22. November 2024

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Wenn die Wärmflasche Hautprobleme macht

Gitterförmige Verfärbungen der Haut: Wer die an sich beobachtet, ist wahrscheinlich vom Toasted-Skin-Syndrom betroffen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: dpa-infografik GmbH/dpa-tmn)

Gibt es etwas Gemütlicheres, als sich bei kalten Temperaturen mit einer Wärmflasche einzukuscheln? Gerade jetzt, wo viele Menschen die Heizung nicht allzu weit aufdrehen wollen, stehen Wärmflaschen, Körnerkissen oder Heizdecken hoch im Kurs.

Deren wohlige Wärme kann aber eine Kehrseite haben – in Form von hitzebedingten Hautschäden. Zwei Dermatologinnen erklären, was dahintersteckt.

Regelmäßige, tiefe Wärme ist das Problem

Klar, Wärme kann sehr wohltuend sein: Ein Kirschkernkissen gegen Bauchweh, eine Wärmflasche gegen Periodenschmerzen und ein Wärmepflaster gegen das Ziehen im Rücken. Oder einfach nur schön gewärmt mit einer Wärmflasche einschlafen.

Bei Temperaturen von 40 bis 50 Grad können bei kurzem Hautkontakt keine Verbrennungen entstehen, sagt Friederike Wagner vom Dermatologikum Hamburg. Doch bei «regelmäßiger, tiefer Wärme» kann es dennoch zu Hautproblemen kommen. Dann verfärbt sich die Haut, sodass ein rot-bräunliches Netz entsteht.

Fachleute nennen diese braune Pigmentierung «Erythema ab igne» – eine Wortschöpfung aus dem Altgriechischen und Lateinischen, die übersetzt «Röte durch Feuer» bedeutet. Ebenfalls bekannt ist das Phänomen unter dem Namen Buschke-Hitzemelanose. Etwas anschaulicher ist der Name Toasted-Skin-Syndrom – «getoastete Haut».

Die Blutgefäße nehmen Schaden

Wie man es auch nennt: Feststellen lässt sich das Phänomen ausschließlich durch die optischen Veränderungen der Haut, erklärt Friederike Wagner, die Fachärztin für Dermatologie und Allergologie ist. Bislang gibt es allerdings nur wenige Studien dazu.

Man geht allerdings davon aus, dass die intensive Wärme Schäden in den Blutgefäßen verursacht. Durch die Hitze erweitern sie sich zunächst, wie die Münchener Dermatologin Esther Wißmüller erklärt. Die Haut rötet sich dadurch.

Kommt es dann zu einer Schädigung der Blutgefäße, treten rote Blutkörperchen aus. Ihre Abbauprodukte – in der Medizin Hämosiderin genannt – lagern sich in der Haut ab. Dadurch kommt es Wißmüller zufolge zur Verfärbung der Haut, einer sogenannten Hyperpigmentierung.

Toasted-Skin-Syndrom kann chronisch werden

«Wenn die Wärmeanwendung regelmäßig über einen längeren Zeitraum erfolgt, wird die Hautveränderung chronisch. Das heißt, das Erythema ab igne ist dauerhaft und geht nicht mehr weg», sagt Friederike Wagner.

Immerhin: Die Verfärbung ist nicht schmerzhaft und verursacht auch sonst meist keine Beschwerden. Sollte die Haut jucken oder brennen, kann man das mit einer Salbe oder Creme behandeln.

Allerdings: «Spezielle Behandlungsmöglichkeiten gibt es keine», sagt Friederike Wagner. Und trotzdem sollte man besser zum Hautarzt oder der Hautärztin gehen, wenn man ein rot-bräunliches Netz auf seiner Haut entdeckt. Es gibt nämlich auch Krankheiten mit ähnlichem Erscheinungsbild, die nicht gutartig sind.

Es kommt auf die Dosis an

Ein Toasted-Skin-Syndrom lässt sich recht einfach vermeiden: Indem man sich nicht so oft der intensiven Wärme aussetzt. Doch wie viel ist zu viel?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ein paar Abende mit Wärmflasche führen laut Dermatologin Wagner eher nicht zu einer chronischen Hitzemelanose. Es gibt allerdings noch nicht genug Wissen darüber, welche Rolle die genetische Veranlagung spielt. Oder nach wie vielen Stunden Hitze eine Verfärbung entsteht.

Besonders Menschen, die sehr häufig mit Wärmflasche einschlafen oder oft ein Wärmepflaster auf ihrem Rücken haben, sollten die Haut daher regelmäßig kontrollieren.

Auslösen könne eine Hitzemelanose grundsätzlich jegliche Art von tiefer und lang andauernder Wärme, sagt Wagner. Eine Wärmflasche, Heizdecke, Sitzheizung im Auto – und natürlich auch ein heiß gelaufener Laptop auf dem Schoß. Auch wenn wir deren Wärme meist als angenehm empfinden, zu häufig sollte die Haut ihr nicht ausgesetzt sein.

Kein Phänomen der aktuellen Zeit

Das Toasted-Skin-Syndrom ist allerdings nicht erst ein Phänomen des Homeoffice oder der gestiegenen Heizkosten. Besonders unter Schmieden, Lokführern oder Menschen, die an Öfen oder offenem Feuer gearbeitet haben, war die Hitzemelanose schon früher verbreitet, sagt Wagner.

In ihrer Praxis begegnet Hautärztin Esther Wißmüller das Toasted-Skin-Syndrom «hin und wieder mal». Sie vermutet, das Phänomen komme jedoch «sicherlich häufiger vor».

So verlockend es also sein mag, sich mit Heizdecke aufs Sofa oder mit Wärmflasche ins Bett zu kuscheln – jeden Abend sollte man das besser nicht tun, empfiehlt Dermatologin Wagner. Insbesondere bei Kleinkindern, die nicht mitteilen können, wenn es ihnen zu warm wird, sollte man bei Temperaturen ab 40 Grad sehr vorsichtig sein.

Von Vera Kraft, dpa