Frisch bezogene Betten, geputzte Fenster und Böden, perfekt aufgeräumte Zimmer – und dann glücklich leuchtende Kinderaugen bei der Bescherung. Klingt nach einem Zuhause in einem Weihnachtsmärchen? Vermutlich.
Denn die Realität sieht oft anders aus: Kommen Familie oder Freunde an Weihnachten zu Besuch, bedeutet dies für viele Leute erst einmal Stress. Wie gelingt es trotz Zeitdrucks, dass es zu Hause schön ist und die Gäste sich willkommen fühlen? Tipps, die Zeit sparen und trotzdem für Wohlfühlatmosphäre sorgen.
1. Pragmatismus statt Perfektionismus
Wie beim ersten Date kommt es auch bei der Wohnung auf den ersten Eindruck an. Wirkt insgesamt alles aufgeräumt, fallen mögliche Wollmäuse hinter dem Sofa kaum auf. Am wichtigsten ist Ordnung im Flur: «Denn hier heißen Sie ja Ihre Gäste willkommen», sagt Gunda Borgeest, Ordnungscoach und Autorin des Buches «Ordnung für immer». Ihr Rat: «Es sollten keine Schuhe oder Taschen herumliegen und es sollte ausreichend Platz, etwa leere Bügel, für die Garderobe der Gäste sein.»
Gerade vor Weihnachten kommt es darauf an, die Energie gut einzuteilen. «Gehen Sie die Vorbereitungen pragmatisch an und versuchen Sie nicht, alles perfekt zu machen», rät Daniela Pawelczak, Diplom-Psychologin und Ordnungscoach. Am besten fragt man sich: Was kann ich realistisch leisten?
Die Psychologin empfiehlt das Pareto-Prinzip: Mit 20 Prozent Aufwand erreicht man etwa 80 Prozent des Ergebnisses. Konkret: «Für einen ordentlichen Eindruck reicht es aus, kurz durch die Zimmer zu saugen», sagt sie. «Man braucht dafür nicht alle Möbel zu verrücken, um den Staub in der letzten Ecke zu erwischen.» Denn für ein 100-prozentiges Ergebnis müsste man weitere 80 Prozent Arbeitseinsatz aufwenden. Dafür fehlt an stressigen Tagen die Zeit.
Anderes Beispiel: Fenster putzen ist anstrengend und dauert relativ lange – ist es dunkel, wenn die Gäste nachmittags kommen, kann man sich den Aufwand eher sparen. Dann vielleicht besser in der verbleibenden Zeit die Weingläser statt die Fensterscheiben polieren.
2. Klare Prioritäten setzen
Gute Planung spart am Ende Zeit. Keiner muss die ganze Wohnung aufräumen und putzen. Aber wo fängt man am besten an? «Die Räume, in denen sich die Gäste aufhalten, sollten Priorität haben», rät Borgeest. Beschränken Sie sich zunächst auf das Wohnzimmer, die Küche, den Flur, das Gästebad und unter Umständen das Gästezimmer. «Sollten Sie danach noch Zeit haben, können Sie sich auch Ihr Schlafzimmer oder die Kinderzimmer vornehmen.»
Wichtig ist zudem die richtige Reihenfolge: «Effektives, schnelles Putzen geht schlecht oder gar nicht, wenn man vorher nicht aufgeräumt hat», sagt Borgeest. «Deshalb rate ich, die zur Verfügung stehende Zeit zu halbieren und in der ersten Hälfte aufzuräumen und die zweite Hälfte fürs Putzen zu nutzen.»
3. Die Blitzmethode mit dem Korb
Ein Tipp, wenn die Wohnung sehr unordentlich ist: «Einmal mit einem großen Korb durch die Wohnung gehen», sagt Ordnungscoach Pawelczak. «Da landet alles Überflüssige drinnen, was Sie gerade nicht brauchen.»
Der Korb oder Umzugskarton kommt dann in die Abstellkammer, den Keller oder ins Schlafzimmer – und die Tür ist zu. «Geschlossene Türen sind ein eindeutiges Signal an die Gäste, dass sie diesen Raum nicht betreten sollen», sagt Pawelczak.
Tipp: «Kümmern Sie sich zeitnah nach dem Fest oder nach dem Besuch darum, die Dinge richtig aufzuräumen», rät Borgeest. Wer die Sachen nach dem Fest jedoch gar nicht vermisst, kann sie nach ein paar Wochen eigentlich auch gleich aussortieren.
4. Gemeinschaftsaktion starten und effizient putzen
Nach dem Aufräumen kommt das Putzen. «Reinigen Sie im nächsten Schritt die Arbeitsflächen in der Küche, die Waschbecken der Bäder, die Toilette, gegebenenfalls die Dusche und die Oberflächen der Tische im Wohnzimmer, Esszimmer und der Küche», rät Borgeest. Spiegel putzen und große Objekte und Flächen zuerst abstauben. Denn da bleibt der Blick der Gäste oft als Erstes hängen. Staubsaugen Sie dann die gesamte Wohnung.
Tipp: «Einfach mal Aufgaben abgeben und die ganze Familie einspannen», rät Pawelczak. So könnten Gastgeber etwa Partner oder Partnerin sowie die Kinder, wenn sie nicht zu klein sind, einbeziehen: «Bitte übernehme das Staubsaugen im Wohnzimmer. Bitte bring‘ den Müll raus. Bitte kümmere dich darum, dass das Bad sauber ist.» Plötzlich wird eine Gemeinschaftsaktion daraus – am Ende sind alle stolz, etwas beigetragen zu haben.
5. Kleine Handgriffe mit großer Wirkung
Manchmal reichen kleine Handgriffe, damit das Zuhause sauber und ordentlich aussieht. Dazu ein paar Beispiele: «Freie Oberflächen bringen Ruhe in den Raum – einmal mit dem Staubtuch darüber wischen. Fertig», sagt Pawelczak und gibt noch einen Tipp: «Papier am besten stapeln – das sieht viel ordentlicher aus als verstreute Blätter.»
Nicht vergessen: Die Spiegel einmal putzen. «Mit dem bereits benutzen Handtuch im Bad eben einmal die Armaturen abwischen. Putzmittel in die Toilette geben und einmal kräftig schrubben», rät Pawelczak. Und: «In der Küche die Spüllappen erneuern.» Wer keine Spülmaschine und keine Zeit zum Abspülen hat, sollte das Geschirr in der Spüle mit viel Schaum einweichen. «Das sieht ordentlicher aus, als wenn es schmutzig herumsteht.»
Statt die ganze Wohnung zu wischen, kann man so laut Borgeest Flecken auf dem Boden möglichst schnell entfernen: «Nehmen Sie einen kleinen Eimer mit warmem Wasser und etwas Essigreiniger darin sowie einen Schwamm und ein trockenes Tuch. Gehen Sie durch die Wohnung, entfernen Sie alle sichtbaren Flecken auf dem Boden mit dem Schwamm und wischen Sie gleich mit dem trockenen Tuch hinterher.»
Falls die Gäste übernachten, sollten Sie alle Betten machen und im Bad frische Gästehandtücher bereitlegen.
6. Den Blick auf das Schöne lenken
Eine saubere Wohnung ist das eine. Ob sich die Gäste wohlfühlen, etwas anderes. Das können Gastgeber aber auch steuern: Entspannte Klaviermusik und gedimmtes Licht können die Wirkung eines Raumes positiv verändern und den Wohlfühleffekt erhöhen. «Stellen Sie Vasen mit schönen Blumensträußen auf den Esstisch, den Couchtisch oder auf andere Ablagen», rät Borgeest. Deckt man dann noch schön den Tisch, ist etwas Staub völlig egal.
Gerade in der Adventszeit ist das Licht wichtig: «Ich empfehle, viele Kerzen oder kleine Lampen anzumachen, und den Deckenfluter stattdessen auszulassen», so Pawelczak. «Wer einen Weihnachtsbaum aufstellen will, kann ihn schön schmücken und beleuchten, wenn die Gäste kommen. Dann kommt gleich ein wohliges Weihnachtsgefühl auf.» Schöner Nebeneffekt: Bei Kerzenschein fallen mögliche Flecken oder unaufgeräumte Ecken nicht so auf.
Auch ein guter Geruch trägt zum Wohlbefinden bei. «Also einmal alle Mülleimer leeren und kräftig durchlüften, bevor die Gäste kommen», rät Pawelczak. Der Duft von Orangen und frischen Tannenzweigen verstärkt die festliche Stimmung. Ihr Tipp: Erwärmen Sie kurz vor Ankunft der Gäste Apfelsaft mit einer Zimtstange in einem Topf auf dem Herd. «Dann riecht es lecker weihnachtlich und man kann den Gästen gleich etwas Punsch anbieten.» Oder man setzt Kaffee auf – auch sein Duft vertreibt unangenehme Gerüche.
7. Freundlicher Gastgeber statt Putzteufel
Viel wichtiger als eine perfekt aufgeräumte Wohnung ist ein angenehmes Ambiente. Gäste merken schnell, ob Gastgeber sich auf sie freuen oder gestresst sind. «Ist der Gastgeber entspannt, fühlen sich die Gäste auch gleich wohler», sagt Pawelczak. Statt mit Schweißperlen auf der Stirn völlig abgehetzt die Tür zu öffnen – besser vorher kurz durchatmen, die Beine hochlegen oder eine Runde um den Block drehen.
Dabei kann laut Pawelczak ein Trick helfen: «Setzen Sie sich beim Aufräumen Grenzen und planen Sie bewusst Zeit für sich ein. Kommen die Gäste also beispielsweise um 15 Uhr, sollten Sie mit allen Vorbereitungen bis 14:45 Uhr fertig sein.» Dann bleibt noch Zeit, um sich auszuruhen und einen Schluck Wasser zu trinken.
Verbringen die Gäste die meiste Zeit im Wohnzimmer, können Sie dort zur Begrüßung kleine Snacks und Drinks hinstellen. So kann man die Gäste elegant in den gewünschten Raum lotsen – sie fühlen sich willkommen und keiner verhungert. Mögen und vertragen alle Alkohol, dürfen die Getränke auch Umdrehungen haben. So rücken unordentliche Ecken noch schneller in den Hintergrund.
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