24. November 2024

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Über 30? Was späte Studis an der Hochschule erwartet

Wer sich mit über 30 an der Hochschule einschreibt, hat oft andere Prioritäten als jüngere Kommilitonen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Friso Gentsch/dpa/dpa-tmn)

Mehr als ein Jahrzehnt hat sie in ihrem Beruf gearbeitet, dann kamen die Zweifel. Anika Schatte ist gelernte Fachfrau für Systemgastronomie.

Nach verschiedenen Stationen stellte sie im Laufe der Zeit fest: «Irgendwie ist das alles ja ganz nett. Ich verdiene Geld. Aber ich hangele mich von einem Job zum nächsten.»

Das wollte sie ändern. Über Umwege stieß sie auf die Bewährungshilfe von Straftätern. Der Beruf setzt allerdings ein Studium voraus. Also entschied sie sich für den Bachelor in Sozialer Arbeit an der Alice Salomon Hochschule in Berlin.

Die Kosten als größter Knackpunkt

Größter Knackpunkt war das Geld. Die 37-Jährige hatte Bedenken, wie sie das Studium und ihren Alltag mit Familie finanzieren soll. Schatte nahm einen Studienkredit auf und jobbte nebenbei.

Studierende haben grundsätzlich mehrere Optionen: Abgesehen von Nebenjobs und Studienkrediten können sie sich etwa um ein Stipendium bemühen oder von Ersparnissen leben. Bafög dagegen fällt ab einem bestimmten Alter weg: Bei einem Bachelorstudiengang ab einem Alter von 30 Jahren und bei dem Master mit Ende 35.

Ausnahmen gebe es nur, wenn jemand wegen eines Kindes vorher nicht studieren konnte, sagt die Berufs- und Studienberaterin Bärbel Engelmann. Selbst ein Kfw-Studienkredit unterliegt einer Altersgrenze von Mitte 40.

Hinzu kommt: Die studentische Krankenversicherung gilt in der Regel ebenfalls nur bis 30. Sie kostet dann mehr, wenn es keinen Ehe- oder Lebenspartner für eine Familienversicherung gibt.

Hindernisse und Auswege

Oft stellt sich die Frage, wer sich um die Kinder kümmert, wenn Studierende über 30 bereits Eltern sind. «Da muss man den gesamten privaten Bereich abklopfen. Gibt es einen Partner? Gibt es vielleicht andere, die auf die Kinder aufpassen könnten?», so Engelmann.

Unter anderem von dieser Frage hängt die Art des Studiums ab. Soll es auf Voll- oder Teilzeit sein, ein duales, ein Fern- oder ein Abendstudium?

Nicht unerheblich ist zudem, wie lange jemand schon aus der Schule raus ist. Trauen sich die Studieninteressierten das Lernen noch zu? Engelmann rät, den eigenen Lerntyp herauszufinden und sich einen realistischen Zeitplan zu erstellen. Mitunter läuft an Hochschulen auch über mehrere Wochen eine Vorbereitungsphase, in der Studierende auf gleiches Niveau gebracht werden.

Familien- und Hochschulleben vereinbaren

Auch Anika Schatte war sich anfangs unsicher, ob sie dem Studium gewachsen ist. «Ich dachte, man muss besonders schlau sein, gut lernen können oder braucht viel Freiraum, um sich zu belesen.» Im Nachhinein stellte sich das als unbegründet heraus.

An ihrer Hochschule hatte sie eine Präsenzzeit von 20 Stunden die Woche. Außerdem legte sie sich ihre Kurse so, dass sie nebenbei arbeiten gehen konnte. Wenn sie für Prüfungen lernen oder Hausarbeiten schreiben musste, erledigte sie das eher abends. Das habe für sie und ihre Familie super funktioniert, sagt sie.

Trend zum späten Studium?

Spätstudierende ab 30 stellen trotz eines wachsenden Trends immer noch eine kleine Gruppe dar. Daryoush Danaii vom Dachverband der Studierendenvertretungen (fzs) beruft sich auf Daten aus der 21. Sozialerhebung von 2016. Demzufolge machen Studierende über 30 einen Anteil von rund 10 Prozent aus. Zum Vergleich: Knapp 60 Prozent sind zwischen 20 und 25 Jahre alt.

Warum Ältere überhaupt studieren wollen, ist laut Danaii eine Frage der Motivation: Entweder sei eine neue berufliche Perspektive das Ziel oder ein angestrebter Karriereaufstieg. Darüber hinaus eröffnen Alter und Berufserfahrung neue Chancen und ein Meisterbrief oder entsprechende Wartesemester den Zugang zu einem Studium.

Das Alter kann also von Vorteil sein. Studienberaterin Engelmann macht das auch an der Lebenserfahrung fest. «Viele von den 18-Jährigen brechen nach zwei bis drei Semestern einfach ab, weil sie sich nicht richtig orientiert haben.» Ältere machten sich in der Regel hingegen mehr Gedanken darüber, was ihnen der Abschluss bringt.

Von Hendrik Polland, dpa