30. Oktober 2024

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Wie Paare und Jubilare ihre Feiern jetzt nachholen können

Corona machte ein Strich durch die Feier-Planung. Wer jetzt nachfeiern möchte, muss sich ranhalten. Die Wunschtermine für Locations sind schon knapp. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oneinchpunch/Westend61/dpa-tmn)

Was verbindet Hochzeitspaare und Geburtstags-Jubilare in Corona-Zeiten? Sie alle hätten in den letzten zwei Jahren viel Grund zum Feiern gehabt! Doch die Pandemie machte ihnen einen Strich durch die Planung. Kein Wunder, dass viele endlich das lang ersehnte Familienfest nachholen wollen.

Doch so manche Wunsch-Termine und Locations sind bereits vergeben. Deshalb ist jetzt Flexibilität gefragt – nicht nur bei Zeit und Ort, sondern auch der Feier selbst. Aber was sollte ich dabei beachten?

Ein Grundsatz steht für Business-Coach Monika Scheddin aus München an erster Stelle: Erlaubt ist, was gefällt. Vor allem, was mir selbst gefällt. «Bei vielen meiner Teilnehmer ist die Frage, ob sie ihren Geburtstag noch nachfeiern ‚müssen‘, schon zu einer richtigen Belastung geworden», sagt sie. Dabei sollte am Anfang der Planung vor allem eine Frage stehen: «Nämlich: Muss ich oder will ich?»

Und wenn ich will, weil ich Lust darauf habe und nicht, weil ich mich verpflichtet fühle, dann kann ich einen Schritt weitergehen: «Die nächsten Fragen sind dann: Muss ich das organisieren oder kann das jemand anders machen? Und will ich jetzt oder später feiern?»

Festgelegter Zeitpunkt erschwert Planung

Ein festgelegter Zeitpunkt könnte manche weitere Planung jedoch erschweren. «Die Wunschtermine sind knapp», weiß Judith Ihl-Lange, Vorsitzende des Bundes deutscher Hochzeitsplaner. Vor allem die Samstage sind über Wochen und Monate bereits vergeben. Zwar gehe der Trend schon dahin, die Feier auf den Freitag zu verschieben, «doch auch da sind die guten Locations teilweise schon ausgebucht.»

Nicht nur für Hochzeiten. Marcel Döbert, Geschäftsführer des Portals «EventBooking24.com» berichtet, dass viele Dienstleister sowohl dieses als auch nächstes Jahr den Kalender an den Wochenenden, speziell samstags, schon «komplett voll» hätten. Janine Frake von der Agentur «Die Geburtstagsplaner» erwartet für die Sommermonate einen Boom. Je nachdem, welche Wünsche die Geburtstagskinder haben, sollten sie mindestens einen Monat im Voraus planen. «Aber das ist schon höchste Eisenbahn. Besser wären drei Monate», sagt sie.

Persönliche Bedürfnisse in den Vordergrund

Was aber, wenn Locations, DJs und Caterer an meinem Traum-Termin schon vergeben sind? Wo sollte ich Abstriche machen? Oder sollte ich die verschobene Feier lieber noch einmal verschieben? «Es kommt immer ganz darauf an», meint Judith Ihl-Lange. Vor allem hängt es von dem Brautpaar ab und davon, was ihm an diesem Tag wichtig ist: gutes Essen, Live-Musik oder eine familiengerechte Umgebung?

«Man sollte die persönlichen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen und sich sagen: Es ist mein Tag, mein Fest und mein Geld – und dann sollte es auch so werden, wie ich es haben möchte», sagt die Hochzeitsplanerin.

Wer vor allem den Wunsch hat, endlich verheiratet zu sein, dem rät sie, die standesamtliche Trauung notfalls vorzuziehen und das Fest später nachzuholen. Der Stimmung würde das keinen Abbruch tun: «Natürlich wäre eine Trauung mit der Feier direkt im Anschluss das Highlight on top», gibt sie zu. «Aber die Leute sind ausgehungert. Die wollen feiern, und das wiegt gerade viel mehr auf.»

Halbe Geburtstage oder Doppel-Fest

Wie lange der eigentliche Anlass vorbei ist und wie ich mein Fest gestalte, ist egal. «Wenn ich mich da mal von eigenen oder familiären Zwängen befreie, wäre das ein guter Ansatz», meint Monika Scheddin. Eine Freundin hatte es mal satt, ihren Geburtstag immer am 8.12. im Winter zu feiern: Kurzerhand lud sie zu ihrem «halben» Geburtstag am 4.6. ein.

«Das war sehr lustig», erinnert sich die Coaching-Ausbilderin. Denn das Geburtstagskind habe sogar eine halbe Torte geschenkt bekommen. Auch eine «Rentner-Party» hat Scheddin schon erlebt: Da feierten zwei Freunde ihren 35. und 30. Geburtstag zusammen.

Einen Doppel-Geburtstag hat Janine Frake in Berlin und Brandenburg zwar noch nicht ausgerichtet, grundsätzlich hält sie es jedoch für eine gute Idee: «Aber man muss individuell gucken, je nachdem, welche Vorstellungen die beiden Geburtstagskinder haben, ob man da auf einen Nenner kommt. Dann ist es kein Problem!»

Ältestes Geburtstagskind gibt Ton an

Allerdings gibt es bei Doppel-Geburtstagen einiges zu beachten, meint Chiara Meidinger von der KniggeAkademie. Vor allem, wenn es einen größeren Altersunterschied unter den Einladenden gibt. «Wichtig ist, dass die Person, die älter ist, nichts aufgezwungen bekommt.»

Wenn also der Großvater seinen 90. Geburtstag mit dem 15-jährigen Enkel zusammenfeiert, sollte der Opa keine Kompromisse eingehen müssen. «Es sei denn, er möchte es» sagt Meidinger. «Es sollte sich jeder wohlfühlen.» Vorrang habe immer das Alter. Und die Person mit einem runden Geburtstag. Das könnten dann diejenigen sein, die die Location aussuchen dürfen.

Auch bei der Einladung gilt es, einige Regeln zu beherzigen. Wichtig sei, darin auf beide Anlässe hinzuweisen, so das Vorstandsmitglied der Deutschen Knigge-Gesellschaft. Wenn die Geburtstage schon länger zurückliegen, sollte man erwähnen, ob Geschenke noch erwünscht sind oder alternativ um Spenden für einen guten Zweck bitten.

Geschenke-Verbot? Nie mit leeren Händen kommen

Mit leeren Händen sollte man jedoch nie zu einer Feier gehen: «Eine kleine Aufmerksamkeit sollte immer mitgebracht werden», sagt die Trainerin für Business-Etikette. Und zwar beiden Einladenden.

Aufpassen sollten Gratulanten bei Glückwunschkarten für verspätete Jubilare. Wenn der 60. Geburtstag bereits Hunderte Tage zurückliegt, sollte auf der Glückwunschkarte keine 60 mehr prangen. Dann könnte man etwa lieber zum 22022 Tag im Leben gratulieren.

Doch ganz gleich, wo und mit wem und wie man feiert, eines sollte allen in diesem Jahr klar sein: «Wenn ich mir aus tiefster Überzeugung immer wieder sage, Corona hat alles verdorben, dann hat mir Corona auch alles verdorben», meint Monika Scheddin. «Wenn ich aber sage, es war ein Anlass, mal anders zu denken und das zu tun, worauf ich Lust habe, ist es auch eine Chance.»

Von Katja Sponholz, dpa