Institut warnte auch deshalb am 26. Februar vor einer Überschätzung von Selbsttests in der Pandemie-Bekämpfung. Sie seien «keine Wunderwaffe», sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. Die Erwartung, dass man sich für bestimmte Situationen «freitesten» könne, sei nicht hundertprozentig zu erfüllen. Ein negatives Ergebnis sei eine Momentaufnahme und schließe eine Infektion nicht aus.

Bei einem positiven Selbsttest-Ergebnis wiederum sollte man sich sofort isolieren und zusehen, dass man schnell das Gesundheitsamt oder seinen Hausarzt kontaktiert, um das Testergebnis mit einem PCR-Test, der weiterhin als «Goldstandard» gilt, zu bestätigen.

Warten auf die Selbsttests

Die Schnelltests für Laien kommen – nur wann gibt es sie im Handel? Aus der Politik hieß es nach den ersten erteilten Sonderzulassungen durch das BfArM, die Selbsttests sollten bald in Apotheken, Drogerien, anderen Geschäften und online zu haben sein.

Beim Verband der Diagnostica-Industrie geht man davon aus, dass in der zweiten Märzwoche Selbsttests in größerem Umfang für den Endverbraucher verfügbar sein werden.

Und was sagen die Firmen hinter den drei Tests mit der ersten Sonderzulassung?

Man bediene im ersten Schritt die Bestellungen durch Bund und Länder sowie Primärabnehmer wie Krankenhäuser oder Reha-Einrichtungen, teilt Siemens Healthineers mit. Aktuell sei man zudem in Gesprächen mit pharmazeutischen Großhändlern, so dass der Test namens Clinitest Rapid Covid-19 Self-Test «im Laufe des März» beispielsweise in Apotheken verfügbar sein werde.

Die Hamburger Gesellschaft Lissner Qi, die den Lyher Covid-19 Antigen Schnelltest vertreibt, rechnet in zehn bis vierzehn Tagen mit den ersten Auslieferungen. Es liefen Gespräche mit Großhändlern.

Technomed aus Graz rechnet nach Angaben von Geschäftsführer Moritz Bubik damit, dass ihr Test namens Rapid SARS-CoV-2 Antigen Test Card ab der zweiten Märzwoche im deutschen Handel erhältlich sein wird.

Zu den möglichen Preisen für einen Selbsttest in Apotheke, Drogerie oder Supermarkt machten alle drei Anbieter keine Angaben.

Wachsendes Angebot

Es wird nicht bei diesen drei Tests bleiben. Laut BfArM liegen aktuell rund 50 weitere Anträge auf Sonderzulassungen vor. Wann die nächsten Zulassungen erteilt werden, sei jedoch nicht genau zu sagen – das hänge unter anderem von der Qualität der eingereichten Unterlagen ab, teilt eine Sprecherin mit.

Der Verband der Diagnostica-Industrie rechnet zudem damit, dass in den nächsten Tagen und Wochen weitere Laientests von Prüfstellen wie den Technischen Überwachungsvereinen (Tüv) zertifiziert werden. Das Angebot wird also wachsen, und damit auch die Verfügbarkeit.

Von Tom Nebe, dpa