Feuerschalen stehen mittlerweile in vielen Gärten und ein paar dicke Boots gibt es meist auch im Schrank. Warum also in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Abstandsgebot eine gesellige Runde nicht mal ins Freie verlagern?
Unverzichtbar in der kalten Jahreszeit sind warme Getränke. Kleine Highlights neben den Klassikern Glühwein und Punsch sind dann Hot Shots, die in einem einzigen Zug getrunken werden können.
Grill-Experte Tom Heinzle bietet seinen Gästen am Grill zwischendurch einen «Gin on Fire» an. Dafür steckt er Baconwürfel auf je einen Bambusspieß und grillt diese bei hoher Temperatur von allen Seiten. Die Spieße kommen dann quer auf ein mit Gin gefülltes dickwandiges Schnapsglas, das Heinzle kurz auf eine Grillplatte stellt, um den Gin zu erwärmen. Der Speck soll den Gin berühren, damit die Aromen übergehen. Als kleiner feuriger Snack wird zuerst der Speck gegessen und dann der Gin hinterhergetrunken.
Rituale pflegen & gemeinsam genießen
«Generell leben Shots vom gemeinsamen Ritual», sagt Stephan Hinz, Bar-Experte und Inhaber der Kölner Bar Little Link. Ob Out- oder Indoor – im Vordergrund steht der gemeinsame Genuss. Die kleinen heißen Getränke, die in einem hitzebeständigen Glas mit meist 2-5 cl Inhalt serviert werden, seien auch «als Begleitung zu Kaffee oder Dessert oder als Digestif nach dem Essen» geeignet.
Bei den Zutaten setzt Hinz auf würzige und süße Noten, die sich aus seiner Sicht besonders gut für Heißgetränke eignen. Daher seien häufig fassgelagerte Spirituosen wie Rum, Whiskey oder Cognac, aber auch Liköre Bestandteil der Shots.
Auch Zitrusnoten passen gut in winterliche Rezepte. Hinz schlägt einen «Hot Lemon» vor: Für vier Shots werden 120 ml Ricordino, ein Aperitif aus Kräutern und Zitrusfrüchten, und 80 ml Zitronensaft unter Rühren erhitzt, ohne zu kochen. Noch schneller zubereitet ist der «Camela Coffee Shot»: Einfach in einen frischen Espresso 20 ml Camela, einen herben Aperitif mit orientalischen Gewürzen, einrühren.
Gebaut, nicht geschüttelt
Ein Klassiker unter den Shots ist der «B52», der ursprünglich aus Kaffeelikör, einem Sahne-Emulsionslikör (meist Baileys) und dem Bitterorangenlikör Grand Manier besteht. Alle drei Bestandteile werden so ins Glas geschichtet, dass sie sich nicht mischen.
Das Prinzip dieser geschichteten, in der Barsprache «gebauten», Shots ist die unterschiedliche Dichte der Flüssigkeiten, wie Matthias Knorr, Chef der Barschule München, erläutert. Sie sorgt dafür, dass die Schichten im Glas getrennt bleiben, was den optischen Reiz dieser Rezepte ausmacht. Knorr empfiehlt, die einzelnen Zutaten dafür mit einem Barlöffel ins Glas zu geben.
Basierend auf dem Grundrezept gibt es zahlreiche Varianten des «B52». Häufig wird statt des Orangenlikörs hochprozentiger Rum verwendet, der vor dem Servieren kurz angezündet wird und leichter brennt als Grand Manier. Aber es geht auch experimenteller: So schichtet Knorr zum Beispiel Melonenlikör, Amarula, einen Wildfrucht-Sahne-Likör mit Karamellnote, und Absinth ins Glas und kreiert so nicht nur ein neues Farbspiel, sondern auch ein ganz anderes Geschmackserlebnis.
Spiel der Temperaturen & Konsistenzen
Wer seinen Hot Shot weniger aufwendig zusammenstellen möchte, dem empfiehlt der Barmeister zum Beispiel eine Mischung aus erwärmtem Ingwerlikör und Apfel- oder Cranberrysaft im Verhältnis 1:1. Etwas raffinierter ist der «Apple Pie Shot», dessen warme Zutaten, Zimtlikör und Apfelsaft, ein Klecks angeschlagene Sahne krönt.
An Shots mit Sahne schätzt Bar-Experte Knorr das Spiel von heiß und kalt sowie die unterschiedlichen Konsistenzen von flüssig bis cremig. Ein weiteres Beispiel ist der «Galiano Shot», der aus Espresso, dem italienischen Kräuter-Vanille-Likör Galiano und Sahne aufgebaut wird.
Es geht auch ohne Alkohol
Eine antialkoholische Variante zum «Galiano Shot» schlägt Karsten Brose, Geschäftsführer der BarAkademie Berlin vor. Wer auf Alkohol verzichten möchte, kann statt des Likörs den Espresso vorab mit einer Vanilleschote aromatisieren und bekommt zusammen mit der Sahne dann einen spannenden Zwei-Komponenten-Drink. Als Topping schmeckt etwas gemahlene Muskatnuss oder Tonkabohne.
Literatur:
Tom Heinzle: «Toms Wintergrillen», HEEL Verlag, 208 Seiten, 29,95 Euro, ISBN 978-3-96664-306-1.
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